Wie es ist, gesund zu sein, wusste Helge Langbein sein ganzes Leben lang nicht. Bereits im Kindesalter verurteilte ihn seine Diabetes zu wiederkehrenden Blutwäschen. Schlaganfälle kamen hinzu, die Transplantation von Niere und Bauchspeicheldrüse, der Verlust seiner Sehkraft.
Wer je das Privileg hatte, Helge Langbein kennenzulernen, erinnert sich dennoch nicht an einen schwer kranken, in seinen Möglichkeiten und Leidenschaften dramatisch eingeschränkten Mann. Der erinnert sich stattdessen an einen Mann, der seinem Schicksal ein Höchstmaß an Lebensfreude und Autonomie abtrotzte. Der von seiner Schwester Nicole geliebt wurde und diese mit einer Innigkeit zurück liebte, wie einander wahrscheinlich nur Geschwister lieben können. Der für die Musik brannte und ganz besonders für den Heavy Metal.
„Das ist doch Wahnsinn“
Diese Zeitung und Helge Langbein haben eine gemeinsame Geschichte. Nach einem schweren Treppensturz hatte Helge Langbein nach dem Sinn des Lebens gesucht und diesen lange Zeit nicht mehr gefunden. Er fand ihn dann doch: einmal im Leben nach Wacken, dem mythisch besungenen Heavy-Metal-Festival nahe Hamburg.
Hier lesen Sie die komplette Reportage zu der besonderen Wacken-Reise im August 2019:
Im August 2019 ging Helge Langbeins großer Traum in Erfüllung. Mit ihm im Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) Kronach saßen seine Schwester Nicole und deren Tochter Jule.
Der Fotograf Matthias Hoch und der Autor dieses Nachrufs begleiteten den zwei Tage währenden, über 1200 Kilometer langen Familientrip nach Wacken und zurück.
„Der König von Wacken“: So war der aus den Reiseeindrücken gespeiste Artikel betitelt. Eine unbotmäßige Übertreibung lag darin nicht. Zwischen Tausenden Heavy-Metal-Fans waren Helge Langbein Tränen über das Gesicht gelaufen: „Ich bin in Wacken. Das ist doch Wahnsinn.“ Helge Langbein hatte es geschafft: dank seines Lebensmuts und der Menschen, die ihn liebten.
Jetzt ist Helge Langbein im Alter von 52 Jahren gestorben.