Der Landkreis Haßberge wolle zukunftsgerichtet vorgehen, während die Initiatoren der Petition an Altem festhalten wollten. Mit dieser Aussage hatte Landrat Wilhelm Schneider vor Wochen reagiert, als Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet unser Krankenhaus“ das Anliegen von mehreren Tausend Bürgern aus Ebern und Umgebung vorbrachten und Unterschriftenlisten übergaben.
Die Initiative fordert den Erhalt der stationären Chirurgie in Ebern und die Sicherung der medizinischen Notfallversorgung für den östlichen Raum Haßberge. Ziel sei es „eine Notversorgung sicherzustellen, ohne dass zu Nacht- und Wochenendzeiten Fahrten von über 30 Minuten würden“, schreibt Ralf Kestel, einer der Sprecher der Bürgerinitiative. Selbst die nächstgelegenen Krankenhäuser in Haßfurt, Bamberg und Coburg seien für Notfälle an Wochenenden laut Krankenhaussimulator der gesetzlichen Krankenversicherungen für knapp 8000 Einwohner in der Region nicht binnen 30 Minuten zu erreichen. In verschiedensten Foren fordern rund 5500 Unterstützer den Fortbestand des Krankenhauses Ebern.
Der Sanierungsplan
Der Landkreis Haßberge als Träger der „Haßberg-Kliniken“ strebt an, seine beiden Kliniken umzustrukturieren, um horrende Defizite in den Griff zu bekommen. In diesem Zug soll die stationäre Chirurgie auf Haßfurt konzentriert und die Klinik in Ebern zu einem Zentrum für Altersmedizin umgebaut werden. Ein Krankenhaus, das nur noch über eine Innere Abteilung verfügt, argumentiert die Bürgerinitiative dagegen, erfülle nicht mehr die Anforderungen, die der gemeinsame Bundesausschuss an eine Einrichtung der Grundversorgung geschweige denn einer Notfallversorgung stellt.
Da sich abzeichnet, dass der Klinik-Vorstand ungeachtet des Gegenwinds an seiner Marschlinie festhalten wird, haben sich die Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet unser Krankenhaus“ jetzt an den Bayerischen Landrat gewandt sowie Mitglieder des Kreistages, Abgeordnete im Bundes- und Landtag sowie die Bürgermeister im Alt-Landkreis Ebern eingeschaltet.
Die Initiatoren schreiben, das Kreiskrankenhaus sei vom Altkreis Ebern für die Bevölkerung des Altkreises Ebern erbaut worden. Die Unterschriftenaktion belege, dass sich noch immer tausende von Menschen aus Orten, die im Zuge der Gebietsreform nach Oberfranken umgegliedert wurden (Gerach, Reckendorf, Lauter, Itzgrund, Rattelsdorf sowie der Städte Baunach und Seßlach) für einen Erhalt des Krankenhauses in Ebern aussprechen. „Als Rechtsnachfolger sehen wir den Kreis Haßberge daher in der Pflicht, sich für Erhalt, Sanierung und Aufwertung einzusetzen, wie es auch bei den Ruinen Altenstein und Lichtenstein geschehen ist und geschieht“, heißt es weiter.
In der Petition (Aktenzeichen GP.0792.18), deren Wortlaut der Redaktion vorliegt, beantragt die überparteiliche Initiative „in Abstimmung mit weiten Teilen des Personals des Eberner Krankenhauses eine Verschiebung der zum Jahresende und inmitten von Corona-Zeiten angekündigten Aufgabe der stationären Chirurgie am Haus Ebern“. Unverzüglich fordere man die Aufnahme von Verhandlungen mit den benachbarten Gebietskörperschaften über eine mögliche finanzielle und organisatorische Zusammenarbeit.
Im Verbund?
Die Bürgerinitiative spricht die Zusammenarbeit mit der Sozialstiftung Bamberg für Kurzzeitpflegeplätze in Zeil an und plädiert für eine „Regiomed Baunach/Itz“ (im östlichen Kreis Haßberge, im nördlichen Kreis Bamberg und im südlichen Kreis Coburg). Solch ein Beitrag zur Daseinsvorsorge im ländlichen Bereich könne als Pilotprojekt funktionieren, vergleichbar der grenzüberschreitenden Kooperation in der „Baunach-Allianz“ oder den Freizeitlinien im Verkehrsgroßraum Nürnberg.
Auch den Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen im nördlichen Landkreis spricht die Initiative in ihrer Petition an. Umbauten im Eberner Krankenhaus für diesen Zweck halte man „für Steuerverschwendung, da eine defizitäre Chirurgie durch defizitäre Kurzzeitpflege mit unsicherer Finanzierung ersetzt wird und es dennoch für noch vorhandene 20 Rest-Betten keinerlei Nutzungskonzept gibt“.
Gleusdorf als alternative?
Ein Alternativ-Standort biete sich mit der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf an, die aktuell mit einem Belegungsverbot bedacht ist, leer steht und vermutlich bald zum Verkauf angeboten werde. „Ein Schloss Gleusdorf ist sicher wichtiger als der Erhalt des alten Schlosses Gereuth“, argumentiert Ralf Kestel, denn dieses sei längst dem Verfall preisgegeben. In Gleusdorf, direkt an der Grenze beider Landkreise gelegen, biete sich eine Kooperation mit der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Kreises Bamberg (GKG) an.
Die Unterzeichner der Petition appellieren an den Landtag: „Bitte nehmen Sie diese Petition ernst und ziehen sich nicht auf irgendwelche Paragrafenwerke zurück.“