Heikel, heikel: In der jüngsten Marktgemeinderatssitzung in Rentweinsdorf drehte es sich um eine Eiche in Sendelbach, für die der Gemeinderat quasi schon die Fällung in Aussicht gestellt hatten, weil diese einen Anlieger stört.
Markantes Baumdenkmal
Förster Wolfgang Gnannt aber, der grundlegend über die Situation des Gemeindewaldes sprach, lehnt dies konsequent ab. Der Baum hat für ihn Symbolcharakter angesichts des Klimawandels und ist überdies ein markantes Baumdenkmal. Gepflanzt wurde die Eiche nämlich zwischen den beiden Weltkriegen.
Die nächsten Jahre sind für den – wenn auch kleinen – Gemeindewald eine Herausforderung. Für Förster Wolfgang Gnannt ist alleine durch die Berechnungen der Waldfachleute die Existenz des Klimawandels Realität, und er untermauerte die Notwendigkeiten des Waldumbaus sehr ausführlich.
Wahrzeichen für Sendelbach
Vor diesem Hintergrund kam er besonders auf die „Gemeindeeiche“ im Ortsteil Sendelbach zu sprechen, die zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gepflanzt worden und der einzige Baum in dieser Dimension in Sendelbach sei. „In Zeiten des Klimawandels ist sie ein absolutes Highlight, das unbedingt erhalten werden muss.
Sie hat Naturdenkmalcharakter, hat ein wunderbares Erscheinungsbild und eine herausragende Krone. Mit ihrer Stabilität hat sie den Stürmen der letzten 30 Jahre getrotzt.“ Sie sei auch ökologisch sehr wertvoll, weil dort nachts viele Fledermäuse unterwegs seien und auch andere Insekten. Die Eiche sei eine Baumart des Klimawandels; vor diesem Hintergrund steht die Bitte an die Untere Naturschutzbehörde, diesen Baum zu schützen und ihn zu einem Naturdenkmal zu erheben. „Die Begehrlichkeit des Einzelnen ist dabei dem Allgemeinwohl unterzuordnen und die Vorteile der Erhaltung überwiegen die Nachteile.“
Rederecht für die Anlieger
Eine klare Aussage, mit der sich eine Anliegerin, die mit ihrem Sohn die Sitzung verfolgte und der auch ein Rederecht eingeräumt wurde, so gar nicht anfreunden will. Der Baum sei von ihrem Onkel gepflanzt worden, und das sei vor höchstens 75 Jahren gewesen. Sie habe in all den Jahren das Laub immer weggeräumt, könne das aber nun in ihrem hohen Alter nicht mehr. „So wird unser ganzes Grundstück versaut. Wir lassen uns das nicht kaputtmachen. Außerdem bedeutet dies für uns bei einem Verkauf eine Wertminderung. Ich liebe Bäume, aber nicht eine solche Eiche, die in den Wald gehört. Ein Baum darf auch nicht mehr wert sein als ein Mensch.“
Nun hatte auch der Gemeinderat bereits 2020 einen Beschluss gefasst, der die Fällung in Aussicht gestellt hat; schließlich wurden Ersatzpflanzungen angeboten. Wie der Bürgermeister Steffen Kropp einräumte, sei man nicht vom symbolischen Wert dieses Baumes für die Sendelbacher ausgegangen.
Bürgermeister Steffen Kropp sicherte zu, dass man sich nächster Zeit im Gremium noch einmal mit diesem Punkt befassen werde; als denkbar wurden eine Grundstücksänderung oder Unterstützung beim Aufräumen der Blätter und Früchte im Herbst angesprochen. Jedenfalls soll es zu einer möglichst guten Lösung kommen .
Mischbestände müssen her
„Unser Credo sind die Mischbestände. Standortgerechte, klimaangepasste Mischwälder sind die beste Risikoabsicherung für die Zukunft. Es gibt Baumarten, die mit dem künftigen Klima besser zurechtkommen werden.“ Dies betonte Förster Wolfgang Gnannt vor dem Marktgemeinderat Rentweinsdorf, als er über die Auswirkungen des Klimawandels im Gemeindewald informierte.
