Festschrift
150 Jahre auf 150 Seiten
Im Vorfeld des Kirchweih-Jubiläums am 1. August übergab Günter Böhnlein (rechts) ein Exemplar der Jubiläums-Festschrift an Pfarrer Detlef Pötzl.
Im Vorfeld des Kirchweih-Jubiläums am 1. August übergab Günter Böhnlein (rechts) ein Exemplar der Jubiläums-Festschrift an Pfarrer Detlef Pötzl.
Heike Schülein
F-Signet von Heike Schülein Fränkischer Tag
Tschirn – Günter Böhnlein fasste die Geschichte der Tschirner Pfarrkirche anlässlich ihres Weihejubiläums zusammen.

Von der Entstehung der jetzigen Pfarrkirche und den vielen Details des stattlichen Kirchengebäudes über die einzigartige Steinmeyer-Orgel bis zur Glockengeschichte in den beiden Weltkriegen, die geschichtsträchtigen Altarbildern und Statuen nicht zu vergessen: Auf 150 Seiten und mit über 120 Bildern vieler Ansichten und Details zeichnet Günter Böhnlein in einer aufwendig gestalteten Publikation die Bedeutung und die Besonderheiten des Gotteshauses nach. Anlass ist die Weihe der Tschirner Pfarrkirche vor jetzt 150 Jahren.

„Vieles bisher Unbekannte und Neue gibt es darüber im Bayerischen Staatsarchiv und in den zahlreichen und umfassenden Dokumenten im Archiv des Erzbistums Bamberg“, erklärt Böhnlein, der in seiner Festschrift von der Entstehung der Pfarrei im 12. Jahrhundert bis in unsere Zeit berichtet. Es gebe – so der Verfasser – viele Gründe, sich über das Jubiläum zu freuen, so insbesondere über die nach ihrer Renovierung im neuen Glanz erstrahlende Pfarrkirche, die umfassend generalsanierte 150-jährige Steinmeyer-Orgel sowie vor allem natürlich über den Ehrengast, Erzbischof Ludwig Schick, der sich zur Jubiläumsfeier am 1. August angekündigt hat.

Einweihung war wohl großes Fest

Vor 150 Jahren, 1871, sei die Einweihung des neu erbauten Kirchengebäudes wahrscheinlich ein weitaus größeres Fest gewesen mit vielen Gläubigen, die die Fertigstellung ihrer lang ersehnten neuen Pfarrkirche gefeiert hätten. „Das Verlangen nach einem neuen, großen und schönen Gotteshaus hat schon um 1800 begonnen. Über 60 Jahre hat es gedauert, bis mit viel Nachdruck und Eigeninitiative diese Pfarrkirche zwischen 1866 und 1871 unter großen Mühen und in einer Zeit mit vielen Nöten gebaut wurde“, erläutert der Autor.

Als Erstes haben die Tschirner den Standort für die jetzige Kirche und die Nord-Süd-Ausrichtung mit einer Unterschriftenaktion durchgesetzt, nachdem zunächst eine West-Ost-Ausrichtung geplant gewesen sei. „Mühevoll waren zur damaligen Zeit die Bauarbeiten. Es gab keinerlei maschinelle Unterstützung und keine motorisierten Transportmittel, wie wir sie heute kennen“, verdeutlicht er.

Fünf Jahre Bauzeit

Alle Baumaterialien mussten mit Pferde- und Ochsengespannen herbeigeschafft werden – zum Beispiel die großen Sandsteine unter anderem von den Sandsteinbrüchen bei Kronach nach Tschirn: Eine Schinderei für die eisenbereiften Gespanne, die Steinleite hoch nach Hesselbach auf nicht asphaltierten Wegen! Beschwerlich und langwierig waren auch die Kommunikationswege mit Ämtern und Bauleuten - ohne Telefon, nur mit Briefpost. Für Zusammenkünfte und Besprechungen musste man die Reise mit der Postkutsche nutzen: „Trotz allem wurde in nur fünf Jahren dieser stattliche Bau errichtet“, würdigt der Tschirner.

Seither ist vieles geschehen – zur Freude, aber auch zum Leidwesen der Tschirner Gläubigen: Zweimal – im Ersten Weltkrieg (1917) und im Zweiten Weltkrieg (1943) – mussten die Glocken vom Turm geholt werden, um sie zu Kriegszwecken einzuschmelzen. 1920 und 1949 wurden wieder neue Glocken gegossen, deren Klang man nun heute hört. 1967 führten die falsch interpretierten Leitlinien des Konzils dazu, dass die schönen neugotischen Altäre abgerissen und entfernt wurden. Dennoch gibt es auch viele schöne Schätze und Kunstwerke in der Kirche: Die einzigartige Steinmeyer-Orgel, Altarbilder und auch einige aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert stammende Heiligenstatuen, die bereits in der Vorgängerkirche waren und vieles mehr.

Eine spannende Zeitreise

Damit die vielen Geschehnisse für künftige Generationen nicht verloren gehen, habe er zumindest wichtige Meilensteine und Stationen festhalten wollen. Bei seinen langwierigen Recherchen war Böhnlein auch in Bamberg im Staatsarchiv und im Archiv des Erzbistums, wo sich in Regalen von 25 Meter Länge Dokumente über die Pfarrei Tschirn aus der Zeit von 1500 bis in unsere Zeit finden. Über ein Jahr habe es gedauert, bis die Texte geschrieben, Bilder ausgewählt und die fachliche Abstimmung mit Pfarrer Detlef Pötzl, dem Orgelbaumeister Andreas Hemmerlein und anderen erfolgt sei.

Herausstellen möchte Günter Böhnlein die Besonderheiten der Pfarrkirche, die ja die höchstgelegene im gesamten Erzbistum Bamberg ist. Erfreulicherweise brächten sich nach wie vor viele Ehrenamtliche in die Pfarrei „St. Jakobus“ ein und machten sich um sie verdient. Mit seiner Publikation möchte er daher zugleich auch zum Ausdruck bringen, wie wichtig es heutzutage ist, sich auf die Mitarbeit und Mitgestaltung von vielen ehrenamtlichen Pfarrangehörigen verlassen zu können.

Der Pfarrei gewidmet

Zum Jubiläum gelte es aber auch, sich zu erinnern und denen zu danken, die sich vor 150 Jahren und seither für diesen Kirchenbau mit eingesetzt und in der Pfarrei gewirkt hätten. „Als Autor und Herausgeber widme ich dieses Nachschlagewerk meiner Heimatpfarrei mit allen Bürgern“, betont der Tschirner.

Entstanden ist eine spannende Zeitreise, in der vieles zu lesen ist, was weiter verborgen in den Archiven ruht. Gleichzeitig wird die jüngere Geschichte festgehalten. Hierfür dankte er Kirchenpfleger Wolfgang Stark sowie Pfarrer Pötzl für deren Mitwirkung und Unterstützung.

Die Festschrift ist zum Preis von 25 Euro bei Günter Böhnlein zu erwerben (Telefonnummer 09268/597). Alle Einnahmen aus dem Verkauf der Festschrift gehen als gemeinnützige Spende an die Pfarrei.

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