Die Qualität der Stimmen der Sängerinnen und Sänger unterstrich in der Stadtpfarrkirche in Haßfurt ihre spektakuläre Chorkunst. Da wundert es nicht, dass dieser Chor beim Deutschen Chorwettbewerb 2023 das Land Bayern vertreten wird.
Es zeigte sich, dass das Ensemble „Cantabile Regensburg“ auf die Konzertgäste aus Haßfurt und Umgebung eine große Anziehungskraft ausübt. Das liegt womöglich auch daran, dass Dirigent Matthias Beckert aus dem Knetzgauer Gemeindeteil Westheim stammt. Für ihn zählt es schon zur Tradition, in seiner Heimat zu Anfang eines Jahres mit seinem Chor aufzutreten.
„Wir haben euch sehr vermisst und ich hoffe, ihr uns auch. Deswegen freuen wir uns außerordentlich, dass wir nach dieser längeren Pause wieder auftreten können“, betonte er eingangs und freute sich über den prall gefüllten Konzertsaal Pfarrkirche.
Mit dem Abendlied von Matthias Claudius „Der Mond ist aufgegangen“ und der eigens für „Cantabile“ vertonten Komposition von Zolt Gardonyi hörte man zu Beginn eine faszinierende Version der achtstimmigen Volksliedbearbeitung. Die Sopranstimmen eröffneten und dann drangen auch immer wieder die übrigen Stimmgruppen in den Vordergrund.
Anschließend wurde die Verbindung des Chores und Dirigenten mit dem Schweizer Komponisten Carl Rütti (*1949) deutlich, mit dessen Requiem man im November beim 11. Bayerischen Chorwettbewerb mit dem Prädikat „hervorragend“ in der Kategorie „gemischte Chöre“ gewonnen hat. Dabei sang der Chor Werke des Komponisten, die im Sommer in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk eingesungen und auf der nächsten CD des Chores erscheinen werden.
Weihnachtslieder des schlesischen Komponisten Carl Thiel
Das Konzertprogramm enthielt auch drei Weihnachtslieder des schlesischen Komponisten Carl Thiel (1862-1939), die jedem gleich ins Ohr gingen. Nach einem von C. Thiel bearbeiteten Weihnachtslied aus dem 14. Jahrhundert, beim dem die Chorstimmen sich in gegeneinander laufenden Texten begegneten, kam der Chor dann mit den teilweise kraftvollen und schwierigen Motetten von Carl Rütti, dessen Begeisterung für die englische Chortradition auf seine Tätigkeit am Konservatorium in London zurückgeht.
Die vier Motetten über Johannes den Täufer für Chor a cappella stellten eine Art Porträt dar, wo man Johannes als schreiende und rufende Stimme in der Wüste hörte mit „Bereitet dem Herrn den Weg!“ Die Übertragung des Textes in den Gesang ging dabei so weit, dass der Komponist den Unterschied zwischen Jesus und Johannes in der Weise ausdrückte, dass er den Chor für Johannes in weniger Stimmenteilte, aber für die Taufe Jesu die Besetzung auf acht Simmen ausdehnte.
Bei „Heidschi Bumbeidschi“ von Wolfram Buchenberg (1962) kam deutlich zum Ausdruck, welche Qualität und welch hohes musikalisches Niveau in dem Vokalensemble „Cantabile“ steckt. Der Chor interpretierte virtuos das deutschsprachige Volkslied. Nach dem Einstieg der klaren Sopran- und Altstimmen erklangen die warmen Bassstimmen.
Es sind 20 Männer und 17 Frauen, die für diese Klangvielfalt sorgten. Manchmal traten sie dezent in den Hintergrund für Solistenstimmen wie die von Sopranistin Anna Heinig. Die Stimmen schienen im Kirchenraum zu schweben und durchdrangen selbst im Pianissimo deutlich den Raum. Dem Ensemble, das sich überwiegend aus Studierenden und Absolventen der Regensburger Hochschulen zusammensetzt, sah man die Begeisterung an. Es schien ein magisches Band zu geben, über das sie sich mit ihrem Dirigenten Matthias Becker verbunden fühlten.
Die Chorwerke verlangten höchste Konzentration. Dirigent Matthias Beckert, Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, verstand es mit seinem freudigen und einfühlsamen Dirigat, seinen klaren Handbewegungen, aber auch seinem ständigen Augenkontakt und entsprechendem Gesichtsausdruck Tempo- oder Rhythmuswechsel anzugehen, Lautstärken mit Körperausdruck zu dämpfen oder auf der anderen Seite Intonation oder chorisches Atmen perfekt abzusprechen.
Dirigent Matthias Beckert mit seiner großen Erfahrung
Hier spürte man seine große Erfahrung. Kein Wunder, dass Beckert die Kulturmedaille der Stadt Würzburg und die Orlando-di-Lasso-Medaille des Bayerischen Sängerbundes und viele andere Auszeichnungen erhalten hat.
Zum Abschluss präsentierte der gemischte Chor „dum medium silentium“ von Wolfram Buchenberg und Hans Kösslers (1853 – 1926) „Einsamkeit“, bei dem noch einmal ein transparenter, schwebender und homogener Chorgesang in den Vordergrund trat. Darauf gab es langanhaltenden Applaus im Stehen, so dass das Vocalensemble um Zugaben nicht herumkam.
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