Weingarts und Mittelehrenbach bestreiten seit Juni 2021 einen gemeinsamen Weg in der Kitzrettung und gründetet dafür den Verein Kitzrettung Hoch.
Damit sind sie berechtigt, eine Förderung von 60 Prozent für Drohnen zu erhalten, die von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung kommt. Einen Rückblick auf die Geschichte des Vereins und die ersten Erfolge geben die beiden Vorsitzenden im Interview.
Wie kam es dazu, dass der Verein Kitzrettung Hoch entstanden ist?
Gerhard Kaul (1. Vorsitzender): Wir saßen bei einer Jagdhornprobe zusammen und Uli Wagner – Initiator der Kitzrettung Pinzberg und Umgebung und Pionier bei der Drohnen gestützten Wildrettung bei uns im Landkreis – hatte eine neue Drohne dabei. Wir kannten ja bisher nur Ulis große und sehr teure Drohne.
Anhand des kompakteren aber technisch top ausgestatteten Modells und der Förderung sahen wir das erste Mal eine Möglichkeit, eine Drohne auch für unsere Zwecke zu nutzen. Dabei waren auch interessierte aus Mittelehrenbach, die auch gleich von den Möglichkeiten begeistert waren. Da man dazu aber erst einen Verein gründen musste und man pro Verein zwei Drohnen kaufen konnte, haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen hier gemeinsame Sache zu machen.
Wie ging es dann weiter?
Da gab es doch bestimmt noch vieles zu erledigen. Der Abend war der Startschuss und nicht mal zwei Wochen später haben wir die Gründungsversammlung abgehalten. Somit war die Kitzrettung Hoch geboren. Der „Hoch“ wie wir Ortskundige ihn nennen, ist eine kleine Erhebung zwischen Weingarts und Mittelehrenbach und somit das verbindende Element zwischen den Mitgliedern. Nach der Gründung kam dann der bürokratische Part: Notartermine, Eintragung am Amtsgericht, zweistufiges Antragsverfahren für die Förderung, Anerkennung beim Finanzamt und noch viele kleine Themen nebenbei.
Wie viele Fördergelder kamen dann für die Drohne?
Tobias Lassner (Zweiter Vorsitzender): Leider nein. 60 Prozent werden pro Drohne und ausgewähltem Zubehör gefördert. Insgesamt mussten pro Drohne noch etwa 3500 Euro anderweitig finanziert werden. Zum Glück haben uns hier die Jagdgenossenschaften Mittelehrenbach und Weingarts tatkräftig unterstützt und jeweils den Restbetrag für eine Drohne finanziert.
Aber auch die laufenden Kosten sind nicht zu Unterschätzen. Die beiden Versicherungen für die Drohne kosten uns jedes Jahr knapp 250 Euro, kleinere Ersatz- und Verschleißteile müssen angeschafft werden. Aber diese Kosten können wir aktuell über unsere Mitgliedsbeiträge decken. Über 60 Mitglieder, die teilweise auch aktiv bei der Kitzrettung dabei waren, haben wir.
Jetzt ist das erste Jahr vorbei. Wie ist eure Bilanz und was waren eure Erfahrungen?
Tobias Lassner: Die Aufregung bei den ersten Einsätzen war schon ziemlich groß. Aber Kitze wurden bei den ersten Mähterminen keine gefunden – dafür war der Mähtermin zu früh und die Kitze noch nicht gesetzt. Zwischen Abfliegen der Flächen und dem Mähen war die Anspannung dann immer besonders groß.
Ständig hat man gehofft, dass man nichts übersehen hat. als dann die Bestätigung vom Landwirt kam, dass nichts in der Wiese war, dann war die Erleichterung schon groß. In den Wochen danach ist der Schlaf dann oftmals zu kurz gekommen, aber der Erfolg war dafür umso größer.
75 Kitze gerettet
75 Kitze konnten in den Revieren Weingarts und Mittelehrenbach aus den Wiesen getrieben oder getragen werden. Darüber hinaus noch Hasen, Igel und Bodenbrüter – alles in allem war das erste Jahr für uns ein Riesenerfolg und wir konnten auch den einen oder anderen Skeptiker überzeugen.
Die Zusammenarbeit mit den Landwirten war auch besonders gut, sodass man Mähtermine auch ein wenig koordinieren konnte, damit man das Pensum schaffen konnte. Insgesamt haben wir 180 Wiesen mit einer Gesamtfläche von über 250 Hektar abgeflogen. Ohne die Drohnentechnik wäre es in dem Umfang und mit dem Erfolg nicht möglich gewesen.
Wo liegen die Vorteile in der Zusammenarbeit über die eignen Gemeindegrenzen hinweg und wo vielleicht auch die Nachteile?
Tobias Lassner: Bis jetzt konnten wir keine Nachteile feststellen. Wir haben ja für jedes Revier eine Drohne und eigene Teams, die ihre Einsätze planen. Alle haben identische Ausstattung und über Neuanschaffungen und der gleichen sprechen wir immer gemeinsam.
Ein Riesenvorteil ist allerdings, dass man sich austauschen kann und notfalls auch mal Unterstützen kann wenn man selbst etwas Luft hat. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. So kann man sich über technische Fragen austauschen oder auch mal vor Ort unterstützen. Das hat im vergangenen Jahr eigentlich alles reibungslos funktioniert. Ich sehe da nur Vorteile, wenn man zusammenarbeitet.
Tag der Kitzrettung
Am Sonntag, 2. Oktober, ab 14 Uhr findet auf dem Platz vor dem Vereinsheim in Mittelehrenbach der Tag der Kitzrettung statt. Dort gibt es Einblicke in die Arbeit des Vereins und eine Ausstellung der Ausrüstung.
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