Na, haben Sie dieses Jahr schon gegrillt? Nach dem mehr als durchwachsenen Frühjahr erlaubt das Wetter ja endlich ein ungetrübtes Grillvergnügen in und um Höchstadt und Herzogenaurach.
Bleibt die Frage: Was schmeckt uns und was sollte lieber nicht auf dem Rost landen? Zeit für eine persönliche Liebeserklärung aus der FT-Redaktion an unser Lieblings-Grillgut. Und für einen Verriss der Geschmacksverirrungen, die aus unserer (höchst subjektiven) Sicht sofort jede Kohle kalt werden lassen. Angschürt is’, in diesem Sinne guten Appetit!
Kammsteak
Du versetzt mich in Verzückung, aber nur, wenn Du zart und nicht zäh bist: Durchwachsenes Kammsteak, von Dir kann ich einfach nicht genug bekommen. Am liebsten mag ich Dich in Bio-Qualität und pikant mariniert. Allein Dein Duft, der meine Nase umschmeichelt, wenn Du fertig bist – Du bist durch nichts auf der ganzen Welt zu ersetzen!
mr
Nudelsalat
Alle warten aufs Fleisch, alle greifen nach Baguette und Kräuterbutter. Wirklich alle? Nein, dank mir findest auch du Beachtung, Nudelsalat.
rup
Senf
Was wären wir in Franken nur ohne Dich, Du feine, gelbe Paste aus dem Glas oder aus der Tube? Ich wage die Hypothese, dass die fränkische Bratwurstkultur ohne Senf schier undenkbar wäre. Klar, es gibt die Puristen, die wollen ihre Grillwurst ausschließlich pur genießen. Aber für mich gehörst Du untrennbar zu jedem Grillfest. Danke, Senf, dass es Dich gibt.
mr
Bier
Kein gepflegter Grillabend ist denkbar ohne Dich, Bier. Es soll ja Banausen geben, die schütten Dich schnöde zum Löschen offener Flammen direkt aus der Flasche in die Glut. Was für eine Verschwendung! Du gehörst erst in einen Krug und dann in mich. Es geht nichts über ein schönes, einfaches Helles zum Feierabend. Gerne auch alkoholfrei und Hauptsache kalt.
mr
Bauch
Ich weiß, Du kannst wenig dafür, aber so, wie Dich die anderen mögen, gefällst Du mir einfach nicht: Du bleibst viel zu lange auf dem Grill, bist danach kaum wiederzuerkennen. Du bestehst zur Hälfte aus Knorpel und Schwarte, die anderen 50 Prozent sind steinhart oder zäh wie Kaugummi. So kommt der Bauch nicht in meinen Bauch, sondern nur in den der anderen.
rup
Fischfilet
Ich frage mich, was Du eigentlich auf dem Grill suchst, Fischfilet. Entweder Du klebst am Rost fest oder Du zerfällst sofort, wenn man versucht, Dich zu wenden oder zu servieren. Wenn Du fertig bist, bestehst Du zur Hälfte aus Kohle und der Rest ist noch roh. Nein, liebes Fischfilet, Du brauchst Dir da gar keine falschen Hoffnungen zu machen: Mit uns wird das definitiv nix mehr!
mr
Gewürzsoßen
Was soll man zu Gewürzsoßen, mit denen übereifrige Hobbyköche meinen, jede Grillparty fluten zu müssen, sagen? Also sagen wir lieber nix.
mr
Weißwein
Was die Welt – und damit auch das Grillen – ohne Weißwein wäre, ist nicht auszudenken. Weißwein passt zum Steak, zur Wurst, zum Bier – zumindest hinterher. Und dass darin die Wahrheit liegt, wusste schon der alte Lyriker Alkaios: „in vino veritas.“
rer
Bratwurst
Der Streit um die beste Wurst ist so alt wie das verarbeitete Brät selbst. Doch am Ende ist es egal, welche am besten mundet, Geschmack ist streitbar. Eine Bratwurst bietet mehr als ihre Rezeptur und Röstaromen. Sie steht symbolisch für ein heilsames Korrektiv unserer hektischen Welt: Draußen zusammenkommen, abbeißen, genießen. Alles andere wird dann Wurst.
gro
Ketchup
Verlockend erkämpft sich die signalfarbene Flasche auf jedem Grillbüffettisch Aufmerksamkeit, pure tomatengewordene Freude vorgaukelnd. Dank des irrwitzig hohen Zuckergehalts ist der Inhalt der Renner beim Barbecue-Nachwuchs, immer wieder erliegen aber auch Fortgeschrittene der zähflüssigen Masse. Dabei gilt: Ketchup hat beim Grillen nichts verloren!
gro
Grillgemüse
Ja ich weiß, liebes Grillgemüse, Du bist der Favorit der Vegetarier, damit die beim Grillen auch was abbekommen. Und da spricht auch nix dagegen. Ich bevorzuge Zucchini, Paprika, Tomaten und Zwiebeln aber in geschmorter Form aus dem Topf mit ordentlich Chili und Knoblauch dran. Vom Grill schmeckt Gemüse nur nach Rauch und sonst nix. Das muss nicht sein.
mr
Cocktails
Schon ihr Äußeres passt nicht recht ins Bild, denn meist werden Cocktails in zierlichen Gläsern und mit einem Schirmchen versehen serviert. Dass das nichts im rauen Klima verrauchter Vorstadtgärten und deren Grillmeister verloren hat, versteht sich.
rer
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