Flächenbrand
Geiselwind: 50 Kinder mussten evakuiert werden
Flächenbrand bei Geiselwind
Am Montag (18.07.2022) kam es in der Nähe von Geiselwind (Lkr. Kitzingen) zu einem großen Flächenbrand.
NEWS5 / Grundmann (NEWS5)
Geiselwind – Der Ausflug in den Kletterwald endete jäh, denn einige Felder in der Nähe brannten. Mehrere Kinder und Einsatzkräfte mussten behandelt werden.

So hatten sie sich ihren Abenteuerausflug nicht vorgestellt: Etwa 50 Kinder, die gestern im Kletterwald in Geiselwind die Höhen erkunden wollten, mussten vorsorglich evakuiert werden, weil mehrere Äcker in der Nähe brannten und der Rauch in den Wald zog. Ein Kind und eine Einsatzkraft der Feuerwehr konnten vor Ort behandelt werden; zwei weitere Kinder sowie eine Einsatzkraft der Feuerwehr wurden in eine Klinik transportiert, teilte das Rote Kreuz Sonntagabend (18. Juli) mit.

Kurz nach halb eins ging gestern Mittag die Meldung bei der Rettungsleitstelle ein: Es brennt im Bereich der Staatsstraße 2257, die von Geiselwind Richtung Haag führt. Als die ersten Feuerwehrleute wenig später dort eintrafen, standen schon drei Felder im Vollbrand. Bis 15 Uhr hatten insgesamt 100 Einsatzkräfte zu tun, dann waren die Löscharbeiten beendet.

Flächenbrand bei Geiselwind
Am Montag (18.07.2022) kam es in der Nähe von Geiselwind (Lkr. Kitzingen) zu einem großen Flächenbrand.
NEWS5 / Grundmann (NEWS5)

Feuerwehrmann verletzt

Bei den Löscharbeiten erlitt ein Feuerwehrmann eine Rauchgasintoxikation, so die Polizei, und musste nach einer Behandlung durch den Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizeiinspektion Kitzingen hat die Ermittlungen übernommen und hat nun das Ziel, neben dem entstandenen Sachschaden insbesondere die Brandursache zu klären.

Das Feuer sei „unheimlich schnell“ aufgelodert, berichtet Bürgermeister Ernst Nickel. „Ich wollte grade ein bissle was im Weinberg machen, als um 12.35 Uhr die Meldung kam: Flächenbrand zwischen Geiselwind und Haag.“ Als Ortskenner suchte Nickels Blick sofort die Richtung ab, „aber da hat man noch keinen Rauch gesehen“. Eine Minute später, als der Bürgermeister und Feuerwehrmann am FFW-Haus eintraf, hatte sich das bereits geändert: „Da war schon eine riesige, kohlschwarze Rauchwolke.“

Bauern helfen mit Grubbern

Die Löscharbeiten hätten vollen Einsatz erfordert. „Der Wind am Steigerwald-Höhenkamm dreht ständig, das ist für die Helfer richtig gefährlich.“ Ursprünglich habe die Geiselwinder Wehr noch ein Stück weiter aufs brennende Feld fahren wollen, doch das wäre zu leichtsinnig gewesen, „also haben wir uns erst mal darauf konzentriert, dass die Flammen nicht auf den Wald übergreifen“. Gemeinsam mit den anderen Wehren und den Landwirten aus der Umgebung, die mit Wassertanks und Grubbern kamen, konnte man das Feuer eindämmen.

