Corona geschuldet fand das Festival am Freitag und am Samstag auf dem Gelände der Fortuna-Kulturfabrik statt. Die entsprechenden Auflagen waren nur dort zu erfüllen: Einbahnstraßenregelung auf dem Gelände, Maskenpflicht und auch die Kontrolle derselben. 500 Karten gab es allein für den Samstag, wobei laut Organisator Thomas Ackermann etwa 400 bereits bis Februar 2020 verkauft wurden. „Das Event war eigentlich für das vergangene Jahr vorgesehen.“
Dann kamen die Einschränkungen in der Pandemie. Im Januar 2021 wurden die letzten 100 Karten angeboten und waren nach knapp drei Wochen weg. Irene Macher aus Lauf hatte ihre Karte bereits 2019 von ihrer Schwester Monika zu Weihnachten bekommen. Beide stehen auf Gothic, in ihrem Fall eine Mischung aus Steam Punk und Piraten-Rock.
Ambiente ist halt anders
Das drückt sich auch in ihrem Kleidungsstil aus. Die Schwestern tragen schwarze Kleider, Monikas Hut ist mit Zahnrädern verziert. „Das mochten wir schon als Kinder“, sagt Irene. Das Ambiente hier ist nicht dasselbe wie im Schlosshof, „aber nach der langen Durststrecke nimmt man, was man kriegt. Wir saugen es auf“, erklärt Irene, „wir schätzen es mehr.“
Der Höchstadter Thomas Reinhardt ist ein Musketier-Fan und sieht auch so aus. Seine Favoriten sind „d’Artagnan“ und „Versengold“. Seit Anfang 2020 ist er im Besitz seiner Karte. „Ich zählte die Tage“, sagt er. „Du bist wieder bei Livemusik, das ist doch was ganz anderes.“ Niklas Henning aus Bayreuth kommt wegen der Gothic-Band „Coppelius“. Die Karten hatte er von seiner Freundin bekommen, da das Festival 2020 auf seinen Geburtstag gefallen wäre. Doch nun ist die Freundin weg, die Karten Gott-sei-Dank aber nicht. Flugs sprang sein Freund Uwe aus Eschen ein. „Als Ex-Freundin-Ersatz“, grinst er. Deren Favorit ist die Piratenband „Mr. Hurley & die Pulveraffen“. Jannis Engel von der Bude „Nudelmassaker“ erzählt, dass er sich bis jetzt mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten musste, da Corona ihn schwer getroffen habe.
Christine Heim aus Schliersee verkauft an ihrem Stand Pfeil und Bogen. „Ich habe 2020 von Hartz IV und Corona-Hilfen gelebt“, erzählt sie. Sie kann ihre Artikel nicht online verkaufen, da die Bögen für den Kunden extra eingestellt werden müssen. „Ich habe einen Kredit aufnehmen müssen“, sagt sie. „So geht es allen Schaustellern.“ Sie fühlt sich von der Politik im Stich gelassen.
Mittelalterlicher Parkplatz
„Es fühlt sich gut an, wieder hier zu sein“, ruft Mr. Irish Bastard, Leadsänger der gleichnamigen Band inzwischen dem Publikum zu. Der Zugang zu den Zuhörern ist schnell gefunden, als die ersten Töne der Irish-Folk-Punk-Band ertönen. Kate Pohl’s Irish Whistle vermittelt einen Hauch von Sanftheit bei den rockigen Musikelementen. Die Spielfreude der Band ist weder zu übersehen, noch zu überhören. Ihre Energie überträgt sich direkt auf das Publikum, das ist Lebensfreude pur. Jens Nagengast vom Brauhaus-Team schnappt sich einen Schlauch und sorgt unter den Gästen für Abkühlung, welche mit Begeisterung angenommen wird. Zum Dank singen bei „I only like you“ alle kräftig mit, was die Stimmung hebt und noch mehr Verbundenheit schafft. Während die Band abbaut, wird sich um das leibliche Wohl gekümmert. Der Mittelaltermarkt ist gut besucht. Lederwaren, Trinkhörner und Pfeil und Bogen werden feilgeboten, ebenso Geschmeide und Zierrat.
Tobi Schwager aus Fürth steht auf „Trollfaust“. Er vermisst das Schloss. „Das hier ist halt einfach nur ein Parkplatz.“ Uwe Schäf aus Kitzingen kommt mit 15 Jahren Festivalerfahrung nach Höchstadt: „Man merkt, wenn die Band Spaß am Spielen hat.“ Heute stimmt die Chemie definitiv, daran lässt er keinen Zweifel aufkommen. Mit „Coppelius“ werden dann ein paar rauere Töne angeschlagen, auch wenn die Klarinette und das Cello dem Rockigen etwas Erhabenes verleihen. Als Zugabe spielt die Band „Dark Ice“ aus ihrer Oper „Krabat“, ein leicht düster anmutendes Stück mit rockiger Komponente. Um die Zeit bis zum Auftritt von „d’Artagnan“ zu verkürzen, spielt die Mittelalterband „Trollfaust“ ein paar Stücke. Brachial ihr Aussehen, brachial auch ihre Instrumente. Dudelsackspiel und lautes Trommeln laden zum Bewegen ein. Schließlich erobert „d’Artagnan“ die Bühne und haben den kompletten Laden von Anfang an im Griff.
Mit ihrem Musketier-Rock fühlt man sich zurückversetzt in der Zeit. Mit ihren langen Haaren, dem verwegenen Aussehen und coolen Outfits, kernigen Texten und ihrer Attitüde sprechen sie nicht nur die Damenwelt an. Schnell wird auf den Bänken getanzt, die Stimmung ist ausgelassen wie lange nicht mehr. „Wir sehen uns wieder im nächsten Jahr“, prophezeit Leadsänger Ben Metzner. Na hoffentlich!