Inzwischen wird er schon öfters mal darauf angesprochen: Kurt Markert aus Zeil bekommt Rückmeldungen auf sein Zwiebelorakel, das er seit gut zehn Jahren macht. Beim Silvesterball fragte ihn so mancher schon nach dem Wetter für 2019. Worfauf Markert antwortete, „das kann ich dir erst am 2. Januar sagen.“ Klar, die Zwiebeln brauchen ihre Zeit.
Lebendige Erinnerungen
Ältere aus Zeil und Umgebung erzählten ihm ihre Erinnerungen: „Das hat meine Oma auch so gemacht!“ Dabei hat Kurt Markert die Geschichte um das Zwiebelorakel erst aus dem Fränkischen Tag gepflückt. Vor einigen Jahren war es ein Artikel über die Bambergerin Irene Hottelmann-Schmitt, die das Zwiebelorakel nach altem Brauchtum vorstellte.
Wie geht das nun mit diesem Orakel? Markert schneidet eine große Zwiebel aus seinem Garten so entzwei, dass er schöne Schälchen hat. Zwölf braucht er, für denen Monat eines.
Sorgfältige Vorbereitung
Die legt er dann am Silvesterabend „mit ein bisschen Kribbeln im Bauch“, jeweils auf ein Segment seiner Jahresplatte, die er sich extra für seine Brauchtumswahrsagerei gefertigt hat. Wer es nachmachen möchte, der kann auch eine schöne Schale verwenden oder ein passendes Brett. Pünktlich um 24 Uhr, also zum Jahreswechsel, gibt der Fragende dann Salz in die Zwiebelschälchen.
Über Nacht ziehen die Zwiebeln Wasser. Komischerweise aber nicht alle gleichzeitig viel. Je nachdem, wie viel Wasser die Zwiebel zieht, lässt sich Trockenheit oder viel Regen ableiten für den betreffenden Monat. Sind das die geheimnisvollen Rauhnächte, die da ihre Kraft entfalten? Markert ist sich ganz sicher.
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Klar ist für Markert auch, dass man beim Orakeln ein bisschen Beistand vom lieben Gott braucht. Deswegen versammelt er vor der Tat seinen Geist, entzündet eine Kerze und betet ein Vaterunser „damit keine Unwetter oder Blitze entstehen“.
Ein Jahr war mal dabei, da traf seine Vorhersage „nur“ zu 60 Prozent ein. Sonst kommt er doch immer auf 70 Prozent. Für 2018 hatte er glatt eine 100-prozentige Trefferquote: Es war ein knockentrockenes heißes Jahr, genau wie es ihm die Zwiebeln gesagt hatten.
Wie sieht’s denn nun für 2019 aus?
Januar Die Zwiebel ist nass, das bedeutet Regen und Schnee
Februar Zwiebel leicht nass – also auch Regen und Schnee
März Die Zwiebel ist übergelaufen vor Nässe: viel Regen
April leicht feuchte Zwiebel: April-Wetter also
Mai Zwiebel wieder voll Nässe – ein nasser „Wonnemonat“
Juni Zwiebel total nass – also viel Regen
Juli Die Zwiebel blieb trocken: Es wird warm; Gewitter sind möglich, denn in der Zwiebel finden sich kleine Salzkgriesel, die darauf hinweisen. Unterm Strich aber Sommer- und Urlaubszeit
August Zwiebel trocken, kleine Salzgriesel: trockene Sommerzeit mit Gewittern
September Die Zwiebel ist wieder total nass: viel Regen
Oktober Zwiebel trocken, also „Goldener Oktober“
November Zwiebel total nass: viel Regen und vielleicht Schnee
Dezember Zwiebel sehr nass: viel Regen und Schnee.
