Kartoffelchips, Coca-Cola und Porzellan. Eistüten, Cornflakes und Sicherheitsglas. Die Existenz dieser Produkte ist Menschen zu verdanken, die genug Fantasie hatten, einfach mal was auszuprobieren – wie zwei benachbarte Standbetreiber bei der Weltausstellung 1904, die ihre Produkte, Eis und persische Waffeln, kurzerhand zusammenführten und damit die Eiswaffel aus der Taufe hoben. So entstand aus einem spontanen Einfall, den mancher schon als Schnapsidee bezeichnete, ein Welterfolg.
Ob das auch bei einer Bieridee klappt? Kürzlich saßen fünf Franken beisammen, stöberten in alten Bildern („Dachbodenfund“) und hatten plötzlich eine Lebensgeschichte vor Augen. Der Mann mit Hut und Anzug, der auf einem Schwarzweißbild an einer steinernen Hauswand lehnt und das Abflussrohr der Regenrinne betrachtet, freut sich in Wirklichkeit über etwas ganz anderes als Regenwasser: Das Rohr ist sein Hausanschluss ans längste Bierleitungssystem der Welt… Mit dieser Interpretation eines Fotos nahm eine Geschichte Fahrt auf: die Geschichte der 300 Kilometer langen Fränkisch-Böhmischen Bierleitung, die mitten durch Franken führte.
„Schade, echt schade, dass das nur ein Hirngespinst ist“ – so lauteten die ersten Kommentare von Ihnen, liebe Leser, auf den „Scherzartikel“, der am 1. April im Fränkischen Sonntag zu lesen war. Das wäre was, wenn zwischen Nürnberg und Prag Gerstensäfte sortenrein hin- und herflössen und man das Rohrsystem nur anzuzapfen bräuchte!
Wer die fünf Erfinder der Geschichte kennt – Autor Martin Droschke, Physiker Theobald Fuchs, Kunsthistorikerin Ulrike Götz, Grafikerin Katha Winter und Kulturmanager Oliver Hess – , der ahnt: Die bierige Schnapsidee wird nicht einfach im Boden versickern. Ein Welterfolg kann sie aber nur werden, wenn fränkische Bierfreunde Sympathien für die süffige Sache hegen und genug Fantasie haben, ihr Leben einzuhauchen: am 8./9. Juli beim Nürnberger Literaturfestival oder jederzeit online: bier-leitung.de.