Wer im Landkreis Bad Kissingen lebt, empfindet die Natur auf den ersten Blick als reichhaltig – vor allem wenn er aus einer Großstadt kommt. Felder, Fluren, Wälder - ein Traum? Nicht ganz, denn auch hier im Landkreis schwindet die Artenvielfalt. Um dem entgegen zu wirken, gibt es das Bayern-Netz-Natur-Projekt „Grüngitter“, wie es in einer Pressemeldung aus dem Landratsamt heißt.
Welche Projekte umgesetzt wurden, erklärt laut Pressebericht Renate Ullrich vom Büro Fabion GbR: „Ziel ist der Erhalt der natürlichen und historisch entstandenen Kulturlandschaft und die Förderung der typischen Vielfalt an Arten, Lebensräumen und Ökosystemen.“ Weiterhin habe die Sensibilisierung für Naturthemen, die Information der Bevölkerung sowie Umweltbildung an Schulen auf dem Projektplan gestanden. Die Projektkulisse habe zwei Drittel des Landkreises mit einer Gesamtfläche von 734 Quadratkilometern umfasst.
Für das Projekt hatte der Landkreis Bad Kissingen die Federführung und die finanzielle Abwicklung inklusive der Vorfinanzierung der Projektkosten in Höhe von 825.582 Euro übernommen und sich als Vertragspartner bei Grundstückskäufen und langfristigen Pachtverträgen eingebracht, heißt es weiter.
Fördergeber sei der Bayerische Naturschutzfonds, der das Projekt anteilig mit 75 Prozent finanzierte, gewesen. Den übrigen Anteil hätten neben dem Landkreis weitere 18 Kommunen und sieben Verbände, die sich in einer Trägergemeinschaft zusammenschlossen, übernommen.
Der allgemeine Rückgang von naturschutzfachlich wertvollen Grünflächen wirke sich negativ auf die Artenvielfalt aus, wird Matthias Franz von der Unteren Naturschutzbehörde in der Pressemitteilung zitiert. „Er hat fatale Folgen zum Beispiel für die Wiesenbrüterbestände.“ Quer durch den Landkreis, von Aura an der Saale bis nach Wartmannsroth hätten die Orte gereicht, die vom Grüngitter-Projekt langfristig profitieren.
„Insgesamt wurden auf Gemeinden- und Verbandsflächen 212 Obstbäume gepflanzt“, zählt Franz auf. Sie dienten Insekten und Schmetterlingen als Nahrung, die die Blüten bestäuben – nur so könne es zur Fruchtbildung kommen. In vielen Orten habe es Obstbaumschnittkurse gegeben. Insgesamt habe es 15 Kurse mit 245 Teilnehmern und Teilnehmerinnen gegeben.
Auch auf der Liste: die Neuaufnahme von artenreichen Mähwiesen ins Vertragsnaturschutzprogramm, die Erfassung von seltenen Ackerwildkräutern auf mehr als 150 Flächen im Landkreis, die Erfassung von Wildbienen, Laufkäfern und Wiesenbrütern, der Ankauf von 40 artenreichen Flächen sowie die Erarbeitung eines Pflegekonzepts für 120 Landkreisflächen. Außerdem wurde in Machtilshausen und Obereschenbach jeweils ein Kalk- und Kul-Tour-Wanderweg neu angelegt, in Fuchsstadt entstanden drei Waldteiche, in Oerlenbach ein neues Insektenhotel und in Rannungen wurde eine Allee der Bäume des Jahres gepflanzt.
Trotz Ablauf des Projektzeitraums seien sich alle Träger einig, dass der Grüngitter-Gedanke weiterhin verfolgt werden sollte. Hierzu könne jeder beispielsweise durch die Anlage von Blühflächen oder die Pflanzung von Obstbäumen beitragen. Fragen zum Projekt beantwortet Matthias Franz von der Unteren Naturschutzbehörde per E-Mail unter matthias.franz@kg.de. red