Altweiberfasching
Wilde Banden kapern Haßberge-Rathäuser
Die Sander Hexen nahmen Bürgermeister Bernhard Ruß gefangen und sicherten sich somit die Macht über das Rathaus.
Die Sander Hexen nahmen Bürgermeister Bernhard Ruß gefangen und sicherten sich somit die Macht über das Rathaus.
Christian Licha
F-Signet von Günther Geiling,Christiane Reuther,Christian Licha Fränkischer Tag
LKR Haßberge – In einigen Orten im Landkreis hat der Altweiberfasching Tradition. Beispielsweise in Zeil und Sand. Heuer gab es auch Rumoren in Rentweinsdorf und Ebelsbach.

„Schnipp, schnapp, Krawatte ab“ hieß es beim Rathaussturm am Altweiberfasching im Amtszimmer von Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus. Zuvor zogen die als Hexen verkleidete Frauen in ihrem „Hexenhaus“, das von einem Traktor gezogen wurde, durch Knetzgau.

Die Hexen hätten sich nach Corona schwergetan, eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen, war es aus den Reihen der Hexen zu hören. Letztendlich waren es 15 Frauen, darunter Inge Reugels und Ute Schuler, die als Marri I und Gustl I im Fasching fest etabliert sind, die die Tradition des Hexenfaschings nach einer zweijährigen Zwangspause aufrechterhielten. Denn in Knetzgau bewährt sich die Tradition des Hexenfaschings schon über drei Jahrzehnte.

Früher mit dem Bollerwagen

In der Anfangszeit waren es die Damen vom TSV, die mit einem Bollerwagen unterwegs waren. Später nannten sie sich „Dorfhexen“, denn auch die Damen vom FC sollten beim närrischen Treiben nicht außen vor bleiben. Momentan sind es die Damen vom KCV (Knetzgauer Carnevals Verein), die die Tradition der Knetzgauer Hexen nicht aussterben lassen.

Und hier die  schönsten Bilder vom Fasching am Donnerstag

Senioren hocherfreut

Im Laufe des Tages besuchte das närrische Volk örtliche Unternehmen sowie die beiden Seniorenzentren. Man sei bei den Besuchen stets gastfreundlich aufgenommen worden und auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt für einen Umzug, der um 10 Uhr in der Frühe startete.

Bei den Besuchen fiel die eine oder andere Krawatte der Schere zum Opfer. So auch bei Bürgermeister Stefan Paulus. Er wurde in diesem Jahr ohne Fesseln aus dem Rathaus vom närrischen Volk begleitet und zuvor um eine Spende für „notleidende Hexen“ gebeten. Aus organisatorischen Gründen gab es in diesem Jahr keine Bewirtung am Rathausplatz. Dennoch fanden sich zahlreiche Zuschauer ein, darunter viele verkleidete Kinder, und so improvisierten die Hexen und führten ihren Tanz, der ursprünglich im Rathaus stattfinden sollte, auf dem Rathausplatz auf. Dann ging es weiter zur nächsten Station, dem in der Nähe gelegenen Seniorenzentrum St. Martha, wo die Hexen ihren Tanz ebenfalls im Freien aufführten.

Hexentaxi in Ebelsbach

In Ebelsbach machte „Georgs Hexentaxi“ die Gegend unsicher. Und der Taxifahrer und Hexenmeister tanzte ausgiebig mit den Kindern. Die Hexen trieben derweil ihr Unwesen in den nahe gelegenen Geschäften. Danach wurde die Gemeindeverwaltung in Gleisenau von den Hexen und ihrem Taxifahrer gestürmt.

Wunderschön geschmückt worden war das Hexentaxis am Tag zuvor schon mit großem Hallo. Am Ende wurde der Altweiberfasching später im Sportheim von Ebelsbach ausgiebig gefeiert und immer hieß es: Ein dreifaches: „Ebelsbach hellau!!!“

Weiberfasching – so ein Zirkus

Ein Höhepunkt im Faschingstrubel ist der Weiberfasching in Eltmann. Er lockte am Donnerstagviele Faschingsnarren und Bürger in den Garten des alten Amtsgerichts, wo die „Weiberfaschingscrew“ ihren Zirkus veranstaltete und dazu vor allem Bürgermeister und Stadträte herhalten mussten.

„Ihr habts schon mitgriecht, mir sin Dompteure. Für unseren Wanderzirkus suchen wir gute Akteure. Wildes Tier und starker Mann, ihr bietet uns heut alles an!“

Die „Damen-Crew“ mit den acht Frauen brachte den Faschingswahnsinn gleich in vollem Gange, „denn darauf warten wir schon so lange. Wir ham euch scho ewig nimmer in echt begrüßt. Aber vo unserer Schönheit hammer doch nix eingebüßt. Na auf jeden Fall schaun mir besser aus als die. So schön wie im Kalender, warn die i echt noch nie“, meinten sie in Richtung der Stadträte, die auf einer Bank aufgereiht waren, um dann auch ein wenig derbleckt zu werden.

