Männer und Frauen in Lederkluft gerieten in Bewegung. „Jetzt geht zu euren Maschinen und stimmt mit den Motoren ein Gloria an!“ hatte ihnen Pfarrer Wolfgang Eßel vom Altar auf der Domplatzbühne aus zugerufen. Und tatsächlich heulten die Motoren der heißen Öfen auf, übertönten alle anderen Tagesgeräusche rund um den Dom. „Lasset uns beten!“, musste der Priester fast ins Mikrofon brüllen. Der Sound dieses Motorradgottesdienstes anlässlich des Heinrichsfestes am Samstagnachmittag wurde nur noch von der Band „Bethlehem All Stars“ getoppt, die modernen geistlichen Liedern ein fetziges Gepräge gaben.
„Die Atmosphäre ist gut, passt alles!“, freute sich etwa Biker Helmut (57 Jahre), der auf seiner Suzuki Bandit aus Lichtenfels gekommen war. Und Jürgen aus Strullendorf war begeistert, viele Bekannte wiederzusehen: „Ich war schon öfters beim Heinrichsfest dabei“, sagte der 61-Jährige.
Festbier und ein Berg Gemüse
Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte das Fest zu Ehren des Bistumsgründers Kaiser Heinrich II. wieder von Freitag bis Sonntag gefeiert werden. „Schön, dass es wieder ein Heinrichsfest gibt!“, strahlte Josef Wachtler am Getränkestand der Kolpingsfamilie Bamberg. Seit vielen Jahren zapft Wachtler unverdrossen das Festbier, schenkt Alkoholfreies besonders an die Motorradfahrer aus und verbreitet zusammen mit weiteren Kolpingbrüdern und -schwestern gute Laune.
So wie Franziskusschwester Claudia Hink, die auch heuer stundenlang in der riesigen Klosterküchenpfanne rührte. Zusammen mit zwei Mitschwestern hatte Hink 50 Kilogramm Paprika, Zucchini und Lauch geputzt und klein geschnippelt. Und obendrein das für das Veggie-Gericht „Gebratene Nudeln mit Gemüse“ derzeit besonders begehrte Sonnenblumenöl in verschiedenen Supermärkten bekommen, wie Schwester Claudia lachend erzählte. Das Lob der vielen Esser für das köstliche Gericht war ihr dann auch Dank genug für all die Mühe.
Erzbistum übernimmt das Porto
Überhaupt war eine große Schar von Haupt- und Ehrenamtlichen auf den Beinen, um das bunte Programm aus Gottesdiensten, Aktionen, Talk, Musik, Zauberei, Meditativem und Kreativem, Budenstadt der Verbände und Initiativen, Cafés und Grillständen zu stemmen. Die organisatorischen Fäden hatte die Projektarbeit im Erzbistum Bamberg zu einem Netz aus kurzweiligen Momenten für Kinder bis Senioren verknüpft. Dazu gehörte zum Beispiel die erstmalige Postkartenaktion: Wer seinen ferngebliebenen Liebsten einen „Heinrichsgruß aus Bamberg“ schreiben wollte, konnte dies gleich erledigen und die unfrankierte Karte in einen Briefkasten werfen. „Das Porto übernimmt das Erzbistum“, klärte Stefanie Jahrsdörfer von der Projektarbeit auf.
Bamberg – die richtige Wahl
Zwei Touristen aus dem Großraum Stuttgart etwa nutzten die Gelegenheit, Freunden in Texas/USA via Karte vom Schlenkerla-Rauchbier und schmackhaftem fränkischen Speisen vorzuschwärmen: „Bamberg ist die richtige Wahl!“, fühlten sich die beiden jungen Männer in ihrer Urlaubsentscheidung für das Welterbe samt Heinrichsfest bestätigt.
Schick: „Bleiben Sie in der Kirche!“
Höhepunkt der Festtage unter dem Motto „Raus aus der Blase“ war der Sonntagsgottesdienst mit Erzbischof Ludwig Schick. Er rief die Kirche dazu auf, weniger um sich selbst und ihre Probleme zu kreisen, sondern vielmehr die christlichen Werte und Tugenden zu leben und zu verkünden. Das Leitwort „Raus aus der Blase“ ergänzte der Erzbischof mit den Worten „Rein in die Kirche“.
Denjenigen, die an einen Austritt denken, sagte er: „Bleiben Sie in der Kirche! Treten Sie auf und nicht aus!“ Schick lud sie dazu ein, „mitzumachen, wo immer sie wollen und können“. Kirche sei viel einfacher, als sie oft in Diskussionen und Schlagzeilen dargestellt werde. „Kirche ist Leben der Frohen Botschaft, die dann auch Werke hervorbringt wie Kindergärten und Schulen, Altenheime und Behinderteneinrichtungen, all das, was nützlich ist für die Menschen“, so der Erzbischof.
Die Erlöse und Kollekten des Festes kommen dieses Jahr den vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine sowie Flüchtlingen aus der Region zugute.
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