Muggendorf
Ein Sinnbild gelebter Ökumene
Die Kirchenpflegerin Silvia Roller mit dem Modell der Mariengrotte, die rund 18.000 Euro kosten soll.
Die Kirchenpflegerin Silvia Roller mit dem Modell der Mariengrotte, die rund 18.000 Euro kosten soll.
Thomas Weichert
Blick auf die Kirche mit dem 2012 eingeweihten Kunstwerk von Hubert Hunstein an der Fassade
Blick auf die Kirche mit dem 2012 eingeweihten Kunstwerk von Hubert Hunstein an der Fassade

Am 31. Juli feiern die Muggendorfer Katholiken mit einem Festgottesdienst, den der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zelebrieren wird, den 50. Jahrestag der Weihe ihrer Gößweinsteiner Filialkirche „Auferstehung Christi“. Bis dahin soll die moderne Mariengrotte als eine Art meditativer Ruheraum und Ort der Begegnung vor dem Kircheneingang fertig sein.

Die Orgel spielte bei der Kirchenweihe der spätere Regionalkantor Georg Schäffner im Alter von erst 17 Jahren. Man schrieb den 5. August 1972, als die lang ersehnte Einweihung des modernen Gotteshauses erfolgte. Damals war Paul Pöhlmann Wiesenttaler Bürgermeister, der neben weiteren Ehrengästen ein Grußwort sprach.

Zuvor gab es im überwiegend evangelischen Muggendorf im kleinen baufälligen Tanzsaal des damaligen Gasthauses „Schwan“ eine katholische Notkirche, da nach dem Zweiten Weltkrieg auch viele Vertriebene katholischer Konfession nach Muggendorf kamen. Am 8. März 1967 wurde von 19 Personen ein Kirchenbauverein gegründet. Der Forchheimer Architekt Werner H. Post zeigte bei der Gründungsversammlung bereits die ersten Planskizzen für die neue Kirche.

Eine groß angelegte Spendenaktion brachte einen beachtlichen Teil des Geldes für den Kirchenneubau ein, mit dem 1970 begonnen wurde. Nach mehrmonatiger Bauzeit – Baumeister war der Gößweinsteiner Maurermeister Adolf Nützel – konnte am Rotdornweg eine moderne Kirche geschaffen werden, die sich in das Ortsbild einfügt und seitdem mit Leben erfüllt ist. Nach der Fertigstellung des Gotteshauses konnte der Kirchenbauverein aufgelöst und in die Kirchenstiftung „Auferstehung Christi Muggendorf“ als Gößweinsteiner Filialkirche übergehen.

Das Kruzifix hinter dem Altar wie die bunten Bleiglasfenster stammen aus der evangelischen Kirche von Bad Wörishofen, wo sie nach dem Kirchenabbruch nicht mehr benötigt wurden. Schon dies war damals ein Zeichen dafür, dass in Muggendorf der ökumenische Geist beheimatet ist.

Zur Weihefeier am 5. August 1972 spielte dann auch der evangelische Posaunenchor auf und gesanglich umrahmte den Festgottesdienst der Basilika-Chor Gößweinstein. Weihbischof Martin Wiesend versicherte bei der Einweihung, dass die katholischen Christen in Muggendorf, zu denen auch die Katholiken aus Engelhardsberg, Wohlmannsgesees und Trainmeusel gehören, nicht ein Gotteshaus errichten wollten, mit dem sie repräsentieren können, sondern es ihnen daran gelegen sei, ein Bauwerk zu schaffen, das mit Leben erfüllt werde.

Für die heutige Kirchenpflegerin Silvia Roller, die sich dieses Amt seit zehn Jahren mit Gudrun Unglaub teilt, ist Muggendorf das Sinnbild gelebter Ökumene. Denn nicht nur die katholischen, sondern auch die evangelischen Christen spenden für die neue Mariengrotte, die rund 18.000 Euro kosten wird und für die es keinerlei Zuschüsse gibt.

„Derzeit erleben wir mit der Corona-Krise und nun auch noch mit dem Krieg in der Ukraine eine für uns alle einschneidende und belastende Zeit. Gerade in dieser Zeit ist es daher wichtig, dass wir unseren Mitmenschen Trost und Hoffnung geben und ihnen einen Rückzugsort für die Seele schenken können“, sagt Roller, die um weitere Spenden für die Mariengrotte bittet. Viele Ehrenamtliche sind in die Planung und Vorbereitung integriert. Die neue Anlage steht dann auch der Öffentlichkeit dauerhaft zur Nutzung offen. „Unser Projekt Mariengrotte stärkt durch Zusammenarbeit unsere Gemeinschaft als Diasporafiliale zu unseren evangelischen Mitchristen und darüber hinaus“, sagt Roller. Dies habe sich auch schon gezeigt, als 2012 die Balustrade saniert werden musste und bei dieser Gelegenheit der ortsansässige Schmied Hubert Hunstein ein neues Kunstwerk für die Außenfassade entwarf und schmiedete. Die moderne Darstellung des Kreuzes soll dem Gläubigen Trost, Hoffnung und Zuversicht geben. Die Filialkirchenstiftung Muggendorf zählt aktuell rund 320 Gemeindemitglieder.

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