Die Gemeinde Rentweinsdorf besitzt seit vielen Jahren mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt einen „Beförsterungsvertrag“ für ihren eigenen Wald, aber auch den Privatwald. „Der Gemeindewald mit 29,7 Hektar ist ein kleines Kleinod, auch wenn es von der Fläche her zu den Rotenhanschen Wäldern eigentlich gar nichts ist.“ Baron von Rotenhan betreibe nämlich in Rentweinsdorf auf einer Fläche von über 1 200 Hektar Forstwirtschaft.
Förster Wolfgang Gnannt wies darauf hin, dass 98 Prozent des Rentweinsdorfer Gemeindewaldes eigentlich von den ehemaligen Eingemeindungen kommen. Von der Gesamtfläche von 29,7 Hektar entfielen auf den Hauptort Rentweinsdorf nur 3,6, während auf die Ortsteile Treinfeld 11,7, Sendelbach/Gräfenholz 7,2, Losbergsgereuth 5,6 und auf Salmsdorf 1,4 Hektar Wald entfielen. Hauptbaumarten sind die Fichte mit 3,7, die Kiefer mit 10,4 und die Eiche mit 9,4 ha.
Den Klimawandel, so Förster Gnannt, dürfe man nicht aus den Augen verlieren; er wirkt sich aus.
Die Verteilungen werden sich ändern
Derzeit liegen 14 Prozent der bayerischen Waldfläche in Gebieten wärmer als 8,42 Grad. Es gebe „Hotspots“, so Gnannt, mit Temperaturen zwischen 8,42 bis 9,96 Grad, und dazu zählen insbesondere Unter- und Oberfranken und Teile Oberbayerns.
Für das Szenario bis 2100 rechnen Wald-Fachleute mit 83 Prozent Fläche, auf der es wärmer als 8,42 Grad wird, und auf der sich dann 75 Prozent des Fichtenvorkommens befinden. Auf 28 Prozent der Waldfläche herrschen dann aber schon Temperaturen von 9,97 bis 11,66 Grad: So etwas gibt es bislang in Bayern noch nicht.
Und es ändert sich noch mehr: Temperatur, Niederschlag, mehr Extreme, längere Vegetationsperioden. So treiben die Bäume dann schon im April aus; im Herbst verzögert sich der Laubabfall um drei Wochen. Die Experten rechnen mit 1,8 Grad höheren Temperaturen und 40 mm weniger Niederschläge pro Jahr, und heißt, dass Dürre- und Hitzeperioden zunehmen und starke Stürme häufiger werden.
Der Wald kann nicht weglaufen
„Der Wald kann vor dem Klimawandel nicht davonlaufen. Das Klima ändert sich drastisch und für den Wald/Bäume zu schnell. Der einzelne Baum kann sich nicht anpassen und an das Klima nicht angepasste Wälder sind gefährdet“, betonte Förster Wolfgang Gnannt. Er nannte weitere Gefahren neben der Trockenheit: Schädlinge wie Borkenkäfer, Sturmwurf, Waldbrand oder Schneebruch. Folgen für den Waldbesitzer sind Holzpreisverfall, Kahlflächen und unplanmäßige Holzernte, einhergehend mit ungünstigen Bedingungen aus dem Markt.
Beispiel sind für Gnannt die Fichte und Eiche. Die Fichte ist als „Wassersäuger“ der Verlierer, künftig gibt es sie nur noch minimal in Mischbeständen. 2100 gibt es sie nicht mehr in Bereich von Ebern und Rentweinsdorf. Die Eiche hingegen könnte als „Gewinner des Klimawandels“ sein. Sie sei für 98 Prozent der Standorte hier geeignet.
Weitere Themen im Marktgemeinderat Rentweinsdorf:
Als ein Ratsmitglied meinte „man kann doch nicht nur auf die Eiche setzen“, stellte Förster Gnannt klar: „Wir wollen nicht nur auf die Eiche bauen. Die Mischung machts, und wir wollen auf Mischwald setzen. Es wird auch noch Fichte, vielleicht in frischen Nordhängen, möglich sein. Aber wir müssen unsere Wälder in Mischbestände umformen. Wir sind also in einem Walderhaltungsmodus, dass die Waldflächen erhalten bleiben, dass Wald Wald bleibt, auch wenn er einmal anders aussehen wird.“