Letztes Jahr war es im Sommer erst das Streuselkuchenwetter und im Dezember dann der Kaltlufttropfen, der gar nicht tropft. Und jetzt stiften die Meteorologen schon wieder Verwirrung. Just am Tag des meteorologischen Frühlingsanfangs kamen sie in ihren Vorhersagen mit dem Märzwinter daher, der diese Woche über uns hereinbrechen sollte. Schnee und Sturm und allerlei andere Unbill haben sie angekündigt, um nicht zu sagen angedroht.
Es kommt, wie's kommt oder auch nicht, darüber lohnt sich nicht nachzudenken. Über die seltsame Bezeichnung "Märzwinter" schon. Ist das jetzt ein Pleonasmus oder ein Oxymoron, also doppelt oder widersprüchlich? Eine Frage, die leidenschaftliche Debatten lostreten oder einen in den Wahnsinn treiben kann – je nachdem, ob man sprachbegeisterter Germanist oder leidgeprüfter Oberstufenschüler ist. Was mancher ja schon als doppelt gemoppelt bezeichnen würde. Der Germanist, der sich nicht für Sprache begeistert, dürfte ebenso schwer zu finden sein wie ein Schüler, der nicht zumindest manchmal sein hartes Schicksal im Kampf mit Stilmitteln und Reimschemata beklagt.
Die Entscheidung, welches der beiden Stilmittel nun auf den Märzwinter zutrifft, hängt vom Kalender ab, weil der Frühling ja ebenso wie der Herbst ein bisschen zwiespältig ist. Meteorologisch seit letzter Woche, kalendarisch ab nächster. Bis 19. ist im März eh Winter, also braucht's die Doppelung nicht. Danach ist das Wort ein Widerspruch, denn dann ist kein Winter mehr.
Rein von der Definition her ist der Märzwinter so was wie ein später Wintereinbruch mit Frost. Was etwas anderes ist als der Spätfrost. Der kommt nämlich gern im Mai und ist jedes Jahr wieder das Schreckgespenst der Winzer und Obstbauern. Bis dahin ist zum Glück noch Zeit. Und Zeit haben wir wegen des Märzwinters auch noch für alles, was uns im Frühjahr so umtreibt. Frühjahrskleider sind noch zu dünn, also kann das Schrankumräumen noch warten. Der Frühjahrsputz lohnt nicht, wenn das Schmuddelwetter die Fenster wieder verschmiert. Diät und Sport klappen besser, wenn es wärmer ist, genauso wie die Gartenarbeit. Je länger ich über ihn nachdenke, desto mehr spricht er mich an, der Märzwinter. Zumindest die Hirnwindungen hat er schon mal in Gang gebracht. Der Rest folgt. Und wenn es erst im Junisommer ist.