Amtsrichter Weitner
Interview: Was muss ein Richter können?
Bis 2022 stand Friedrich Weitner regelmäßig vor den Kamerad der Fernsehsender. Seit zehn Monaten steht er vor allem vor dem Wappen des Freistaats Bayern im Neustadter Amtsgericht.
Bis 2022 stand Friedrich Weitner regelmäßig vor den Kamerad der Fernsehsender. Seit zehn Monaten steht er vor allem vor dem Wappen des Freistaats Bayern im Neustadter Amtsgericht.
Andrea Beck
Andrea Beck von Andrea Beck Fränkischer Tag
Neustadt an der Aisch – Ist der Angeklagte schuldig? Das müssen Richter wie der Herzogenauracher Friedrich Weitner entscheiden. Was ein Richter dafür braucht und wie er Lügner erkennt, erklärt Weitner im Interview.

Mit 16 beschloss Friedrich Weitner, dass er Jurist werden will. Diese Jura-Leidenschaft tauchte auf einmal auf, ohne besonderen Auslöser, sagt der Herzogenauracher. 19 Jahre später übernahm er mit dem Amt des Richters große Verantwortung. Doch was braucht ein Mensch, um ein guter Richter zu sein?

Herr Weitner, sind lügende Zeugen leicht zu durchschauen?

Weitner: Es gibt schon viele Anzeichen dafür. Sie werden rot oder reden im Kreis um die Frage herum. Für werdende Richter gibt es auch Seminare wie „Der Zeuge vor Gericht“ und „Aussagepsychologie“. Aber Menschenkenntnis ist auf jeden Fall eine Voraussetzung, um dieses Amt zu übernehmen.

Und was ist noch Voraussetzung?

Entscheidungsfreude und Organisationstalent. Man muss Prozesse vorbereiten, die hilfreichen Zeugen laden und Sachlagen schnell erfassen. Manche Fälle sind klar, andere nicht und die bringen einen schon ins Grübeln. Ich will auf keinen Fall einen Unschuldigen verurteilen.

Was war denn bisher Ihr härtestes Urteil als Strafrichter in Neustadt?

Das war eine Haftstrafe über 2,5 Jahre für einen Besitzer von Kinderpornografie. Ab dieser Haftdauer ist keine Bewährung mehr möglich.

Nehmen Sie solche Fälle in Gedanken mit nach Hause?

Ja, das Richteramt beeinflusst schon das Privatleben. Durch solche Themen oder komplizierte Prozesse. Aber meine Frau ist auch Juristin und mit ihr kann ich mich darüber austauschen, natürlich ohne Namen zu nennen.

Wird auf das Amtsgericht bei Ihnen die Leitung eines Landgerichts folgen?

Das schließe ich nicht aus, aber es ist erst mal kein Thema. Ich habe keine Angst, dass es am Amtsgericht so bald langweilig wird.

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