Seit elf Jahren an der Pfeife und inzwischen in der Landesliga angekommen: Daniel Reich von der Schiedsrichtergruppe Bamberg hat die Passion zum Pfeifen von Vater Wolfgang quasi in die Wiege gelegt bekommen. Unter dem neuen Gruppenobmann Andreas Oppelt ist Reich mit seinen 22 Jahren zum stellvertretenden Lehrwart ernannt worden.
Sein größtes Anliegen: Es braucht dringend neue Schiedsrichter. Schon jetzt können manche Partien in der A-Klasse und im Jugendbereich nicht mehr mit einem Schiedsrichter besetzt werden.
Im Interview spricht der 22-Jährige über seinen Weg und wirbt für den Job an der Pfeife.
Schiedsrichter müssen sich viel anhören. Wie sie auch entscheiden, irgendwer ist immer unzufrieden. Wie lernt man damit umzugehen?
Daniel Reich: Negative Erfahrungen auf dem Platz gehören leider dazu, so ehrlich muss man sein. Alles andere wäre Augenwischerei. Das ist wohl auch der Grund, weswegen einige nach recht kurzer Zeit die Lust am Pfeifen wieder verlieren. Wir versuchen dem aber entgegenzuwirken, es wird niemand alleingelassen.
Beispielsweise gibt es Paten, die neue Schiedsrichter bei ihren ersten drei Einsätzen begleiten, während des Spiels Tipps geben und helfen, sich gegenüber den Mannschaften zu präsentieren. Welche Ansprache wähle ich? Wie läuft die Passkontrolle ab? Wie deute ich die Stimmung? Das Schiedsrichtersein beginnt nicht erst mit dem Anstoß.
Sie pfeifen in der Landesliga und assistieren in der Junioren-Bundesliga und der Regionalliga. Wo soll Ihr Weg hinführen?
Planbar ist das ja nicht. Ich habe die Ambitionen, es noch weiter nach oben zu schaffen. Das hängt aber von meinen Leistungen ab, die Jahr für Jahr neu bewertet werden. Ich war mit meinen Leistungen in der vergangenen Saison insgesamt sehr zufrieden und hoffe, dass ich zur kommenden Spielzeit als Hauptschiedsrichter in die Bayernliga aufsteigen darf.
Welche Schiedsrichter auf-, absteigen oder in ihren Ligen bleiben, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Ausschlaggebend ist ein Punktesystem.
Spielen Sie auch selbst noch?
Aktiv in einem Verein nicht mehr. Mit 15 oder 16 Jahren habe ich aufgehört und mich auf das Pfeifen konzentriert. Ich bin am Wochenende in der Regel zwei Mal als Schiedsrichter im Einsatz, in der Regionalliga oder der Junioren-Bundesliga kommen weite Wege zusammen. Da bliebe für Vereinsfußball nur noch wenig Zeit übrig.
Viele unsere Schiedsrichter spielen aber selbst noch, bei den Einteilungen versuchen wir natürlich, dass es zu keinen Überschneidungen kommt.
In aller Kürze: Warum sollte sich jemand zum Schiedsrichter ausbilden lassen?
Die Liebe zum Fußball trägt doch jeder in sich, der sich ein Spiel ansieht. Warum nur zusehen? Man kann den Sport mitgestalten, stärkt seine eigene Persönlichkeit und hilft gleichzeitig mit, die Zukunft des Amateurfußballs zu sichern.
Gruppen Bamberg und Steigerwald bieten Neulingskurse an
Gruppe Bamberg: Freitag, 27. Mai, von 16.30 Uhr bis 21 Uhr, sowie Samstag, 28., und Sonntag, 29. Mai, jeweils von 9 bis 13 Uhr auf dem Gelände des FC Baunach. Weitere Infos bei Daniel Reich: Daniel.reich.heubach @t-online oder bei Lehrwart Michael Demus: michael.demus@t-online.de
Gruppe Steigerwald: Freitag, 10. Juni, von 18 bis 21 Uhr, sowie Samstag. 11., und Sonntag, 12. Juni, jeweils von 9 bis 12 Uhr auf dem Gelände des TSV Burgebrach. Infos bei Holger Deutsch, Mail: otschieri@web.de
Kursinhalte: Theoretischer Teil mit Vermittlung des Regelwerks am Freitag und Samstag, am Sonntag folgen Fitnesstest (1000-Meter-Lauf) sowie eine Theorieprüfung. „Davor braucht niemand Angst zu haben“, so Reich.
Anforderungen: Mitglied in einem Verein, Mindestalter: 14 Jahre. Nach oben keine Begrenzung. Frauen und Mädchen besonders willkommen.
Vorteile: Schiedsrichter erhalten neben den Fahrspesen eine Aufwandsentschädigung zwischen 15 bis 30 Euro pro Spiel. Zu allen Spielen im Bayerischen Fußball-Verband und zu allen Bundesligaspielen (1. bis 3. Liga) haben Schiedsrichter freien Eintritt.