Jugendgericht
Sinneswandel eines 18-Jährigen überzeugt
Der tägliche Joint gehörte für einen jungen Mann schon zum normalen Leben. Jetzt will er dem Hasch abgesagt haben. Das vermittelte ein 18-Jähriger dem Jugendrichter. Die Strafe fiel tatsächlich milder aus.
Der tägliche Joint gehörte für einen jungen Mann schon zum normalen Leben. Jetzt will er dem Hasch abgesagt haben. Das vermittelte ein 18-Jähriger dem Jugendrichter. Die Strafe fiel tatsächlich milder aus.
Christoph Soeder/dpa
F-Signet von Martin Schweiger Fränkischer Tag
Haßfurt – Haschisch und Marihuana fanden sich bei einem jungen Mann. Die Bahnpolizei hatte ihn “erschnuppert“.

Im Normalfall ist der Besitz von Drogen strafbar. Kürzlich machte das Jugendgericht eine Ausnahme: Richter Christoph Gillot verzichtete darauf, einen 18-Jährigen aus dem Maintal zu verurteilen, bei dem eine geringe Menge Haschisch und Marihuana gefunden worden war. Stattdessen stellte das Jugendgericht dem Angeklagten für ein Jahr einen Betreuer an die Seite und untersagte ihm den Drogenkonsum. Dies dürfte dem Teenager nicht schwer fallen, denn nach eigenen Angaben ist er nach einem Knast-Aufenthalt clean, womit er den Vorsitzenden überzeugte, der von einer Strafe absah.

Zugabteil vollgepafft

Im April war der Angeklagte jedoch noch Cannabis-süchtig. Der ganze Regionalexpress nach Frankfurt, in dem der Angeklagte im Würzburger Hauptbahnhof saß, roch süßlich nach den 1,4 Gramm Marihuana und 0,5 Gramm Haschisch, das er in seinem Rucksack aufbewahrte. Der Geruch stieg auch in die Nasen zweier Polizeibeamten, die den Zug damals kontrollierten und schnell die Quelle fanden.

Keine weiße Weste mehr

Es war nicht das erste Mal, dass der Angeklagte mit dem Gesetz in Konflikt kam. Brandstiftung, Diebstahl und ein Drogendelikt stehen in seinem Sündenregister. Im Februar vergangenen Jahres überfiel er mit einem Messer in der Tasche einen Supermarkt in Knetzgau, was ihm einen dreiwöchigen Jugendarrest einbrachte.

Dabei erlebte er nach Aussage der Vertreterin der Jugendgerichtshilfe im Mai einen Entzug mit voller Wucht, der den Angeklagten dazu brachte, sein Leben zu ändern. Zwei Jahre lang sei er bis dahin süchtig nach Cannabis gewesen, gab er zu Protokoll. Ab August habe er nun eine Vollzeitstelle und werde im nächsten Jahr eine neue Ausbildung beginnen, nachdem er bereits zwei Ausbildungen zuvor abgebrochen hatte, weil er damals täglich kiffte.

Trotz der Wendung im Leben des Angeklagten hielt der Staatsanwalt die Verhängung von 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit für angemessen. Der Vorsitzende indes sah von Sanktionen ab. „Dies ist ein besonderer Fall. Wir erleben hier wirklich einmal Erkenntnis und Wandel“, begründete Gillot sein mildes Urteil. Der Arrest sei nicht sinnlos gewesen, sondern habe ein Nachdenken bewirkt.

Typische Folgen von Cannabis

Am Beispiel des Angeklagten sei zu sehen, dass Cannabis abhängig mache mit der typischen Folge, dass dem Konsumenten „alles egal“ sei. Dies verbaue die Zukunft und sei „verheerend“. Sollte er das Gericht getäuscht haben, werde es ein solch mildes Urteil beim nächsten Mal nicht geben, warnte der Richter den jungen Mann.

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