Seit dem Jubiläumsjahr 2002 wird der Festtag des Heiligen Sebastian in Herzogenaurach wieder mit einer Prozession feierlich begangen. In diesem Jahr feiert die Stadtpfarrei am Sonntag, 22. Januar, mit den Herzogenaurachern das Fest mit der Prozession.
Früher war der 20. Januar, der Tag des Hl. Sebastian, in Herzogenaurach sogar ein lokaler Feiertag. Gottesdienste mit auswärtigen Predigern und Beichtgelegenheiten prägten diesen Festtag des Herzogenauracher Stadtpatrons. Bis zu den Umbrüchen in der Napoleonischen Zeit gab es in Herzogenaurach eine eigene Sebastiani-Bruderschaft. Über die Entstehung dieser Bruderschaft konnte der Herzogenauracher Forscher Luitpold Maier einiges in Erfahrung bringen.
So gedachten die Herzogenauracher bereits in früheren Zeiten ihres Stadtpatrons. Es war im Jahr 1496, als die ganze Pfarrei von einer fürchterlichen Pestwelle heimgesucht wurde. Täglich wurden mehrere Leichen zu Grabe getragen und der Tod drohte die Pfarrei völlig zu entvölkern.
Zuflucht zum Heiligen Sebastian
Da nahm die Bürgerschaft ihre Zuflucht zum Heiligen Sebastian, errichtete zu seiner Ehre einen Altar in der Kirche und trat in einem heiligen Bündnis zusammen. Im Jahr 1670, unter Pfarrer Johann Georg Ruppert, erhielt diese fromme Bruderschaft die bischöfliche Bestätigung. Seit diesem Jahr wurde eine Totenmatrikel über die Angehörigen der Bruderschaft mit dem barocken Titel angelegt: „Sanct Sebastians Bruderschaft Todtenbuch in welchem aller Abgestorbenen Brüder und Schwester Nahmen zu finden. Angefangen den 20. Monattag January A° 1671“.
Im Jahre 1699 wurde begonnen, alljährlich gesonderte Rechnung darüber zu führen. Die Kosten wurden durch die Beiträge von Seiten der Mitglieder bestritten. Weitere Einnahmen setzten sich aus dem Verkauf von Bruderschaftsbüchern, den Beiträgen der Angehörigen, und sonstigen freiwilligen Gaben am Feste des Heiligen, ferner aus den Einkünften durch Opferstock und „Klingelsäcklein“ zusammen.
Der Bruderschaft floss darüber hinaus noch der Sammelertrag an den Festtagen Maria Lichtmess, Maria Heimsuchung, Maria Himmelfahrt, Maria Geburt, am Rosenkranzfest und am Fest Maria Empfängnis mit Zustimmung der Kirchenverwaltung zu.
Ausgaben für die Bruderschaft
Es fielen aber auch Ausgaben für die Bruderschaft an. So mussten einige Tage vor den Festtagen um den 20. Januar Verkündigungszettel in die umliegenden Ortschaften, die nicht mehr zur Pfarrei zählten, getragen werden. Solche kamen sogar bis nach Höchstadt und Etzelskirchen.
Auch die geistlichen Herren von auswärts, die mit Beichtehören und anderen kirchlichen Funktionen hier tätig waren, mussten für zwei Tage entschädigt werden. Den größten Teil davon trug jedoch die Kirchenverwaltung. So wurden im Jahre 1715 sieben Geistliche erwähnt, die in Herzogenaurach Beichte hörten. Es waren Karmeliten aus Bamberg, Kapuziner aus Höchstadt und Franziskaner aus Forchheim.
Einen ziemlichen Aufwand beanspruchte natürlich die öffentliche Prozession. Sowohl während des Gottesdienstes als auch der Prozession musizierten die Türmer von Höchstadt. Lediglich 1715 und 1718 werden auch die Türmer von Bruck als Musikanten erwähnt.
Während des Hochamtes wurden an diesem Tage vor der Kirchentür drei Böllerschüsse abgegeben, und es paradierte eine Abteilung Bürgerwehr vor dem Altar. Mit der Zunahme der Mitglieder und ganz besonders auch durch Vermächtnisse wuchs das Vermögen der Bruderschaft und es konnten verschiedene Reparaturen und Neuanschaffungen von Inventarien vorgenommen werden.
Altarbild an Schuhmacher verkauft
1710 ließ Hans Steeger, der damals Bruderschaftspfleger war, Bilder von den Heiligen Maria Magdalena, Sebastian und Maria in Erlangen malen, die bei Leichenbegängnissen von Bruderschaftsmitgliedern an das Bahrtuch gehängt wurden.
1719 wurde das alte Altarbild an den Schuhmacher Hans Ziegler für 48 Kreuzer verkauft. Es wurde nun eine neue Statue angeschafft − die jetzige − deren Kosten zwölf Gulden und 50 Kreuzer für den leider nicht genannten Maler und Bildhauer in Bamberg betrugen. Durch eine Kollekte, die Johann Welker, Ratsbürger und Gotteshauspfleger veranstaltete, konnten die Kosten bestritten werden.
Erst drei Jahre später, 1722, wurde nun ein neuer Altar von Bamberg herausgeschafft, den der Schreiner Welker und der Bildhauer Gollwitzer aus Bamberg fertigten. Das Laubwerk an den Kapitellen fertigte der Bildhauer Martin Mender aus Herzogenaurach. Zur Vergoldung des Altares wurde eine große Kollekte abgehalten, so dass die Arbeiten um den Altar im Jahr 1728 abgeschlossen werden konnten. Der Kunstmaler Johann Fischer von Erlangen vergoldete den Altar mit feinem Gold, wofür er 95 Gulden erhielt.
Die Sebastiansstatue in der Mitte des Altars wurde rechts von Kardinal Karl Borromeo und links vom Heiligen Rochus, ebenfalls einem Pestheiligen, flankiert. Ein Schild mit dem Heiligsten Herzen Jesu an der Spitze des Altars hielten zwei Engel.
1766 wurden zwei neue, mit Samt überzogene und mit Gold gefasste Pyramiden von Maler Franz Eugen Steinherr aus Herzogenaurach angefertigt, worin an hohen Festtagen die Reliquien des Heiligen Sebastian auf dem Altar ausgestellt wurden. In den Wirren der Napoleonischen Zeit um 1800 gingen die finanzielle Ausstattung der Bruderschaft verloren. Bedauerlicherweise wurde auch der Altar 1902 abgebrochen und mit unbekanntem Empfänger verkauft, so dass lediglich die Statue des Heiligen Sebastian aus dieser Zeit erhalten ist. 1935 wurde sie in den jetzigen Altar eingefügt.