Die Idee, in Weisendorf eine Nachbarschaftshilfe ins Leben zu rufen, kam aus dem Seniorenbeirat mit seinem Vorsitzenden Dieter Goebel. Wie er erklärt, seien es meist die „kleinen Dinge des Lebens“, die in einer alternden Gesellschaft immer mehr Menschen vor große Probleme stellten: Einkäufe und Behördengänge, die Fahrt zum Arzt oder die Pflege des Grabes des verstorbenen Ehegatten – wenn da nicht eine Tochter, Sohn oder Enkel in der Nähe wohnen, seien alte Leute oft aufgeschmissen. Goebel: „In diese Bresche springen die Nachbarschaftshilfen, Zusammenschlüsse von ehrenamtlich tätigen Helfern aus der Bürgerschaft.“
Im Vordergrund des Engagements steht insbesondere auch ein menschliches Miteinander in den Gemeinden. Deshalb hatte der Seniorenbeirat zu einer Informationsveranstaltung in die Mehrzweckhalle eingeladen, um die Nachbarschaftshilfe, ein Projekt von Bürgern für Bürger, vorzustellen.
Über 20 Interessierte waren der Einladung gefolgt, um sich zu informieren, unter ihnen war auch Bürgermeister Karl-Heinz Hertlein. Referentin war die ehemalige Rechtsanwältin und Seniorenbeauftragte des Marktes Pyrbaum, Karin Larsen-Lion. Sie berichtete von ihren Erfahrungen zur Einführung einer Nachbarschaftshilfe, die sehr erfolgreich im Landkreis Neumarkt eingeführt worden sei. Seit Mai 1997 gebe es die ökumenische Nachbarschaftshilfe Pyrbaum, ein ökumenischer Arbeitskreis der evangelischen Kirche St. Georg und der katholischen Kirche Mater Dolorosa. Die Mitglieder arbeiteten ehrenamtlich und seien für Notfälle schnell und unkompliziert über die Leitung zu erreichen.
Möglichst lange selbstbestimmt leben
Wohnortnahe und alltagspraktische Unterstützungsangebote für ältere Menschen gewännen zunehmend an Bedeutung. Bürgerschaftlich engagierte Nachbarschaftshilfen könnten wesentlich zum Verbleib in der eigenen Häuslichkeit und zum Erhalt von Sozialkontakten beitragen, erläuterte Karin Larsen-Lion.
Das Ziel der Nachbarschaftshilfe solle sein, Versorgungslücken bei der Bewältigung des Alltags von älteren und hilfsbedürftigen Menschen zu schließen. Oberste Prämisse sei dabei, dass jeder Bedürftige möglichst lange Zeit in seinen eigenen vier Wänden wohnen bleiben kann. Um ein möglichst selbstbestimmtes Leben im eigenen häuslichen Umfeld dauerhaft zu gewährleisten und gleichzeitig der Vereinsamung im Alter vorzubeugen, biete das Netzwerk für alle Bedürftigen eine Vielzahl von Hilfeleistungen an. Dazu gehörten kleinere Hilfsdienste in Haus und Garten, die Mobilitätshilfe und Begleitung zu Ärzten, zu Behörden oder bei Einkäufen sowie die Unterstützung beim Umgang mit Formalitäten oder mit neuen technischen Geräten.
„Die Aufgaben einer Nachbarschaftshilfe sind solche, die auch ein guter Nachbar leisten würde“, erklärte Karin Larsen-Lion: Unterstützung bei Einkäufen, Behördengängen, Arztbesuchen, der Suche nach Beratungsstellen, beim Ausfüllen von Formularen und die Betreuung (stundenweise) von Senioren und Kindern.
Soziale Komponente wichtig
Auch die soziale Komponente spiele eine wichtige Rolle bei der Nachbarschaftshilfe, verdeutlichte Karin Larsen-Lion: Hier gehe es um gemeinsame Unternehmungen und Ausflüge oder einfach um regelmäßige Besuche, bei denen geredet, gemeinsam gespielt oder einfach nur vorgelesen werde. Damit sollten auch Angehörige entlastet werden, die selbst bereits pflegerisch tätig sind.
Mit ins Boot genommen werden sollten die Kirchengemeinden und die Kommune, um die Nachbarschaftshilfe rechtlich und versicherungstechnisch abzusichern, empfahl die Referentin. Sie wies auch darauf hin, dass die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe ehrenamtlich tätig seien und Unterstützung im Rahmen ihrer Möglichkeiten gäben. Auch Diskretion sei gewährleistet: Die helfenden Personen unterlägen der Schweigepflicht und gäben keine Informationen aus ihrer Tätigkeit an andere weiter.