Die Weißstorchenpopulation in Herzogenaurach hat in den letzten beiden Jahren enorm zugenommen. Im Jahr 2020 wurden bereits zehn Storchenhorste mit 27 Jungstörchen gezählt. Heuer sind es insgesamt 19 Nester, so dass von 38 Altstörchen und mehr als 50 Jungstörchen auszugehen ist. Da die Störche sehr standorttreu sind, sind die meisten neuen Horste in unmittelbarer Nähe der bereits bestehenden Nester entstanden, überwiegend auf den Dächern und Schornsteinen der Altstadt. Aber auch auf einem Sendemasten in Niederndorf, auf den Glockentürmen von St. Otto und der Evangelischen Kirche sowie erstmals auf einer von der Stadt montierten Nisthilfe auf der Carl-Platz-Schule brüten die Störche erfolgreich.
Der Weißstorch ist ein ausgesprochener Sympathieträger und gilt auch als Glücksbringer. Viele Herzogenauracher Bürger nehmen rege am Brut-und Aufzuchtgeschehen des geschützten Großvogels teil. Die zahlreichen Weißstörche prägen das Altstadtbild in sehr positiver Weise. Auch die Störche suchen die Nähe des Menschen und begegnen ihm oft ohne Scheu. Hierin aber liegt die Gefahr, aus falsch verstandener Tierliebe zu sehr in die Lebensweise des Vogels einzugreifen, meint die Stadt Herzogenaurach, der vor allem die vielen unnötigen Alarmierungen der Feuerwehr ein Dorn im Auge sind.
Die Störche bereiten sich schon jetzt auf ihren langen Flug in die Winterquartiere vor. Die Jungstörche haben bereits die Körpergröße ihrer Eltern und sind längst flügge. Sie müssen allerdings ihre Flugfähigkeiten trainieren, bevor sie im Laufe des Augusts losziehen. Dabei kommt es aus Ungeschicklichkeit gelegentlich auch zu Unfällen – mit der Folge, dass oft die Freiwillige Feuerwehr gerufen wird, wenn ein Storch in einer solchen Situation aufgefunden, wird. Wobei sich die meisten Fällen jedoch als harmlos herausstellen, so die Stadt in einer Pressemitteilung.
Tiere helfen sich meist selbst
Tierrettung ist eine der vielen Aufgaben der Feuerwehr. Sie rückt deshalb auch bei jeder einzelnen Meldung an, allein im Monat Juli waren es 17 Einsätze. Nach Einschätzung von Feuerwehrkommandant Rainer Weber handelte es sich bei etwa drei Viertel der Fälle allerdings um keine echte Tierrettung. Weber: „Wir helfen gerne, deshalb sind wir bei der Feuerwehr, egal ob Menschen- oder Tierleben in Gefahr ist. Man darf es aber mit der Anzahl der leicht erkennbar unnötigen Alarme nicht übertreiben, da es immer schwieriger wird, Leute zu finden, die freiwillig ihren Dienst für die Stadt Herzogenaurach leisten.“
Die Alarmstichworte sind Weber zufolge bayernweit festgelegt, bei Storchenrettung heißt das „THL; Tierrettung klein“. Hinter jedem Alarmstichwort stehe eine Alarmgruppe aus etwa 40 Feuerwehrleuten. Weil die Feuerwehr Herzogenaurach eine Freiwillige Feuerwehr ist, würden alle Feuerwehrleute zuhause bzw. an ihrer Arbeitsstelle alarmiert und müssten dann vom jeweiligen Arbeitgeber freigestellt werden.
Dabei sind Weißstörche Wildtiere, die in der Lage sind, sich in den meisten Fällen selbst zu helfen. Zu schnelles Eingreifen oder gar das Füttern der Tiere mache sie vom Menschen abhängig. Eingegriffen werden sollte deshalb nur, wenn das Tier augenscheinlich verletzt ist oder sich aus eigener Kraft nicht befreien kann. Deshalb empfiehlt die Stadt zunächst die Lage zu beobachten und richtig einzuschätzen, bevor die Feuerwehr zu Hilfe gerufen wird.
Immer mehr Überwinterer
Die Weißstorchenpopulation steigt in ganz Bayern seit Jahren an, hauptsächlich in Schwaben und Mittelfranken, stellte der Landesbund für Vogelschutz fest. Der Landesbund erklärt dies damit, dass ein Großteil der bayerischen Störche über eine ungefährlichere westeuropäische Route in den Süden zieht und oft schon in Spanien überwintert. Auch gibt es immer mehr Überwinterer in der Region.
In Herzogenaurach hat lange Jahre nur ein Storchenpaar auf dem Schlossdach gebrütet. Jetzt hat sich der Bestand nahezu verzwanzigfacht. Für den Fortbestand der Störche wird es jedoch auschlaggebend sein, dass genügend Nahrung in der umliegenden Landschaft zur Verfügung steht.