„Wir haben eine WhatsApp-Gruppe namens 'Wasserfässer‘ und als der Kommandant da reingeschrieben hatte, dass wir Wasser brauchen, sind die ersten Bauern schon angefahren. Andere haben mit ihren Grubbern Schneisen gezogen, über die die Flammen nicht drüberkamen.“ Ohne die Landwirte sähe man vielerorts auch bei Bränden alt aus, sagt Nickel. „Ich bin froh, dass unsere Bauern da so zusammenhalten!“

Woran sich das Feuer entzündet haben könnte? Nickel weiß nur, dass zur Brandzeit nicht gedroschen wurde und auch sonst keine landwirtschaftlichen Fahrzeuge auf den betreffenden Feldern unterwegs waren. „Wenn's so heiß ist wie aktuell, kann auch eine alte Flasche, eine Scherbe oder eine achtlos weggeworfene Kippe einen Großbrand auslösen.“

„Da kriegt man Bauchweh!“

Acht Hektar Dinkel und Weizen hat das Feuer zwischen Geiselwind und Haag vernichtet. Ob die betroffenen Landwirte gegen Brandschaden versichert sind, weiß der Bürgermeister aktuell nicht. Was er aber ganz sicher sagen kann: Noch sind viele Felder im Steigerwald und im Vorland nicht abgedroschen. „Da kriegt man Bauchweh, wenn man an die nächsten heißen Tage denkt!“ Regen wäre jetzt ein Segen, aber davon ist weit und breit nichts zu sehen. Also bleibe nur, an die Vernunft und Achtsamkeit aller zu appellieren: „Aktuell langt ein Funke, um ein verheerendes Feuer auszulösen. Es ist höchste Vorsicht geboten.“

Nicht von den Flammen, wohl aber vom Rauch waren 50 Schüler betroffen, die sich gestern im Kletterwald aufhielten, der nahe der Staatsstraße liegt. „Es hat etwa 400 bis 500 Meter Luftlinie entfernt gebrannt“, berichtet Dirk Pieper vom Kletterpark.

Immer wieder kommt es im Sommer zu Ackerbränden. Um an diesen oft von der öffentlichen Wasserversorgung entfernten Brandherden auch genügend Löschwasser zu haben, ist die Zusammenarbeit mit Landwirten wichtig für die Feuerwehren.. Das Bild entstand im Sommer 2022 bei Geiselwind.
Schwarz statt Gold: Acht Hektar Dinkel und Weizen sind gestern zwischen Geiselwind und Haag in Flammen aufgegangen. Auch zahlreiche Landwirte mit Wassertanks halfen beim Eindämmen des Feuers.
Ernst Nickel

Wind stand ungünstig

Das Problem: Der Wind stand ungünstig und der Rauch ist in den Wald gezogen, wo die Kinder und Jugendlichen gerade die Bäume erklommen und sich im Bogenschießen übten. Als der Rauch bemerkt wurde, habe das Team Kontakt mit dem Rettungsdienst aufgenommen und dann die Schüler vorsorglich von den Bäumen abgeseilt und von den Schießstationen geholt. „Das lief völlig ruhig ab“, so Pieper.

Die Trainer üben die Evakuierung und Rettung eventuell Verletzter regelmäßig, sodass sie schnell handeln konnten. Eine tatsächliche Bedrohung habe zu keinem Zeitpunkt bestanden, betont Pieper. „Aber wir handeln natürlich lieber schnell, bevor etwas passiert.“

Der Organisatorische Leiter des BRK, Michael Dorsch, und der Leitende Notarzt Dr. Daniel Holzheid kümmerten sich mit ihrem Team um die Kinder. Der BRK-Kreisverband Kitzingen war insgesamt mit 49 Einsatzkräften vor Ort, unter anderem mit vier Rettungswagen, drei Krankenwagen, vier Notärzten, einem Rettungshubschrauber sowie drei Schnelleinsatzgruppen.

Die Brandbekämpfer summierten sich auf eine volle Hundertschaft. Wegen der Gefahr, dass sich der Brand auf den nahen Wald ausbreiten könnte, wurden etliche Wehren nachalarmiert. Im Einsatz waren neben der Geiselwinder Feuerwehr auch die Wehren aus Füttersee, Iphofen, Prichsenstadt, Untersambach, Geesdorf, Wasserberndorf, Ilmenau und Ebersbrunn, zudem die Staatliche Feuerwehrschule und die Unterstützungsgruppe „Örtliche Einsatzleitung“ des Landkreises.

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