Bischofsgräber gibt es normalerweise in einem Dom oder einer Kathedrale. Doch auch in der kleinen St.-Georgs-Kirche in Lembach, dem kleinsten Stadtteil von Eltmann, besteht ein Bischofsgrab. Hier ist Bischof Georg Kilian Pflaum beerdigt. Am 21. September 1913 hatte Georg Pflaum einen Steinwurf vom Gotteshaus entfernt das Licht der Welt erblickt. Der Priester und Missionar starb mit knapp 58 Jahren überraschend während eines Heimatbesuchs und durfte aufgrund einer Ausnahmegenehmigung in dem Kirchlein bestattet werden, in dem er auch die Taufe empfangen hatte. Zu seinem 50. Todestag fand am Samstag dort ein Gedenkgottesdienst statt.
„Das hätte dem Onkel Bischof gefallen“, dankte Erika Pflaum Pfarrer i.R. Ewald Thoma, der den Gedenkgottesdienst zelebrierte. Ihr Mann Otmar Pflaum ist einer der Neffen des Bischofs. Die beiden leben im Geburtshaus des Bischofs, wo er während seiner gesamten Zeit als Missionsbischof in China und später in Bolivien seinen festen Heimatanker hatte. Seine Berufung zog ihn hinaus in die Welt, doch sein Herz gehörte immer dem Steigerwald, und so war es vielleicht Bestimmung, dass er während eines Heimatbesuchs starb.
Pfarrer Ewald Thoma erinnerte an die Lebensgeschichte des kleinen Georg, der zu Bischof Kilian wurde. Als zweites von vier Kindern wurde Georg Pflaum in Lembach geboren. 1933 trat er in den Franziskanerorden ein. Am 11. September 1938 wurde er in St. Anna in München zum Priester geweiht und trug seitdem den Namen Georg Kilian Pflaum. Wenige Monate später, im Februar 1939, ging Pater Kilian in die China-Mission der bayerischen Franziskaner nach Shansi in Nordchina.
Georg Pflaum hatte eine außerordentliche Sprachbegabung, wie in den Aufzeichnungen des Ordens festgehalten ist, und so erwarb er sich schnell gute Kenntnis von der schwierigen Sprache. Während des gesamten Krieges wirkte er als Seelsorger in einer Missionsstation und musste allerhand Repressalien ertragen. Die kommunistischen Machthaber wiesen dann alle Missionare aus China aus, und so kam Georg Pflaum zurück nach Europa. In Rom studierte er von 1948 bis 1951 Kirchenrecht und Missionswissenschaft und schloss dieses Studium mit der Promotion zum Dr. iur.can. ab.
Mittlerweile hatten die bayerischen Franziskaner die Mission Nuflo de Chavez in Ostbolivien übernommen, und der Lembacher stellte sich gerne dieser Aufgabe. In Ostbolivien wurde er zunächst Missionsoberer, dann Apostolischer Vikar und am 14. Februar 1954 in Conception (St. Cruz) zum Bischof geweiht.
Der Stolz nicht nur in Lembach bei Eltern und Geschwistern war groß, auch die Tageszeitungen berichteten damals: „Ein Sohn der Erzdiözese wird Bischof.“ Ganz Lembach war auf den Beinen, als Georg Kilian Pflaum 1957 erstmals als Bischof in seinen Heimatort kam. Dabei machte er selbst nie großes Aufhebens um seinen Rang, erzählt der Neffe. Regelmäßig kam Bischof Pflaum heim. Vor allem während des Zweiten Vatikanischen Konzils war er als Vertreter der Bischöfe Boliviens in sehr kurzen Abständen in Europa und dann immer auch in Lembach.
Auch Pfarrer Ewald Thoma durfte Bischof Pflaum noch kennenlernen. Von humorvoller Wärme sei dessen Persönlichkeit geprägt gewesen, erinnerte Thoma. Und sein Wirken sei beispielhaft für die ausgesuchte Lesung gewesen, nämlich dass der Glaube auch durch Taten in die Welt gebracht werden müsse. „Die Mission war das Herzensanliegen von Bischof Pflaum“, erzählt sein Neffe.
Dabei ging es ihm natürlich um die Glaubensverbreitung, aber vor allem auch um die Verbesserung der Lebensumstände in Bolivien. Hilfe zur Selbsthilfe hatte er sich auf die Fahnen geschrieben und so bemühte er sich vor allem darum, den Bolivianern eine bessere Ernte zu ermöglichen. Landwirtschaftliche Maschinen und Know-how holte er aus dem Frankenland nach Bolivien. „Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit dem Bischof in der Isetta unterwegs war“, schildert Otmar Pflaum damalige Fahrten zu Landmaschinenhändlern.
Intensiv nutzte der Bischof seine alten Kontakte: Ein Freund aus Schulzeiten, Max Müller aus Memmelsdorf, war Bewässerungsfachmann, der half, der bolivianischen Trockenheit außerhalb der Regenzeit ein Schnippchen zu schlagen. Die Lembacher selbst sammelten immer fleißig und organisierten landwirtschaftliche Maschinen, um die Missionsarbeit zu unterstützen.
Die Heimaturlaube nutzte der Missionsbischof stets, um sich mit seinem Studienfreund Pfarrer Anton Krapp zu treffen. Bei ihm im Pfarrhaus in Schönbrunn im Steigerwald starb er völlig überraschend am 18. September 1971.