Die Freude in den evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Bad Staffelstein und Herreth im Itzgrund ist riesengroß. Denn nach nur fünf Monaten der Vakanz konnte die gemeinsame Pfarrstelle mit Raphaela Holzinger neu besetzt werden. Die Pfarrerin auf Probe ist vom katholischen zum evangelischen Glauben konvertiert. Zur Ordination kamen viele Vertreter aus beiden christlichen Kirchen und aus der Politik.
Beide Konfessionen vertreten
Feierlich zog Raphaela Holzinger zusammen mit Regionalbischöfin Dorothea Greiner und Dekanin Stefanie Ott-Frühwald und anderen Geistlichen beider christlichen Konfessionen und den Kirchenvorständen in die Dreieinigkeitskirche in Bad Staffelstein ein. In ihrer Predigt bedauerte die Regionalbischöfin, dass das Pfarrhaus leider noch nicht bezugsfertig sei und deshalb Holzingers vier Kinder im Alter von 11 bis 17 Jahren noch beim Vater lebten.
Raphaela Holzinger, vor 50 Jahren in Regensburg geboren, ist in Bad Abbach in einer katholisch geprägten Familie aufgewachsen. In Holzingers Elternhaus gehörte das Gebet am Morgen, Mittag und Abend zum festen Tagesablauf. So war nicht verwunderlich, dass sie in der dortigen katholischen Pfarrgemeinde als Ministrantin wirkte. Es brauchte einige Lebensabschnitte mit Realschulabschluss, Banklehre, Abitur und Lehramtsstudium, bis Holzinger an die Katholische Universität nach Eichstätt wechselte, um dort Theologie zu studieren. Die praktische Ausbildung als Pastoralassistentin erfolgte in der Diözese Regensburg und in Würzburg, wo Holzinger ihren Mann kennenlernte.
Nach ihrer zweiten Dienstprüfung arbeitete sie in Würzburg als Pastoralassistentin. Weiterhin war sie als Religionslehrerin und fünf Jahre als Pastoralreferentin in Arnstein in Unterfranken tätig. Danach wechselte sie in die Stadtpfarrei Schweinfurt „Maria Hilf“ mit dem Schwerpunkt Gemeindeleitung. Gemeindeleitung bedeutet, in der Kirchenverwaltung und in der Organisation firm zu sein sowie Konzepte zu entwickeln und zu erarbeiten.
„Starres System“
Was Holzinger nicht gefiel: In der römisch-katholischen Kirche stehe immer ein Pfarrer über dem Ganzen. Dagegen sei in der evangelischen Kirche der Kirchenvorstand das entscheidende Gremium. Da sei ihr der Gedanke gekommen zu konvertieren. „Die katholische Kirche ist stark hierarchisch geprägt und von oben bis unten durchstrukturiert. Dieses starre System behindert die Gemeinde vor Ort“, ist Holzingers Meinung. „Diese Pfarrstelle hätten wir keinem Berufsanfänger geben können. Mit Raphaelea Holzinger haben wir die richtige Frau für diese Pfarrstelle gefunden“, zeigte sich die Regionalbischöfin sicher.
Die Ordinationshandlung, Auflegen der Hände und Segenswünsche, nahmen Pfarrerin Hedwig Porsch aus Coburg, Pfarrer Wolfgang Weich aus Schweinfurt, Martin Fritz, der Vertrauensmann der Kirchengemeinde Bad Staffelstein, sowie Sandra von Wendorf und Schwester Madeleine Bauer vor. Der Ordinationsgottesdienst wurde vom Posaunenchor und der Kirchenband sowie von der Organistin Tanja Edner musikalisch umrahmt.