Wie jedes Jahr zu Mariä Himmelfahrt wurden überall in den katholischen Gemeinden Würzbüschel von eifrigen Frauen gebunden und vom Priester im Gottesdienst geweiht.
Auch in Aisch hatten sich wie jedes Jahr eifrige Frauen bei Elsa Brehm getroffen, um Würzbüschel zu binden. „Wir sind froh, dass wir bei dieser Dürre überhaupt genug Kräuter gefunden haben“, so Brehm zufrieden. Der Erlös der Spenden ist für den Kirchenschmuck und zusätzlich noch für Indien gedacht.
Allen Kräutern zu Ehren – egal ob bekannt oder unbekannt – werden die Sträuße gebunden. Sie weisen hin auf die Schönheit und Heilkraft der Natur, auf die Nähe des Schöpfers und sie sind Bitte um Heil und Heilung.
Verbindung zu Maria
Die Verbindung Maria mit Blumen ist schon seit über 1000 Jahren lebendig. Als die Apostel damals zum Grab Mariens kamen, fanden sie statt des Leichnams nur Blumen und Kräuter. Maria ist schon immer mit Wundern und Heilungen mit Blumen und Kräutern in Zusammenhang gebracht worden.
Ein Würzbüschel enthält je nach Region zwischen sieben und 77 verschiedene Kräuter. Zu den bekanntesten und beliebtesten Kräutern zählen neben Johanniskraut, Wermut und Schafgarbe vor allem Kamille, Thymian, Baldrian, Beifuß, Rainfarn und Eisenkraut. Oft werden auch Getreidesorten wie Weizen, Roggen und Gerste in die Sträuße geflochten.
Was die Zahl bedeutet
Sieben Kräuter drücken die sieben Schöpfungs- und Wochentage aus, sind es neun, stehen sie für dreimal drei als Zeichen der göttlichen Dreifaltigkeit, zwölf weisen auf die Anzahl der Apostel hin. Bei einem größeren Strauß können 24 Pflanzen an die zwölf Stämme Israels aus dem Alten und die Apostel Jesu aus dem Neuen Testament erinnern. Früher wurde der getrocknete Strauß vor allem gegen die Einwirkung des Bösen zum Räuchern im Stall gebraucht.
Wofür dienen nun all die Kräuter? Birgit Geier von der Aischer Gruppe, die nicht nur Fachfrau für gesunde Öle ist, kennt sich auch bei den Kräutern gut aus und verrät Wissenswertes: Als Schlafmittel und gegen Zauberei wurde früher dem Kind Wermut – ein Leber-, Magen-, Nervenmittel und Wurmmittel in die Wiege gelegt. Das gab man beispielsweise auch dem kalbenden Vieh.
Das Liebstöckl, das aus den Klostergärten in die Bauerngärten wanderte, wird in Franken vor allem zum Liebeszauber gebraucht, ebenso das Eisenkraut. Das kleinblütige Weidenröschen wirkt wie die Goldrute bei Blasen-, Nieren-, Prostataerkrankungen. Augentrost setzt man bei schwachen, eiternden, entzündeten Augen, Brust- und Magenkatarrh ein.
Königskerze in der Mitte
Die Schafgarbe wirkt blutstillend, kann die Durchblutung aber auch anregen, hilft bei Frauenkrankheiten und wirkt beruhigend und auch belebend. In der Mitte des Büschels steckt meist die Königskerze, der Stab der Mutter Gottes. Wer sie ungeweiht im Haus hat, bei dem schlägt der Blitz ein, so die Überlieferung. Beifuß soll gegen hysterische und epileptische Krampfanfälle, bei allen Frauenleiden helfen und wirkt als Fettlöser beim Schweinebraten. Salbei ist gut für den Hals und Rosmarin für den Blutdruck. Johanniskraut ist gut für die Nerven.
Sowohl in Adelsdorf als auch in Aisch segnete Pater Jeremias, der Urlaubsvertreter von Pfarrer Ringer, die Kräuterbüschel im Gottesdienst. Daheim werden sie dann im Haus oder auf dem Balkon aufgehängt, getrocknet und bleiben dort zum Segen des Hauses und seiner Bewohner – bis zum nächsten Mariä-Himmelfahrtstag.
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