Das ging schnell
Nach nur 50 Jahren: Kirche Weilersbach vor Abriss?
Der markante Kirchenraum
Der markante Kirchenraum
Heidi Amon
F-Signet von Heidi Amon Fränkischer Tag
Weilersbach – Die neue Kirche von St. Anna in Weilersbach wird 50 Jahre alt. Eigentlich kein Alter für eine Kirche, doch der Abriss droht.

Vor 50 Jahren freuten sich alle in Weilersbach, endlich die Einweihung der neuen St.-Anna-Kirche feiern zu können. Es war ein moderner Erweiterungsbau, der die Grundform einer Bienenwabe aufweist und unmittelbar neben der historischen Anna-Kirche errichtet und mit dieser baulich verbunden wurde.

Nur mit vielfältiger finanzieller Unterstützung und ehrenamtlichem Engagement konnte der Kirchenneubau mit Gesamtkosten von einer Million D-Mark gelingen. Die reinen Baukosten hatte die Erzdiözese Bamberg übernommen. Die Kosten für die Inneneinrichtung samt Orgel war von den Weilersbachern selbst aufzubringen.

Verdienste von Pfarrer Alfred Mayer

Nicht unerwähnt sollen nach fünf Jahrzehnten die hohen Verdienste von Pfarrer Alfred Mayer und Pfarrgemeinderatsvorsitzendem Willi Übelacker (beide verstorben) um den Kirchenneubau bleiben. Sie haben zur damaligen Zeit maßgeblich dazu beigetragen, dass Neu-St. Anna realisiert werden konnte. Der Mut und der Glaube der Weilersbacher Pfarrangehörigen gehörten dazu, ein so großes neues Gotteshaus zu bauen.

Ein unvergesslicher Tag 1972

Am Pfingstmontag 1972 (22. Mai) erhielt die neue St.-Anna-Kirche ihre feierliche Weihe durch Erzbischof Josef Schneider. Für die Weilersbacher begann mit diesem unvergesslichen Tag in der Geschichte von St. Anna ein neuer Abschnitt.

Durch den Kirchenneubau wurde, wie im „Weilersbacher Gemeindebuch“ aus dem Jahr 2000 nachzulesen ist, das Gemeinschaftsgefühl der Unter- und Oberweilersbacher Bevölkerung untereinander wesentlich bestärkt und gefördert. Am Sonntag, 22. Mai, wird dieses Weihejubiläum nun mit einem feierlichen Gottesdienst um 9 Uhr in St. Anna begangen.

Plätze reichten nicht mehr aus

Eine Kirche ist mit 50 Jahren noch recht jung. Doch kann diese Kirche schon vieles erzählen: von den Anfängen und von dem Wunsch des damaligen Pfarrers Alfred Mayer, dass jeder Weilersbacher seinen Platz in St. Anna haben soll, nachdem die Zahl der Katholiken auf weit über 1000 angewachsen war und die Plätze in Alt-St. Anna nicht mehr ausreichten, so dass die Kirchenbesucher während des Gottesdienstes im Freien unter den Bäumen standen – und er gab den Anstoß für den Kirchenneubau.

Der Weihetag am Pfingstmontag 1972 in der neuen St.-Anna-Kirche mit Erzbischof Josef Schneider
Der Weihetag am Pfingstmontag 1972 in der neuen St.-Anna-Kirche mit Erzbischof Josef Schneider
Repro: dia

Die Kirche erzählt von den Seelsorgern, die während der 50 Jahre in St. Anna tätig waren: Geistlicher Rat Alfred Mayer (bis 1983), Geistlicher Rat Adolf Schrenk (1983 bis 2005, verstorben 2011), Pfarrer Gerhard Möckel (2005 bis 2014) und seit September 2014 Pfarrer Oliver Schütz.

Sie erzählt von den Besuchen der Gemeindemitglieder, von den Wegen der Gläubigen und der Menschen, ob jung oder alt, der Ortsvereine und Gruppierungen durch diese Zeit, von ihren Festen, ihrer Gemeinschaft, ihrer Freude und auch von ihrer Trauer und ihrem Leid.

Tausende Wallfahrer

Sie erzählt von den Tausenden Wallfahrern, die zur Gnadenstätte der heiligen Mutter Anna pilgerten, und sie erzählt von einem Ort für gesungenen und gespielten Jubel- und Lobgesang.

Für so manchen war die St.-Anna-Kirche auch das „Wohnzimmer Gottes mitten in Weilersbach am Annaberg“. Ein Raum, der angefüllt ist von dem, was diese Menschen vor 50 Jahren und auch heute in ihrem Leben brauchen: Glaube, Liebe, Hoffnung.

