Strukturwandel
Zeil: Veränderungen im Leben der Bäuerinnen
Der Landfrauenchor löste sich nach über 40 Jahren auf. Kreisbäuerin Cäcilie Werner (rechts) und Stellvertreterin Petra Grimmer (links) dankte stellvertretend den anwesenden Chormitgliedern (ab zweite von links) Maria Pohli, Sabine Hain und Erika B...
Der Landfrauenchor löste sich nach über 40 Jahren auf. Kreisbäuerin Cäcilie Werner (rechts) und Stellvertreterin Petra Grimmer (links) dankten stellvertretend den anwesenden Chormitgliedern (ab zweite von links) Maria Pohli, Sabine Hain und Erika Brochloß.
Christiane Reuther
F-Signet von Christiane Reuther Fränkischer Tag
Zeil am Main – Die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband feiern ihr 75-jähriges Bestehen. Beim Landfrauentag in Zeil wurde der aufgelöste Chor der Bäuerinnen vermisst.

An die 250 Frauen sowie zahlreiche Ehrengäste kamen nach zweijähriger Corona-Pause am Dienstag, 28. Februar, zum Landfrauentag nach Zeil am Main in die Turnhalle am Tuchanger.

Die Frauen ließen einen Nachmittag lang die Seele baumeln, trafen Bekannte, tauschten sich untereinander aus und lauschten gebannt den Worten des Gastredners Josef Epp, der das Motto des Landfrauentages „Mit uns leben die Dörfer“ anschaulich reflektierte.

Zahlreiche Grußredner beim Landfrauentag in Zeil

Zahlreiche Grußworte von Vertretern aus Politik, Gesellschaft, den beiden Kirchen und Funktionären des Bauernverbandes rundeten den Landfrauentag ab.

Die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband (BBV) feiern in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Darauf verwies Kreisbäuerin Cäcilie Werner. In dieser Zeit wurde laut Werner viel auf den Weg gebracht. Angefangen vom Erwachsenenbildungswerk über die Gesundheitsoffensive bis hin zur Einführung des Unterrichtsfaches Alltagskompetenz.

Kreisbäuerin: Strukturwandel macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt

Werner nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise und fragte: „Wie war es früher auf den Dörfern?“ Was früher vermeintlich gut gewesen sei, habe sich im Laufe der Zeit verändert. Der Strukturwandel mache auch vor der Landwirtschaft nicht halt und so hätten Landwirte zum größten Teil ihre Betriebe aufgeben oder sich spezialisieren müssen.

Kritik übte Werner an bürokratischen Auflagen und horrenden Betriebskosten, die auch weiterhin zu Betriebsaufgaben zwängen. Gerade die Landfrauen seien es, die das Miteinander in den Dörfern pflegten.

Als Referent reflektierte Josef Epp das diesjährige Motto des  Landfrauentages „Mit uns leben die Dörfer“.
Als Referent reflektierte Josef Epp das diesjährige Motto des Landfrauentages „Mit uns leben die Dörfer“.
Christiane Reuther

Der Lehrer, Klinikseelsorger und Buchautor Josef Epp reflektierte mit berührenden Worten das Motto des Landfrauentages. Epp, der seit 2021 im Ruhestand ist, verwies zunächst auf einen zurückliegenden dreijährigen Krisenmodus, angefangen mit der Pandemie und dem anschließenden Krieg in Europa mit seinen daraus resultierenden Folgen.

Landfrauentag mit berührendem und sehr persönlichem Vortrag

Krisen erschütterten das Selbstbild, das Zusammenleben und die Sinngrundlagen von Menschen. Das demonstrierte Epp anschaulich, indem er ein weißes Blatt Papier mit dem Aufdruck „Leben“ zerriss. Deshalb müsse man seiner Meinung nach Ausschau halten nach Strategien, die Orientierung und Halt geben.

Das Leben im Dorf bezeichnete Epp aus eigener Erfahrung als äußerst hilfreich. Dies habe er nach dem frühen Tod seiner Ehefrau und der anschließenden Zeit als alleinerziehender Vater von drei Kindern, eines davon behindert, selbst erfahren.

Epp: „Ich konnte mich in der dörflichen Struktur auf Menschen verlassen, die dafür sorgten, dass das Leben weiterging.“ Im Dorf sei der unmittelbare Bezug zur Natur, der Lebensmittelproduktion und den Lieferketten noch nachvollziehbar.

Kreisbäuerin Cäcilie Werner (rechts) und Stellvertreterin Petra Grimmer (links) dankten Josef Epp für den berührenden Vortrag zum diesjährigen Landfrauentag.
Kreisbäuerin Cäcilie Werner (rechts) und Stellvertreterin Petra Grimmer (links) dankten Josef Epp für den berührenden Vortrag zum diesjährigen Landfrauentag.
Christiane Reuther

Der Tod seiner ältesten Tochter 2014 habe ihn auf intensive Weise herausgefordert und sein Denken und seine Arbeit erheblich beeinflusst.

In den Grußworten, die zahlreich ausgetauscht wurden, war immer wieder zu hören, dass das Leben auf dem Dorf schön sei. Ein großer Dank galt den Landfrauen, die sich als tragende Säulen der Dorfkultur für den ländlichen Raum starkmachten. Aber auch das momentane Geschehen in der Landwirtschaft wurde thematisiert.

Der Landfrauenchor hatte sich nach über 40 Jahren aufgelöst

Die sonst übliche musikalische Umrahmung durch den Landfrauenchor entfiel. Der Chor hatte sich zu Beginn des Jahres nach über 40 Jahren aufgelöst, weil der Nachwuchs fehlt. Dennoch gab es eine Urkunde und ein Blumenpräsent für drei anwesende Chormitglieder zum 40-jährigen Bestehen des Chores, weil diese Leistung wegen Corona vor zwei Jahren nicht gewürdigt werden konnte.

Das gemeinsam gesungene Lied „Wohlauf die Luft geht frisch und rein“ beendete den Landfrauentag.

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