Lesereise
Plädoyer für das Bauchgefühl – Peggy March erzählt aus ihrem Leben
Peggy March bei ihrer musikalischen Lesereise im Kaiserhof Victoria.
Peggy March bei ihrer musikalischen Lesereise im Kaiserhof Victoria.
Klaus Werner
Bad Kissingen

„Dem Universum bin ich dankbar!“ – mit dieser Bilanz beendete Peggy March ihre musikalische Lesereise im Kaiserhof Victoria. Die Sängerin, Songwriterin und Buchautorin ließ die 120 Gäste nicht nur an ihren Lebenserinnerungen teilhaben, sondern sang auch ihre Evergreens „I will follow him“ und „Mit 17 hat man noch Träume“.

Humorvoll und offen präsentierte sich die Künstlerin bei der Präsentation ihrer Autobiografie mit dem Titel „I will follow me“. „Eigentlich mein Tagebuch“, gestand Peggy March, die am 8. März 1948 als Margaret Annemarie Battavio in Landsdale/Pennsylvania geboren wurde. Sie gestand, dass Deutsch für sie eine Fremdsprache sei, „aber eine, zu der ich eine Liebe habe“. So entstand ein unterhaltsames deutsch-amerikanisches Kauderwelsch, das mit Übersetzungshilfen aus dem Publikum aufgefrischt wurde und das mit einer Sequenz aus dem Vorwort ihres Buches begann: „Hätte ich auf meinen Kopf gehört, dann hätte es ….. nicht gegeben.“ Die Pünktchen stehen dabei für vieles in ihrem Leben, aber zum Glück gab es da ihr Bauchgefühl, das sie stets begleitet und vieles ermöglicht habe, wie sie sagt.

Ihre Karriere begann 1963. Damals habe sie sich beim Geschirrabtrocknen mit ihrem Nummer-1-Hit „I will follow him“ im Radio gehört und sei von da an ein Star in einer behüteten Familienumgebung gewesen. Es folgte das Jahr 1965 mit dem Wettbewerb „Schlagerfestspiele“ in Baden-Baden und dem Lied, „das mir auf den Leib geschrieben wurde“. Die Bedeutung der Zeilen aus der Ballade „Mit 17 hat man noch Träume“ waren ihr damals nicht bewusst, so die Künstlerin, sie habe den Text akribisch gelernt, „aber mein Bauchgefühl dazu war stimmig“. Erst später habe sie die „lebenslange Bedeutung der Zeilen“ für sich selbst erkannt.

Ein Tiefpunkt sei der vom Staat geforderte Vormund und Manager gewesen, der für alles verantwortlich war, „vor allem für das Geld“. Übrig geblieben sei, nachdem sie nach amerikanischen Gesetzen volljährig war, ein Scherbenhaufen und 500 US-Dollar.

Gutmütig-mürrisch, 23 Jahre älter, blaue Augen – so beschrieb sie ihren neuen Manager und späteren Ehemann Arnold „Arnie“ Harris. Mit diesem traf sie dann 1969 die Entscheidung, in Deutschland zu wohnen – aber weil es ihr Hamburg zu regnerisch war in München. Die Wohnungssuche endete in einem Haus mit Bordellbetrieb und „Arnies“ Blick für die schönen Frauen im Aufzug. Humorvoll umschreibt sie ihre Erlebnisse rund um das Etablissement sowie ihr Bestreben, die deutsche Sprache zu lernen – „Lebensmittel-Deutsch“ nannte sie das, denn es war notwendig, damit Essbares auf den Tisch kam.

Die 1970er Jahre waren die goldenen Schlagerzeiten mit vielen Shows und TV-Aufzeichnungen. Sie sei 200 Tage im Jahr unterwegs gewesen, sagt Peggy March. „Die Bühne war mein Zuhause.“ Und dann erzählt sie Anekdoten über Roy Black, Mary Roos, Peter Kraus, Katja Ebstein oder Rex Gildo und gewährt damit einen Blick hinter die Kulissen der Shows, die damals eine familiäre Atmosphäre hatten.

In ihrer Zeit in Deutschland bekam Peggy March ihre Tochter Sande, schrieb Liedtexte für sich und andere, gründete eine Band und zog 1981 zurück nach Amerika. Denn wegen der „Neuen Deutsche Welle“ bekam sie immer weniger Gelegenheiten, aufzutreten.

Als ihr Ehemann Arnie Anfang der 2000er Jahre krank wurde, musste sie sich selbst managen, denn „das Showgeschäft besteht nicht nur aus dem Singen“. Auch im Jahr 2016 folgte sie ihrem Bauchgefühl als sie entschied, bei einer Deutschland-Tournee der „Schlager-Legenden“ mitzumachen. Die Erfolge wiederholten sich in den nächsten Jahren und mit dem Lied „Don’t worry my Love“ verbindet sie ihre persönliche Geschichte. „Ich kann nicht mehr tanzen wie einst, aber ich kann noch singen – ich hab’s gelernt.“

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