Und so war es 2018:
Wie wird das Wetter 2018? Eine Antwort auf diese Frage versucht Kurt Markert aus Zeil seit einigen Jahren mit seinem Zwiebelorakel zu ergründen, jetzt bereits zum achten Mal, und das immer in dem Zeitraum vom Silvestertag mittags über die Neujahrsnacht bis in die Abendstunden, genau 20 Uhr, am Neujahrstag.
Um es schon vorweg zu sagen. Das Ergebnis ist eindeutig. Es wird ein sehr trockenes Jahr 2018 geben noch trockener als im Vorjahr. Der Klimawandel kommt voll.
Volkstümliches Brauchtum
Die Zeit zwischen Weihnachten und Epiphanie, dem Dreikönigsfest, ist voll von volkstümlichem Brauchtum. Es sind die Tage und Nächte, die in der Differenz zwischen dem Sonnen- und dem Mondjahr stehen, die so genannten Raunächte.
Die frühere ländliche Bevölkerung glaubte in diesen magischen Tagen das Wetter des aufbrechenden neuen Jahres erkunden zu können… und noch vieles andere mehr. Ein solcher Brauch ist das Zwiebelorakel: Kurt Markert füllt um zwölf Uhr an Silvester große Zwiebelschalen, für jeden Monat eine, jeweils mit einem Teelöffel Salz. Er schwört immer auf fränkische Bio-Zwiebeln, die seine Frau Inge in große Schalen zerlegt.
Hierzu hat Markert auf einem Brett einen Kreis mit zwölf Sektoren gemalt, die die zwölf Monate darstellen. Er betet jeweils ein Vaterunser und ein eigenes Gebet, dass es 2018, im 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Zeil keine starken Gewitter und Wetterunbilden gibt. Jetzt wartet er bis Neujahrsabend 20 Uhr auf eventuelle Veränderungen.
Ist das Salz in einer Schale feucht und nass, so ist ein regnerischer Monat zu erwarten, bleibt die Schale trocken, so ist der Sommermonat trocken und heiß, die Wintertage trocken und kalt. Klumpt das Salz, so sieht das Orakel heftige Gewitter bevor.
Sind seine Prognosen für 2017 eingetroffen? Zu 65 bis 70 Prozent, meint Markert. Zu Hilfe kommen ihm seine täglichen Wetteraufzeichnungen.
Das Orakel hatte ziemlich Recht
Für den Januar 30 Prozent (er war nur mit „feucht“ angegeben). Für Februar und März stimmt die vorhergesagte Prognose zu 70 und 80 Prozent. Regen und Schönwetter wechselten einander ab. Im März gab es 24 trockene Tage. Der April machte war zu 70 Prozent richtig.
Im Mai gab es 13 Tage Regen und 18 trockene (die Prognose lautete kühl und nass). Für den Juni stimmte die Vorhersage: trocken und heiß. Zu 80 Prozent stimmt der Juli, Er stellte sich mit 15 Tagen Regen und 16 Tagen Sonnenschein ein.
Der August stimmte zu 70 Prozent (feucht, Gewitter) mit der Vorhersage überein; ebenso der September. Beim Oktober und November lag die Trefferquote bei 50 und 65 Prozent; beim Dezember stimmte die Vorhersage nur zu 40 Prozent.
Am ersten Tag 2018 war Markert schon etwas geschockt: Ergebnis ist brutal, ein sehr trockenes 2018. Die Zwiebelschalen waren nicht mit Wasser gefüllt.
Die Prognose:
Januar – etwas feucht, Schnee und Regen;
Februar – trocken, kalt, Sonne;
März – wie im Vormonat – trocken;
April – trocken, leicht feucht, Sonne und Regen;
Mai – leicht nass;
Juni – trocken und heiß, Sonnenschein;
Juli – trocken mit Gewittern;
August – trocken;
September – trocken, vereinzelt Gewitter;
Oktober – golden, leicht feucht nur mit einzelnem warmen Regen;
November – leicht feucht, etwas Regen;
Dezember – trocken und kalt.