Der Bus klingt wie jeder andere auch, er fährt wie jeder andere auch. Und er riecht auch nicht anders als sonst – obwohl es naheliegend wäre: Denn der Linienbus, der am Dienstagvormittag in Bamberg am Busdepot der Stadtwerke vom Hof fuhr, wird nicht mehr mit konventionellem Dieselkraftstoff angetrieben, sondern mit hydrierten Pflanzenölen.
Der Kraftstoff heißt HVO100 („Hydrotreated Vegetable Oil“) und hat die gleichen chemischen Eigenschaften wie Diesel. Entscheidend ist, dass er bilanziell rund 90 Prozent weniger CO2-Emissionen freisetzt und die Klimabilanz der vorhandenen Busflotte augenblicklich und ohne weitere Investitionen optimiert.
Für die Stadtwerke ist das eine zweckmäßige Zwischenlösung für den Klimaschutz, bis sie ihre komplette Busflotte elektrisch und damit komplett emissionsfrei antreiben werden.
Bamberg ist einzigartig in Deutschland
Die Bamberger sind die Ersten in ganz Deutschland, die den Treibstoff aus hydrierten gebrauchten Pflanzenölen in die Tanks von zunächst zwei Bussen lassen.
Während der Pilotphase sollen die Motorleistungen beobachtet und die Abgase der Busse detailliert analysiert werden. Erst wenn sich der Kraftstoff bewährt, werden ab dem Sommer alle 57 konventionell betriebenen Busse der Stadtwerke ausschließlich mit HVO100 betankt.
Keine technische Umrüstung notwendig
Für den Pilotbetrieb haben die Stadtwerke in ihrem Busdepot an der Bamberger Georgenstraße eine zweite Tankstelle eingerichtet, an der die ersten Fahrzeuge ausschließlich mit dem neuen Kraftstoff betankt werden.
Der Biokraftstoff besteht ausschließlich aus biologischen Rest- und Abfallstoffen und ist frei von Palmöl. Der Hersteller garantiert den Stadtwerken, dass die Produktion nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- sowie Futtermittelerzeugung tritt und schädliche Anbaumethoden fördert. Die Betankung ist ohne aufwendige technische Umrüstungen möglich.
HVO100 ist derzeit nicht an öffentlichen Tankstellen erhältlich. Die Stadtwerke dürfen den Kraftstoff nutzen, weil sie ihn nur für Flottenfahrzeuge einsetzen und in einer eigenen Tankstelle betanken. HVO100 ist aktuell etwas teurer als konventioneller Diesel, Fahrgäste müssen deshalb aber nicht mit steigenden Preisen rechnen. Zudem streben die Stadtwerke eine Förderung an.
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