Depression
Ängste abbauen: Tandemgruppe will Mut machen
Depression nicht totschweigen: Die sechsköpfige Tandemgruppe macht auf ihrer Mut-Tour Station in Forchheim.
Depression nicht totschweigen: Die sechsköpfige Tandemgruppe macht auf ihrer Mut-Tour Station in Forchheim.
Karl Heinz Wirth
F-Signet von Karl Heinz Wirth Fränkischer Tag
Forchheim – Eine sechsköpfige Tandemgruppe wirbt für einen offenen Umgang mit Depressionen. Was Betroffenen hilft, und was gar nicht.

Ihre Tandems fallen auf, und das ist Absicht. Schließlich wollen die Teilnehmer auf ein Thema aufmerksam machen, das sehr viele Menschen betrifft und dennoch oft nur hinter vorgehaltener Hand behandelt wird. Überall, wo sie auf ihrer deutschlandweiten „Mut-Tour“ Station machen, sorgen sie für Aufmerksamkeit. Der Name ist Programm, auf der Mut-Tour möchten die Radler den Menschen Mut machen. Mut zu einem offenen Umgang mit Depressionen.

Das Wort Depression nehmen sie offen in den Mund. Viele von ihnen sind Betroffene. Andere nehmen teil, um das Thema unter die Leute zu bringen, um mitzuhelfen, Ängste und Vorurteile abzubauen. Auf ihrem Weg nach Regensburg rasteten sechs Radler in Forchheim. Die sechsköpfige Tandemgruppe ist seit vier Tagen unterwegs.

Sprüche wie „Kopf hoch“ helfen nicht

In Würzburg sind sie losgefahren, seitdem leisten sie neben Muskel- auch Aufklärungsarbeit. Sie setzen sich ein für einen unverkrampften Umgang mit Depression, wollen Angst und Vorurteile abbauen. Dabei haben die sechs alles, was sie brauchen: Zelte, einen Benzinkocher und warme Klamotten für die Nacht. „Abends gehen wir zusammen einkaufen und kochen uns was Leckeres“, sagt Angie Ortenstein. Sie kommt aus Traunstein. „Wo wir übernachten, entscheiden wir spontan.“

Sechzig Kilometer am Tag haben sie sich vorgenommen.Der Berliner Julian Lindemann möchte darauf aufmerksam machen, dass Depression eine Krankheit ist, obwohl sie von vielen als Schwäche abgetan werde. „Sprüche wie Kopf hoch, Wird schon wieder oder Ich könnte mir das nicht leisten sind schlicht unpassend.“

Über die Depression zu reden, helfe. „Nur ein kleines Ich bin für dich da, mehr braucht es nicht“, sagt Angie Ortenstein. „Wir möchten in einer Gesellschaft leben, in der sowohl Betroffene als auch Nicht-Betroffene angst- und schamfrei mit psychischen Erkrankungen umgehen können“, sagt Maria Müller. „Das Thema wird totgeschwiegen, das halte ich für den falschen Weg.“

Man kämpft nicht alleine

Das Wort Depression sei zwar bekannt, über den Umgang mit den Erkrankten aber würde man sich noch zu wenige Gedanken machen. In stets wechselnden Regionen suchen und finden sie das tägliche Gespräch mit Passanten. Gemeinsam haben sie ein Ziel: Regensburg, um dort unter die Leute zu gehen und über das Thema zu informieren. „Die Tandems sind auch ein Symbol für die Gemeinschaft. Man muss sich auf seinen Vordermann verlassen.“ Zum anderen wird der Teamgeist gestärkt, erklärt die Sprecherin der Gruppe. „Man kämpft nicht alleine. Wird einer der Mitfahrer schwach, setzt der andere seine Kräfte frei und strampelt für ihn weiter.“

Hilfe vor Ort in Forchheim

Getragen wird die „Mut-Tour“ von vielen Unterstützern, unter anderem von der Deutschen Depressionsliga und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Hilfe bieten unter anderem die Selbsthilfegruppen Mittelfranken Tel. 0931/8117880 und lokale Gruppen wie das Selbsthilfebüro Forchheim Tel. 09191/699015.

 

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