Der Wichsensteiner Gil Marriner ist einer der bekanntesten Bonsai-Künstler in Europa und betreibt als Hobby auch Gil Marriners Yamadori-Bonsaischule in seinem Studio in Wichsenstein. Weitere prominente Bonsai-Künstler und die, die es werden wollen, aus halb Europa trafen sich zu einem Bonsai-Workshop in Joachim Roppelts Stadel in Wichsenstein. Darunter war auch der Bonsai-Lehrer Kevin Willson aus England.
Die Bonsai-Gartenkunst, deren Ursprung in China liegt, ist ein teures Hobby. Ein schön gestaltetes und 20 Jahre altes Bonsai-Bäumchen kann gut und gerne 15.000 Euro oder mehr wert sein. „Es ist wie mit der Mona Lisa, man muss den richtigen Liebhaber dafür finden“, sagt Marriner, der 1956 in New York geboren wurde und seit 40 Jahren in Deutschland lebt.
Mit der Army nach Deutschland
Durch die US-Army kam er einst nach Deutschland und war dann Pilot einer europäischen Luftfahrtgesellschaft. Nach seiner Pensionierung suchte sich Marriner ein Haus mit großem Garten, in dem er seiner Leidenschaft nachgehen konnte. Fündig geworden ist er in Wichsenstein.
„Hier ist die Welt noch in Ordnung“, schwärmt der US-Amerikaner von seiner Wahlheimat. Bäume zu gestalten und zu pflegen bedeute für ihn, Balance in der Natur und der inneren Versenkung zu finden, als Gegenpol zu einem sonst strukturierten Lebensstil. „Wenn ich Zeit mit meinen Bäumen verbringe – ob es nun Gestaltung, Pflege oder einfach nur das Gießen ist – lasse ich jeden Stress hinter mir. Das Einzige, was dann zählt, ist der Moment mit dem Baum und mir“, beschreibt Marriner, der auch Preisrichter im Deutschen Bonsai-Club ist, sein Hobby.
Sein erster Baum war ein kleiner japanischer Fächerahorn, den er geschenkt bekam. Er hatte wenig Ahnung von Bonsai, und zu dieser Zeit kannte er kaum den Unterschied zwischen einer Staude und einem Gehölz. Aber dieser kleine Baum faszinierte ihn.
Fachbücher besorgt
Deshalb besorgte er sich einige Bücher und wollte sehen, ob er einen von diesen fantastischen Import-Bäumen gestalten könnte, die man aus Japan kennt. Kurz danach besuchte er eine Bonsai-Ausstellung und war überwältigt von der Vielfalt an Bäumen. Das war 1994. Inzwischen ist Marriner in regionalen Bonsai-Clubs aktiv und hat bei vielen namhaften Bonsai-Gestaltern gelernt. Viele Jahre hat er mit seinem Bonsai-Lehrer und Förderer Jürgen Zaar verbracht und arbeitet seit Jahren auch mit Kevin Wilson zusammen. 2007 gewann Gil Marriner den ersten Preis beim New-Talent-Wettbewerb in Deutschland, danach nahm er an weiteren Wettbewerben und Ausstellungen in Europa teil.
Aus Liebe zu den Pflanzen
„Zu meiner Liebe zu Pflanzen und zur Natur kommt noch die Faszination über das Kunstwerk, das im Rohmaterial versteckt liegt und im Laufe des Gestaltungsprozesses zu Leben erwacht“, sagt Marriner zur Philosophie seines Hobbys. Ein Bonsai sei niemals fertig. Bonsai bedeute sowohl für den Baum als auch für den Gestalter einen lebenslangen Prozess. „Baum, Besitzer oder Gestalter entwickeln sich immer weiter“, erklärt Marriner, und weiter: „Für mich bedeutet Bonsai ein Lebensweg der Achtsamkeit für den Baum in Verbindung mit den Naturgesetzen, die helfen, den Baum zu formen.“
Für die Bonsai-Kunst eignet sich fast jede Baumart. Die beliebtesten sind laut Marriner Lärche, Bergkiefer, Eibe, Linde und Ahorn.
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