Sie hatte sich anscheinend schon etwas auf ihre Zirkusrolle vorbereitet, indem Jürgen Malinowski als Clown, Herbert Nölscher als Mäusla oder Dr. Josef Scheller als tanzender Bär erschien. Thomas Pflaum kam als Reiter, Ralf Köbrich zeigte sich an der Hantel als athletischer Artist, und der Zirkus brachte mit Manfred Angel einen Popcorn-Mann, „der auch etwas unter die Leut bringen kann.“

Die stellvertretenden Bürgermeister kamen als „der kleinste Elefant der Welt“ Peter Klein, und Hans-Georg Häfner glänzte als „Gesangstalent“. „Wir ham a Lied für dich gschrieben und hoffen, dass es Eltmanns Weiber lieben. Zeig, was du kannst, sing es uns vor, vielleicht unterstützt dich ja dein Stadtratschor.“ Und der tat das auch.

Plötzlich testete „Faschingscrew“ Bürgermeister Michael Ziegler auf Fieber und Corona und meinte „Long Covid hat der net. Aber erklär uns doch mal, warum in Eltmann überhaupt nix mehr geht. Burgweihnacht, Altenehrung, Weihnachtsfeier von der Stadt. Hast du das alles plötzlich satt? Außer der Feier vo der Stadträt, des is wohl was, was immer geht.“

Alle Stadträte mussten natürlich eine Aufnahmegebühr berappen, um im Zirkus auftreten zu dürfen „10 Euro rein in unsern Hut. Wir investieren es für dich gut!“ Immer wieder bezogen sie auch das Publikum mit Liedern und Ohrwürmen in ihre Zirkusvorstellung mit ein und so wurde „Weiberfasching“ zu einem besonderen Auftakt für das Faschingswochenende mit der Veranstaltung „Menschen, Tiere, Sensationen“ am Samstag 18. Februar um 19 Uhr in der Stadthalle sowie dem Faschingszug am Faschingsdienstag 21. Februar um 14 Uhr mit dem „geilen Ende“.

Sander Getümmel

Voller Elan stürmten am Donnerstag ein Dutzend Hexen das Sander Rathaus. "Nach drei Jahren Zwangspause wurde es dafür wieder einmal Zeit", sagte eine der schaurigen Gestalten. Nach der "Gefangennahme" von Bürgermeister Bernhard Ruß wurde der Hausherr in seinem letzten Dienstjahr auf den Kirchplatz geführt, auf dem rund 200 Zuschauer das bunte Treiben begeistert beobachteten.

„30 Jahre sitzt der Bernhard nun schon auf dem Sander Bürgermeisterthron. Heuer steht die Bürgermeisterwahl an, wir sind sehr gespannt wer kommt als nächster dran. Bernhard du hast lang genuch gschafft, wir fragen uns, was Du in deinem Ruhestand machst. Du ghörst noch nicht zum alten Eisen, dass das so ist musst du dann beweisen. Wie war’s in Sand vor 30 Jahr, als die D-Mark noch des Zahlungsmittel war. Da hast Du den Bürgermeisterjob angetreten, und in Sand hats fast 10 Heckenwirtschaften gegeben. Da konnten wir jeden Tag einkehr, da fiel die Wahl manchmal echt schwer. Der Schoppen hat 2 Mark fuchzich bezahlt, für a guta Brotzeit blieb daheim die Küchen kalt. Und war die Hecken a scho voll, Wurd zamgerutsch ganz ohna Groll. Um dein Gedächtnis zu trainieren, will ich von dir jetzt etwas hören. Zähl mir in einer Minute mindesten sieben von den Hecken auf, sonst musst du zwei mal um die Pylonen lauf", sagte Oberhexe Antonie Bergmann.

Und prompt schaffte es Bürgermeister Bernhard Ruß nur fünf Heckenwirtschaften aufzuzählen, die es vor Jahrzehnten in der Winzergemeinde gab. Als "Strafe" hatten die Hexen ein spezielles Gefährt parat, mit dem der Bürgermeister Slalom fahren musste: Einen Rollator, aufgemotzt mit einem Vorrat flüssigem Proviant. Zum Ende seiner Amtszeit hatten sich die Hexen auch etwas besonders für das langjährige Gemeindeoberhaupt ausgedacht. Er wurde für die kommenden fünf Tage ehrenhalber zum Hexenmeister ernannt, nachdem er zumindest die Rollator-Prüfung souverän bestanden hatte. Eine Tanzeinlage präsentierten die jungen Mädels der "Sweet Littles" des TV Sand. Auch die Hexen schwangen ihre Hüften und luden zum Abschluss die Zaungäste zu einer großen Polonaise vor dem Rathaus ein.

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