Natur
Kann die Artenvielfalt den Wald retten?
Arno Eisenacher  zeigt eine Wilde Karde auf seiner Blühwiese bei Bischofsheim.
Arno Eisenacher zeigt eine Wilde Karde auf seiner Blühwiese bei Bischofsheim.
Günther Geiling
Auf der Blühwiese wachsen  die Bäume. Arno Eisenacher  zeigt auf die Triebe einer Erle. Sohn Elias hält ein  Schild, das auf die Bedeutung der Artenvielfalt hinweist.
Auf der Blühwiese wachsen die Bäume. Arno Eisenacher zeigt auf die Triebe einer Erle. Sohn Elias hält ein Schild, das auf die Bedeutung der Artenvielfalt hinweist.
Günther Geiling
Noch klein ist die Pflanze eines Blauglockenbaums, der im asiatischen Raum zu Hause ist.
Noch klein ist die Pflanze eines Blauglockenbaums, der im asiatischen Raum zu Hause ist.
Günther Geiling
F-Signet von Günther Geiling Fränkischer Tag
Schönbrunn – Der Schönbrunner Arno Eisenacher experimentiert mit exotischen Baumarten auf einer Blühwiese bei Bischofsheim. Die ersten Erfahrungen hat er gemacht.

Der Klimawandel stellt Waldbesitzer vor große Herausforderungen und vor die Frage, wie sie den Wald für die Zukunft fit machen können. Welche Bäume halten den steigenden Temperaturen, längeren Trockenperioden und Schädlingen stand? Bisher sind gut 40 Prozent des deutschen Waldes mit Fichten besetzt. Wer die Fichte ausmustert, braucht Alternativen. Arno Eisenacher, Besitzer eines kleinen Privatwaldes aus Schönbrunn, geht eigene Wege. Er versucht es mit einem Mix aus 15 verschiedenen Laubbaum-Arten inmitten einer Blühfläche, die er bei Bischofsheim angelegt hat.

Der 54-jährige Arno Eisenacher ist Beamter im Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach und dort im Bereich Betriebswirtschaft sowie im Unterricht der Landwirtschaftsschule tätig. Die Verbindung zu Landwirtschaft und Wald ist grundgelegt durch die Eltern mit einer kleinen Landwirtschaft mit knapp fünf Hektar Äcker und Wiesen sowie Flächen mit Blühpflanzen in der Nähe des Rennwegs. Dazu hat er fünf Hektar Wald mit den Schwerpunkten Kiefer, Buche und Fichte.

„Durch den Befall mit dem Borkenkäfer habe ich die Hälfte bis zwei Drittel der Bäume herausnehmen müssen und trotzdem stehen noch viele dürre Kiefern im Wald. Auch die müssten dringend gefällt werden. Ich habe aber meine Scheune schon voll Brennholz und es gibt auch keine Nachfrage danach“, beschreibt er die schwierige Situation.

Eisenacher hat sich vor einigen Jahren einen Acker bei Bischofsheim (Stadt Zeil) mit vier Hektar gekauft. Für eine landwirtschaftliche Nutzung ist das Feld nicht gut geeignet. Seine Überlegung war, diese Fläche anzupflanzen und ökologisch aufzuwerten. Das Experiment konnte beginnen.

Bereits 2017 hat der 54-Jährige 1700 Pflanzen verschiedener Laubbaumarten gesetzt. Entlang einer Straße und an einem Bachlauf hat er Erlen und Hecken sowie Schlehen und Haselnusssträucher gepflanzt. Der Schwerpunkt lag zunächst auf der Rotbuche. Sie vertrocknete zu 95 Prozent. Als er 2018 nachpflanzte, ist sie wieder zur Hälfte der Trockenheit zum Opfer gefallen.

Eisenacher hat sich mit Förstern besprochen und dann vor allem auf Eiche, Spitzahorn, Linde, Espe, Speierling und Kirsche gesetzt. „Ich habe auch viele Kirschen eingemischt. 2019 war die Vogelkirsche die einzige, die überlebt hat, weil sie gut mit der Trockenheit zurechtkam. Und in diesem Jahr gab es mit der Kirsche Probleme mit dem Chlorophyll, weil sie nicht so nass stehen will. Pilze führen dazu, dass die Blätter absterben.“

Weiter hat er die Erfahrung gemacht: „Von der Roteiche und der Schwarznuss, einer Verwandtschaft der Walnuss, habe ich aber einen sehr positiven Eindruck. Beide kommen aus dem Osten Nordamerikas, zählen dort zu den bedeutendsten Laubbaumarten und zeigen ein klimatisch breites Spektrum, das auch für uns interessant sein kann.“ Arno Eisenacher zeigt außerdem auf einige exotische Pflanzen wie den Blauglockenbaum (China, Japan) und die Wilde Karde als Solitärpflanze am Rand.

Die Wilde Karde, die in der Türkei und in Regionen Afrikas zu Hause ist, fällt mit ihren markanten Blütenständen auf, die denen der Disteln ähneln. Der Name kommt aus dem Griechischen „Dipsa“, was so viel wie Durst heißt. Die Wildstaude bringt Leben in die Natur, denn Hummeln, Bienen und andere Bestäuber fliegen sie an. Nach Niederschlägen sammelt sie Wasser in den Trichtern ihrer Blätter und damit ist sie für Vögel eine wohltuende Quelle zum Stillen des Durstes.

Bei dem aus China stammenden Blauglockenbaum (Paulownia) kommt Arno Eisenacher regelrecht ins Staunen. „Sie ist auch schon in Bayern auf dem Prüfstand, kommt mit wenig Wasser aus und kann es in circa 20 Jahren schon zu einem Kubikmeter Holz bringen. Somit ist es eine wirtschaftlich interessante Baumart für den Möbel- und Innenausbau, bei der sogar ich noch den Holzeinschlag erleben könnte,“ ist der Hobbyforstwirt Eisenacher zuversichtlich.

Die Artenvielfalt könnte laut Eisenacher dazu beitragen, die aktuellen Probleme zu lösen. „Denn bei anhaltender Trockenheit wird bei einer breiten Mischung genügend übrigbleiben, wenn einmal ein Baum ausfällt, der Wald aber sonst geschlossen bleibt.“ Dies gelte auch für Laubbaumarten, die nur einen vernünftigen Wert erbringen, wenn sie zu Furnieren verarbeitet werden oder für Wein- und Whiskey-Fässer, für die oft die Eiche Verwendung finde.

Seine Baumpflanzung bei Bischofsheim steht inmitten einer grünen Fläche, die durch viele Blühpflanzen in den Blick fällt und viel Handarbeit beim Ausmähen erfordert. Ehefrau Renata und der elfjährige Sohn Elias helfen dabei. „Zwischen diesen Blühpflanzen bahnen sich derzeit die Laubbäume ihren Weg nach oben und sehen um sich herum eine besondere Biodiversität auf der ganzen Fläche, die Bienen, Hummeln, viele andere Insekten und eine große Anzahl von Schmetterlingen nutzen“, schildert Arno Eisenacher.

Wie sieht also die Zukunft des Waldes aus? Das wird derzeit eifrig diskutiert. Christian Bartsch, Förster des Jahres 2021 aus Eltmann, verweist auf besondere Bäume wie Zerr-Eichen. Der Experte aus dem Maintal ist wie Arno Eisenacher überzeugt davon, dass „ein breites Warenlager mit allen Baumarten die beste Zukunft ist“.

Inhalt teilen

Oder kopieren Sie den Link: