Friedhöfe sind ein Spiegelbild des Lebens und Zeichen einer gewachsenen Kultur in unseren Dörfern. Veränderungen auf religiöser und kultureller Ebene sorgen aber auch dafür, dass die Trauer- und Bestattungskultur einem stetigen Wandel unterliegt und damit auch die Friedhofskultur von einer großen gesellschaftlichen Veränderung betroffen ist. Der „Tag des offenen Friedhofes“ in Neubrunn durch den Kreisverband für Gartenbau und Landespflege zeigte für diese Herausforderung Anregungen und Lösungen auf.
Hierzu präsentierte die Gemeinde Kirchlauter ihren Friedhof in Neubrunn, in dem in den letzten Jahren Umstrukturierungen vorgenommen wurden, die insgesamt 280 000 Euro kosteten. Bürgermeister Karl-Heinz Kandler erinnerte daran, dass der letzte Umbau des Friedhofs mit dem Bau einer Leichenhalle und einer Vergrößerung des Geländes gegen Ende der 1960er Jahre stattgefunden hatte. In der Gegenwart fänden auf dem 3204 Quadratmeter großen Friedhof jährlich etwa sechs bis acht Bestattungen statt.
An dem bergigen Gelände sei jetzt die Friedhofsmauer mit Gabionen bei einem Preis von insgesamt 130 000 Euro der größte Ausgabeposten gewesen. Außerdem habe man Treppen erneuert, Pflasterungen ausgeführt und Gehwegplatten aus Waben mit Schotter eingebaut. Man habe bei der Gestaltung auch auf ökologische Aspekte geachtet und versickerungsfähige Kieswege als Zwischenwege angelegt. Bei den Urnengräbern habe man zwei Varianten ermöglicht: eine mit einer Grabfläche mit kleinem Grabstein und kleiner Gestaltungsfläche sowie eine Möglichkeit mit weniger Pflegeaufwand durch eine Natursteinplatte im Rasen und Bepflanzung im Hintergrund.
Es geht in Richtung Urnenbestattung
Kreisfachberater Johannes Bayer stellte bei seinem Vortrag „Der Friedhof im Wandel“ heraus, dass sich Friedhöfe den Bedürfnissen der Gesellschaft anpassen müssten. Die Wünsche gingen heute in Richtung Urnenbestattung, Pflegeleichtigkeit der Grabstätte und einer natürlichen Bestattung. Dabei sei die starke Nachfrage nach Urnen-Gemeinschaftsgräbern oder Urnen-Baumbestattungen auf den Friedhöfen vorrangig. Dazu zeigte er positive Beispiele aus der Region auf. Unter dem Motto „Natürlich erinnern“ ging er auch auf die Möglichkeiten der Aufwertung von bisherigen Friedhofsflächen ein und nannte Blumenwiesen, Bäume und Sträucher, insektenfreundliche Grabgestaltung, Trockenmauern und die Anlage von Nistmöglichkeiten.
Bestattermeister Jörg Freudensprung, Geschäftsstellenleiter des Bayerischen Bestatterverbandes, ging auf die Veränderung der Bestattungskultur ein, bei der die Friedhöfe wichtige Aufgaben erfüllten für die Trauerbewältigung, Erinnerung, Besinnung und als Treffpunkt für Familie und Gemeinde. Allerdings gebe es die traditionelle Großfamilie nicht mehr, und in Städten kenne man nicht einmal die übrigen Bewohner des Hauses. „Der Wunsch nach Individualisierung der Bestattung sowie der Grabflächen und Grabmale nimmt deswegen zu.“ Dieser Trend werde auf den Friedhöfen deutlich sichtbar.
Dies wurde auch in der anschließenden Fragerunde deutlich, an der sich die zahlreichen Besucher beteiligten und auch die Veränderungen auf dem Friedhof zur Sprache brachten. Immer mehr Menschen wünschten sich ein Urnengrab. Und einige Bestatter berichteten aus ihrem Unternehmen, dass die Feuerbestattung schon bei 60 Prozent angelangt sei und Richtung 80 Prozent tendiere. Das löse zwar Platzprobleme, schaffe aber auch neue Herausforderungen. Viele Graber würden nach Ablauf der Ruhefrist aufgegeben, die Lücken zwischen den Gräbern würden größer und die Verwaltungskosten würden dieselben bleiben.
Möglichkeiten aufgezeigt
Bei einem Friedhofsrundgang wurden dann aber Möglichkeiten aufgezeigt, wie eine zukunftsorientierte Entwicklung möglich ist und mit einer besonderen Zuwendung das kulturhistorische Erbe eines Friedhofes bewahrt werden kann. Hierzu gab es Ausstellungsbeiträge von Gärtnern und Bildhauern, die auch Antworten auf drängende Fragen anboten. Dabei zeigte sich sogar bei den Pflanzungen für das Grab ein neuer Trend für pflegeleichte, auch insektenfreundliche und sogar exotische Arten.