Die vergangenen Jahre waren zu trocken, und zuletzt gab es zu viel Regen. Die Feuchtigkeit trübt die Ernteaussichten der Bauern im Landkreis. Das wurde bei einer Besprechung der Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Untermerzbach deutlich.
„Wir haben an eine Superernte geglaubt, aber durch die Feuchtigkeit und weniger Sonne war die Körnerausbildung nicht so positiv. Die Ernte wird besser als in den letzten drei Jahren und zum Glück sind wir im Kreis von größeren Unwettern verschont geblieben. Wir hoffen für die nächsten Jahre auf besser verteilte Niederschläge und dass wir ein beständigeres Wetter bekommen.“ Mit diesen Worten fasste der unterfränkische Präsident des Bauernverbandes, Stefan Köhler, beim „Erntepressegespräch“ die aktuelle Situation zusammen.
Zwei Kernbotschaften gab Köhler weiter
Erstens: Nach seiner Meinung freuen sich die Bauern über den Witterungsverlauf in der bisherigen Vegetationsperiode mit den höheren Niederschlägen und geringeren Temperaturen. Das hat sowohl den landwirtschaftlichen Kulturen als auch dem Wald geholfen.
Zweitens: Belastet sehen sich die Landwirte durch den Wettlauf mit den Umweltorganisationen und manchen politischen Vertretern, die immer mehr Anforderungen an die Landwirtschaft stellten. „Vieles wird aus Emotionen heraus entschieden ohne wissenschaftliche Grundlage, und es muss ein Investitionszeitraum von 20 Jahren gelten, denn man kann nicht alles in drei Jahren umstellen. Das belastet viele Betriebsleiter und auch mögliche Hofnachfolger zur zukünftigen Ausrichtung ihrer Betriebe“, erklärte der BBV-Präsident.
Zu den Ernteaussichten sagte Stefan Köhler, dass die Getreideernte jetzt mit rund drei Wochen Verspätung begonnen habe. Die Wintergerstenbestände seien mit guten Erträgen gedroschen worden und bei der Sommergerste rechne der Bauernverband mit einer durchschnittlichen Ernte. Coronabedingte Minderabsätze beim Bier und damit der Braugerste machten sich am Preis bemerkbar.
Der Winterweizen ist trotz Rückgangs der Anbaufläche mit knapp 68 000 Hektar immer noch der König der Kulturpflanzen. Hier rechnen die unterfränkischen Landwirte mit einer überdurchschnittlichen Ernte.
Für den Raps sind laut Köhler 15 Prozent mehr Flächen bestellt worden. Damit stieg der Anbau auf rund 23 000 Hektar. Mit über 500 Euro pro Tonne erreiche der Rapspreis ein Rekordniveau, sagte der Bezirkspräsident.
Ferner deute sich ein gutes Maisjahr an. Ähnlich sei es bei den Zuckerrüben. Hier merkte BBV-Kreisobmann Klaus Merkel an, dass die Zuckerrüben zu viel Wasser bekommen haben und deshalb nur halb groß sind wie normal.
Stefan Köhler wies darauf hin, dass der Ökolandbau zunimmt. „Hier hoffen wir, dass der Verbraucher sich auf deutsche, regionale Ware und auch auf Bioware konzentriert und dementsprechend den Worten in allen Umfragen auch endlich mal Taten folgen lässt.“
Dieter Reißenweber stellte den Besuchern aus dem BBV-Bezirk und dem BBV-Kreisverband mit dem Haßberge-Kreisobmann Klaus Merkel und Kreisbäuerin Cäcilie Werner an der Spitze seinen Milchviehbetrieb mit 70 bis 80 Kühen vor mit einer bewirtschafteten Fläche von 170 Hektar. Davon sind 100 Hektar Ackerbaufläche und der Rest Grünland. Das Grünland benötigt er für den eigenen Viehbestand. Sein Sohn Felix, ein angehender Landwirtschaftsmeister, sowie seine Frau unterstützen ihn auf dem Hof.
Gewisser Schaden im Hochwasserbereich
Hinsichtlich des Grünlandes sprach der Bauer aus Untermerzbach von einem guten Futterjahr. „Wer mit seiner Fläche aber im Hochwasserbereich liegt, hat mit seinem zweiten Schnitt einen gewissen Schaden.“ Da sei eine braune, stinkende Brühe über das Gras gezogen; es stelle sich die Frage, was man mit dem Gras mache. Es werde von Biogasanlagen abgelehnt und müsse entsorgt werden.
Der BBV-Ortsobmann von Obermerzbach, Robert Bohla, der auch Berater für Pflanzenbau und Saatgut ist, wies nicht ohne Stolz darauf hin, dass in seinem Betrieb der Nachwuchs schon in die Fußstapfen des Vaters getreten ist. Ein Sohn steht kurz vor seinem Master und der andere Sohn studiert im vierten Semester in Triesdorf Landwirtschaft.
Weitere Themenfelder
Auch andere Themen wie der Insektenschutz des Bundes und die Düngeverordnung kamen zur Sprache. Begrüßt wurden die Ergebnisse der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ als Leitplanken für zukünftige Entscheidungen. Dazu hieß es in Untermerzbach: „Es macht aber keinen Sinn, über Umweltauflagen die Lebensmittelerzeugung in Deutschland zurückzufahren, um die Lebensmittel zu importieren, die nicht nach diesen Standards erzeugt wurden. Damit gewinnt die Umwelt nichts und Deutschland verliert Wirtschaftskraft.“