So wird den Weilersbachern Neu-St. Anna in Erinnerung bleiben: Der Neubau von 1972 wurde an die alte Anna-Kirche angebaut.
So wird den Weilersbachern Neu-St. Anna in Erinnerung bleiben: Der Neubau von 1972 wurde an die alte Anna-Kirche angebaut.
Heidi Amon

In ihrer Geschichte wird das 50. Jubiläum dieser Kirche wohl das erste und auch das letzte sein. Denn ihr Ende ist eingeläutet: Die neue St.-Anna-Kirche wird abgerissen. Dies wurde von Pfarrer Oliver Schütz und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Barbara Stähr sowie den Mitgliedern der Kirchenverwaltung, Kirchenpfleger Heinrich Knauer und Kirchenrat Gerhard Amon, mit „definitiv“ berichtet.

Renovierung „nicht finanzierbar“

Längere Zeit war an eine Sanierung der Kirche gedacht worden. Für die Pfarrgemeinde hatten sich auch so manche Zukunftsfragen um St. Anna gestellt. Doch jetzt kam die endgültige Entscheidung aus Bamberg.

Laut Beschluss der Revisionsabteilung des Erzbischöflichen Ordinariats sei eine Renovierung des Gotteshauses durch die Pfarrei St. Anna Weilersbach nicht finanzierbar, und es sei unvertretbar, dass sich die Pfarrgemeinde auf eine lange Sicht gesehen verschulde. Die Kirchenstiftung erwirtschafte nicht den jährlichen Finanzbedarf für die Sanierung und sei auch nicht in der Lage, weiterhin zwei Gotteshäuser zu unterhalten.

Großes Bedauern

Wie sich Pfarrer Schütz dazu äußert, habe die Kirchenverwaltung von St. Anna den vom Generalvikariat beschlossenen Abriss der neuen St.-Anna-Kirche „mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen müssen“.

Ob man über den Abbruch nun glücklich sein könne, stellen der Kirchenrat Amon und Kirchenpfleger Knauer in Frage. Sie geben aber auch zu bedenken, dass Kirche „heute“ nicht mehr so sei wie Kirche „gestern“. „Ich jedenfalls bin nicht glücklich über den Abbruch“, betont Amon nachdrücklich.

Zu gegebener Zeit und sobald Näheres über Abriss, Planung und Neugestaltung bekannt sei, werde die Pfarrei darüber berichten. Vorab müsse jedoch das Gutachten der Denkmalschutzbehörde wegen der größeren Einschiffung eines Erweiterungsbaues in die alte St.-Anna-Kirche abgewartet werden.

Ein Hoffnungsschimmer für Kirche St. Anna in Weilersbach?

Von Pressestelle des Erzbistums Bamberg kommen dagegen andere Informationen. Die Bauabteilung im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg lege Wert auf die Feststellung, dass der Abriss der sanierungsbedürftigen Kirche keineswegs bereits beschlossen ist.


Wie das Ordinariat mitteilt, seien zwar sowohl die neue Kirche St. Anna als auch die ältere, denkmalgeschützte Kirche St. Anna sanierungsbedürftig, Zudem könne die Kirchenstiftung  ihren Eigenanteil an den Sanierungskosten für die neue Kirche nicht leisten, geschweige denn in absehbarer Zeit weitere notwendige Instandhaltungsmaßnahmen an der denkmalgeschützten Kirche durchführen. 

Sanierung nicht finanzierbar

Untersuchungen, wie die Kirche saniert werden könnte, hätten demnach ergeben, dass dies sehr aufwendig und nicht finanzierbar sei. Aufgrund der fehlenden Liquidität der Kirchenstiftung habe man eine Sanierung der neuen Kirche deshalb nicht genehmigen können.

„Daher wurden verschiedene Konzepte untersucht, wie am Standort ein Ort für Gottesdienste und das Gemeindeleben erhalten bleiben kann. Einige dieser Konzepte sehen einen Abbruch der neuen Kirche St. Anna und eine Stärkung der denkmalgeschützten Kirche vor. Dies sind jedoch bisher lediglich Konzepte“, heißt es im Schreiben des Ordinariats.

Es liegt kein Beschluss vor

Es lägen weder ein Beschluss der Kirchenverwaltung noch erforderliche Abstimmungen mit den Vertretern der Denkmalschutzbehörden vor, wird betont. Der Abbruch der Kirche wurde demnach nicht, wie es im Artikel vom Mittwoch heißt, vom Generalvikariat beschlossen.

 
Vielmehr habe man sich mit der Kirchenverwaltung geeinigt, dass zunächst eine Abstimmung mit den  Denkmalpflegern erfolgen sollte und dann die Kirchenverwaltung entscheidet. Die Rückmeldung der Denkmalschützer stehe noch  aus, so das Ordinariat.

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