Die Herzen der Kinder werden wohl eher beim Anblick der noch nicht fertigen großen Rutsche höher schlagen. Die der Erwachsenen vielleicht auch im Angesicht des neuen Baumes – in Erwartung eines zunehmend ergiebigeren Schattens in Reichweite der Rutsche.
2023 feiert der Bund Naturschutz in Bayern sein 50-jähriges Bestehen. Und es überrascht keinen, dass anstelle von Partyhüten und Billigtröten Bäume an die Kreisgruppen verschenkt werden. Den praktischen Teil hat das Gartenamt übernommen, die neue Linde steht schon, als die Gäste kommen.
Die neue Linde hat bei aller praktischen Bedeutung auch einen symbolischen Wert, ist sie doch der Wappenbaum der Naturschützer. Entsprechend verweist Ulrich Buchholz, Vorsitzender der Kreisgruppe Forchheim, in seiner Rede darauf: „Ein Baum ist auch ein Symbol. Mehrere Bäume machen die Zukunft aus.“
Lisa Badum bei Pflanzung dabei
Die symbolische Bedeutung dieses Baumes geht noch viel weiter als 50 Jahre zurück, auch darauf verweist Buchholz. Er erzählt, dass die Linde häufig nach Kriegen als Friedensbaum gepflanzt wurde; und dass die Germanen sie als heiligen Baum sahen.
Eine ebenfalls symbolische Unterstützung zur Pflanzung ist aus Berlin angekommen, in Gestalt der Bundestagsabgeordneten Lisa Badum. Die Grünenpolitikerin beklagt, dass Bäume nach wie vor bei zu vielen mehrheitlich konservativen Politikern „keinen zu großen Stellenwert haben“. Auch deswegen seien diese Aktionen vom Bund Naturschutz besonders wichtig.
Thema Stadtklimawandel hat niemand interessiert
Indes benötigen die Naturschützer für viele ihrer Vorhaben einen langen Atem. Sei es, dass allein die Planung mancher Großprojekte kompliziert ist oder weil sie zu wenig Zustimmung aus der Bevölkerung haben.
Denn: „Wir sehen uns nicht als Vertreter der Mehrheit“, präzisiert Ulrich Buchholz im Gespräch. Es gäbe nämlich Probleme, die viele nicht rechtzeitig sehen würden, die also umso mehr ins Bewusstsein gerufen werden müssten. So auch beim Stadtklimawandel: „Schon seit mindestens zehn Jahren beschäftigen wir uns damit und warnen. Es hat niemanden interessiert.“
Schwammstadt ist Abiturthema
Jetzt sei das Thema endlich angekommen: „Schwammstadt ist in Bamberg Abiturthema in Erdkunde“, freut sich Buchholz. Hierbei handelt es sich um ein Konzept bei der Stadtplanung, welches vorsieht, Regenwasser aufzufangen und zu speichern, anstatt es durch die Kanalisation abzuleiten und zu verlieren. „Schwammstadt – auch wenn das nur eine Vokabel ist“, so Buchholz, „wird langsam auch gelebt.“
Und wenn wir Glück haben, wird die neue Linde in den kommenden Jahrzehnten miterleben, dass wir alle etwas dazugelernt haben. Auch, dass man auf einem Grashalm vielleicht schöner pfeifen kann als mit einer Partytröte.
Lesen Sie auch: