In Bayern sind am Freitag Tausende Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. Allein in München kamen nach Angaben der Polizei etwa 12 000 Teilnehmer zu der Protestaktion der Bewegung Fridays for Future (FFF). Die Veranstalter sprachen sogar von 29 000. Ursprünglich hatte Fridays für Future nur mit etwa 5000 Teilnehmern in München gerechnet.
Demos bis in die Abendstunden
„Wir sind sehr viel mehr als wir erwartet haben“, sagte die Sprecherin der Organisatoren, Cosima Schaaf. Man sei positiv überrascht. Die Menschen wollten vor der Bundestagswahl am Sonntag noch einmal auf das Thema aufmerksam machen.
Auch in etlichen anderen Städten im Freistaat und im Rest der Bundesrepublik fanden am Freitag noch Demonstrationen statt oder waren bis in die Abendstunden hinein geplant. Die Teilnehmer wollten der Forderung nach raschen und entschlossenen Maßnahmen für den Klimaschutz Nachdruck verleihen.
Knapp 2000 Teilnehmer in Nürnberg
In den übrigen bayerischen Städten wurden die Zahlen aus München allerdings bei weitem nicht erreicht. In Nürnberg meldete die Polizei 1900 Teilnehmer bei einem Protestzug, in Regensburg waren von mehr als 1000 Frauen und Männern die Rede, und in Würzburg wurde die Zahl mit rund 600 angegeben. „Schon jetzt verlieren Menschen aufgrund der Klimakrise ihr Zuhause und müssen fliehen. Wir können nicht weiter mit dem Kampf gegen die Klimakrise warten“, begründete Fridays for Future den sogenannten Klimastreik.
Die Initiative will mit den Demonstrationen politischen Druck aufbauen. Sie fordert Maßnahmen, um die Klimaerhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
In Bamberg nutzten die lokalen Bundestagskandidaten die FFF-Demo und stellten am Maxplatz ihre Klimapolitik in zwei Minuten vor. Anschließend gab es noch Fragen an den parlamentarischen Staatssekretär Thomas Silberhorn (CSU), MdB Lisa Badum (Grüne), MdB Andreas Schwarz(SPD) und Jan Jaegers (Die Linke). Tempolimit, Klimaneutralität und Kohleausstieg kommen zur Sprache. Die FDP habe aus Zeitgründen abgesagt, erklärten die Veranstalter.
200 Menschen lauschten auf dem Maxplatz, der Großteil der 1200 Menschen, die am Bahnhofsvorplatz losgezogen waren, stand am Ende jedoch auf dem Heumarkt. Während Badum und Jaegers ordentlich Beifall und Zurufe bekamen, mussten sich Schwarz und vor allem Silberhorn vereinzelt Sprechchöre, Gelächter und auch Buhrufe gefallen lassen.
Druck von der Straße
„Ich bin hier, um vor der Wahl zu zeigen, welche Themen wichtig sind“, erzählt die Demonstrantin Lotte Kalka. Für ihre Freundin Teresa Kressel ist klar: „Ich möchte Solidarität mit den Menschen zeigen, die besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.“ Beide studieren in Bamberg und sind mit der Handlungsbereitschaft der Politik unzufrieden. „Es ist wichtig, dass auch unabhängig von den Wahlen weiter Druck von der Straße kommt“, erklärt Kalka mit Blick auf die Umfragewerte der Parteien.
Die Hoffnung sterbe zuletzt. Das findet auch Oliver Lorenz, der in Bamberg zur Schule geht. „Ich bin hier für unsere Zukunft.“ Sein Freund Christian Holland meint: „Wir müssen Druck machen, damit die Klimaziele auch eingehalten werden.“ Das sehen auch die Aktiven von „Fridays for Future“ so: „Wir haben am Sonntag die Wahl: Wir können das Klima schützen oder die Welt zugrunde gehen lassen“, macht die Aktivistin Julie deutlich.
Greta kritisiert Bundesregierung
In Berlin nahm unter anderem die Initiatorin Greta Thunberg an der Kundgebung teil. Die Schwedin bezeichnete Deutschland als „einen der größten Klima-Bösewichte“. „Deutschland ist der viertgrößte Kohlenstoffdioxid-Emittent in der Geschichte, und das bei einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen“, sagte Thunberg am Freitag vor dem Bundestag.
In ihrer Rede, die von Applaus und Zustimmung begleitet wurde, forderte sie eine Veränderung des „Systems“. Man könne sich aus der Krise nicht „herausinvestieren, bauen oder kaufen“, so Thunberg. „Und je länger sie so tun, als könnten wir die Krise innerhalb des heutigen Systems lösen, desto mehr Zeit verlieren wir.“
Tausende Demonstranten versammelten sich auf der Wiese vor dem Reichstag, auch die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer sprach. Thunberg verließ am Nachmittag gemeinsam mit Neubauer unter Polizeischutz den Platz, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Zuvor hatten drei Männer die Klimaaktivistin bedrängt und beleidigt. Regierungssprecher Steffen Seibert verwies angesichts der Proteste auf Fortschritte und sagte, die Regierung habe ihre Anstrengungen verstärkt, um neue Klimaziele zu erreichen. Es gebe eine neue Dynamik .