Auftakt
In Kleinsteinach entsteht ein jüdisches Zentrum
Ein Forscherteam der Universität Bamberg suchte am vergangenen Freitag in Kleinsteinach per Georadarmessgerät nach Überresten der ehemaligen Synagoge; von links im Bild Marina Müller, Prof. Till Sonnemann, Philipp Friedrich, Sophie Stark, Museumsleiter Bernd Brünner und Bürgermeister Bernd Fischer.
Ein Forscherteam der Universität Bamberg suchte am vergangenen Freitag in Kleinsteinach per Georadarmessgerät nach Überresten der ehemaligen Synagoge; von links im Bild Marina Müller, Prof. Till Sonnemann, Philipp Friedrich, Sophie Stark, Museumsleiter Bernd Brünner und Bürgermeister Bernd Fischer.
Martin Schweiger
Ein Modell der ehemaligen Synagoge in Kleinsteinach
Ein Modell der ehemaligen Synagoge in Kleinsteinach
Martin Schweiger
F-Signet von Martin Schweiger Fränkischer Tag
Kleinsteinach – Ein Team der Uni Bamberg forschte nach dem Grundriss der einstigen Synagoge Kleinsteinach. Hier wird die Geschichte der Juden im Kreis ausgestellt.

Ein jüdisches Zentrum soll in Kleinsteinach, Ortsteil der Gemeinde Riedbach, entstehen. Der Platz, auf dem ehemals die Synagoge stand, soll neu gestaltet werden. Dort soll dann auch die Sammlung von Cordula Kappner ausgestellt werden, die die Geschichte der Juden im Landkreis erforscht hatte. Das vorhandene jüdische Museum, der Ortsrundgang mit historischen Hinweistafeln sowie der jüdische Friedhof sollen Teile des jüdischen Zentrums sein.

Die Dimension des Zentrums sei noch ungewiss. Dies hänge vor allem von den Fördermitteln ab, die dafür bereitgestellt werden, sagte Bernd Brünner, Museumsleiter und Leiter des Arbeitskreises Landjudentum in Kleinsteinach während eines Ortstermins. Ein erster Anfang wurde am vergangenen Freitag gemacht, als Prof. Till Sonne­mann, ein Geo-Archäologe der Universität Bamberg, zusammen mit drei Studenten per Georadarmessung nach Resten der Grundmauern der ehemaligen Synagoge forschte.

Beschreibung der Synagoge

Bei der Georadarprospektion sendet ein Antennensystem in zeitlich oder – bei Nutzung eines Messrads – räumlich gleichen Abständen kurze elektromagnetische Impulse in einem bestimmten Frequenzbereich in den Boden. Deren Laufzeit bis zur Rückkehr wird an der Empfangsantenne gemessen. Die Recheneinheit wandelt das Antwortsignal in ein virtuelles Profil des Untergrunds um. Über drei Stunden dauerten die Arbeiten des Forscherteams. Das Ergebnis wird am Computer ausgewertet und dann vorgestellt.

Die Synagoge wurde im Jahr 1736 auf Initiative des damaligen Rabbiners Jechiel Heitzfeld erbaut. Es handelte sich um einen Saalbau mit einem im Westen anschließenden Frauenraum und einer darüberliegenden Frauenempore. Der Innenraum wies eine flache Tonnendecke mit Stuckverzierung und Bemalung in den zarten Farben des Barocks auf. In der Mitte stand das Erbauungsjahr 1736 und die Schrift: „Dies ist der Dienst der Leviten.“ Darunter befand sich die achteckige steinerne Bima, die mit sechs Pinienzapfen bekrönt war. Der Toraschrein (Die Tora ist der erste Teil des Tanach, der hebräischen Bibel; Anm. d. Red.) war über fünf steinerne Stufen erreichbar und besaß eine reiche Barock-Schnitzarchitektur mit Barock-Rokoko-Motiven. Neben der Synagoge befand sich ein kleiner Holzschuppen, in dem der Leichenwagen untergebracht war, den auch die christlichen Bewohner Kleinsteinachs nutzten.

Wechselnde Besitzer

Im Kindergartenweg 2, dem sogenannten Totengräberhaus, befand sich der Sitz des Israelitischen Begräbnisvereins Kleinsteinach. Ihm gehörten die Gemeinden Aidhausen, Hofheim, Lendershausen, Haßfurt und Westheim an.

Die Synagoge wurde am 6. Juni 1939 zusammen mit der jüdischen Schule von der israelitischen Kultusgemeinde Kleinsteinach für 2300 Reichsmark an die Gemeinde Kleinsteinach verkauft. Diese verkaufte die Synagoge am 8. Mai 1941 für 150 Reichsmark an einen Privatmann. Von der JRSO (Jewish Restitution Successor Organisation) erwarb die evangelische Kirchengemeinde Kleinmünster am 24. September 1953 die Synagoge und die jüdische Schule.

Die Synagoge wurde im Jahr 1954 von einem Blitz getroffen und wurde anschließend wegen Baufälligkeit abgerissen. Vor wenigen Jahren kaufte die Gemeinde Riedbach das Areal.

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