Am 2. Dezember 1989 um 14 Uhr rollte erstmals der Verkehr über den damals in aller Eile neu geschaffenen Grenzübergang zwischen dem Maroldsweisacher Gemeindeteil Allertshausen und dem Heldburger Stadtteil Hellingen in Thüringen.
Die Bevölkerung beider ehemals geteilter Landesteile hat sich nun an der einstigen innerdeutschen Grenze getroffen, über 300 Menschen, dazu eine Abordnung der Riether Musikanten und die Feuerwehren aus Hellingen und Maroldsweisach.
„Ein Original“
Jürgen Berchner aus Heldburg war mit einem ganz besonderen Gefährt angereist, das die Augen zahlreicher Neugieriger auf sich zog. Der Sammler darf einen Trabant der Volkspolizei sein Eigen nennen.
„Es gibt viele Nachbauten, aber mein VoPo-Trabi ist ein Original von nur insgesamt fünf gebauten Autos“, sagte Berchner stolz. Im Alltag sei die Volkspolizei in der DDR meist Dienstfahrzeuge des Fabrikats Wartburg gefahren, denn der Trabant habe nur 26 PS.
Trabi stand einst im Museum
Das Modell des Heldburgers, das 1978 gebaut wurde, stand einst in einem DDR-Museum, ehe es nach der Wende ein Berliner Touristikunternehmen kaufte und damit in der Hauptstadt Stadtrundfahrten anbot. Schließlich landete der Trabi bei Jürgen Berchner, der sogar eine Uniform der Volkspolizei hat.
Die Brücke, an der die Blaulichter und Lautsprecher angebracht sind, wurde in Handarbeit hergestellt und zählt somit zur Werksausstattung. Denn nur in diesem Originalzustand bekomme man ein H-Kennzeichen für das historische Fahrzeug, so Berchner, der auch das typische Knattergeräusch des Zweitaktmotors liebt.
Wie wertvoll Freiheit ist
Nach einer Andacht mit den evangelischen Pfarrern Martin Popp-Posekardt aus Maroldsweisach und Nikolaus Flämig aus Hellingen sagte Bürgermeister Wolfram Thein: „Die Pandemie hat uns gezeigt, was es bedeutet, sein Leben nicht mehr in Freiheit leben zu dürfen. Wenn wir an die Ausgangssperre zurückdenken und auch an die Quarantäne, dann wissen wir ganz genau, wie sich Freiheitsentzug anfühlt. Umso wichtiger ist es, dass wir uns immer vor Augen halten, dass es eines der wichtigsten Güter ist, frei zu sein. Dafür sollten wir dankbar sein.“
Auch Landrat Wilhelm Schneider sagte in Bezug auf die Einschränkungen in anderen Ländern der Welt: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir heute den Einheitstag als Tag der Freude feiern können.“
Radweg wird wohl gebaut
Heldburgs Bürgermeister Christopher Other nannte die Verbindung zwischen den zwei Gemeinden als ein Musterbeispiel des Zusammenwachsens, nach über 40 Jahren der zwangsweisen Trennung.
Erfreuliches konnte Other zur Verkehrsverbindung zwischen Allertshausen und Hellingen verkünden.
Während die Kreisstraße auf dem Gebiet des Landkreises Haßberge gut in Schuss ist und auch ein Fahrradweg vorhanden ist, sieht es nach der thüringischen Landesgrenze anders aus. Die dortige Landstraße ist stark sanierungsbedürftig, einen Radweg gibt es nicht.
„Nicht gänzlich abgelehnt“
Am Rande eines anderen Termins, so berichtete Christopher Other, habe er mit Prof. Benjamin-Immanuel Hoff, dem Chef der Staatskanzlei in Thüringen, auch über den Wunsch einer Straßensanierung und eines Radwegebaus gesprochen.
Der Bürgermeister zeigte sich hoffnungsvoll: „Das wichtige Vorhaben wurde von vorneherein nicht gänzlich abgelehnt, sondern es gab eher Unterstützung.“
Erst buddeln, dann pflanzen
Dann nahmen die beiden Bürgermeister Wolfram Thein und Christopher Other die Spaten in die Hand. Neben der Straße auf einer Wiese, die einst als DDR-Sicherungsstreifen mit Landminen übersät war, pflanzten die beiden Kommunalpolitiker jeweils eine Rotbuche, den Baum des Jahres.
„Einheitsbuddeln“ nennt sich diese Baumpflanzaktion, die anlässlich des Tags der Deutschen Einheit 2019 von Schleswig-Holstein ins Leben gerufen wurde, um eine neue Tradition für den deutschen Nationalfeiertag zu begründen.
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