Die Bitterlinge waren „Aborigines“, Ureinwohner sozusagen. Sie kamen aus dem Naturschutzgebiet bei Krausenbechhofen. Hingegen sind die Moderlieschen in Mittelfranken praktisch ausgestorben. Deshalb wurde diese Kleinfisch-Art aus Baden-Württemberg geholt und nach Mittelfranken „umgesiedelt“. Jetzt gibt es Hoffnung für die beiden bedrohten Fischarten.
Bei Hermersdorf (Gemeinde Vestenbergsgreuth) wurde für sie ein Refugium geschaffen. Dort sollen sie sich in den Teichen des Landkreises Erlangen-Höchstadt wohlfühlen und vermehren. Für die Maßnahme zum Wohle von Natur und Artenschutz arbeiteten Freistaat, Bezirk und Landkreis, Obere und Untere Naturschutzbehörde sowie der Landschaftspflegeverband Hand in Hand. Alle hoffen, dass sich die gefährdeten Fischarten jetzt reichlich vermehren. „Ein Tag zum Feiern“, sagte Bezirkstagspräsident Armin Kroder, der zum Besatztermin eine hochkarätige Delegation um sich versammelt hatte. Regierungspräsident Thomas Bauer war darunter, die Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt, Landrat Alexander Tritthart, Bezirksrat Michael Maderer, Claus Rammler von der Höheren und Johannes Marabini von der Unteren Naturschutzbehörde.
Eine Premiere
Die Fischereifachberatung des Bezirks Mittelfranken mit ihrem Leiter Thomas Vordermeier hatte die bedrohten Wasserbewohner aufgespürt und sich gekümmert. Früher habe es diese Kleinfischarten in großer Menge gegeben. Die Moderlieschen betreffend, sei der Besatz eine Premiere, so Vordermeier. Diese Kleinfische seien in Mittelfranken nicht mehr nach
zuweisen. Verdrängt habe sie der aus Asien stammende sehr aggressive Blaubandbärbling.
Mit den Bitterlingen, ebenfalls eine winzig kleine Fischart, wurden auch heimische Teichmuscheln, sogenannte Malermuscheln, eingesetzt. Die Muscheln benötige der Bitterling zur Fortpflanzung, erklärten die Fischereiexperten.
Damit sie für die Nachzucht geeignet sind, wurden die Teiche bei Hermersdorf gesäubert und aufgewertet: Dämme wurden neu gestaltet, Durchlässe und Mönche erneuert. 20 000 Euro hatte der Landtag zur Verfügung gestellt. Dies sei ein Anfang, versicherte Regierungspräsident Thomas Bauer. Weitere Maßnahmen sollen folgen.
Landkreis kauft Teiche
Sie würde gerne viel mehr Geld für solche Maßnahmen ausgeben, sagte Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt, die das Projekt auch „emotional begleitet“ hat. „Denn wenn’s jemand kann, dann wir hier im Aischgrund!“ Die Mittelfranken wären einfach oft zu bescheiden. Als „Hausherr“ zeigte sich Landrat Alexander Tritthart glücklich über die Maßnahme. „Wenn ein Teich wirtschaftlich nicht mehr zu nutzen ist, schlagen wir zu“, so der Landrat. Diese Vorgehensweise habe im Landkreis Tradition. Schon sein Vorgänger habe damit begonnen, solche Flächen für den Naturschutz aufzukaufen. Johannes Marabini von der Unteren Naturschutzbehörde (Landratsamt) und der Landschaftspflegeverband Mittelfranken, vertreten durch Karin Klein-Schmidt, werden künftig die Betreuung der Weiheranlage übernehmen.