Es ist bereits das dritte Mal, dass die beiden Künstlerinnen Anna Arnskötter und Bettina van Haaren im Rahmen einer gemeinsamen Ausstellung aufeinandertreffen − jedoch erstmals in Kronach. Und so unterschiedlich ihre Ausdrucksweisen, künstlerischen Techniken und die Wahl der Materialien auch sind, so viel Gemeinsamkeit gibt es.
Anna Arnskötter, Jahrgang 1961, ist Bildhauerin. Sie studierte Bildhauerei an der Freien Akademie Nürtingen und anschließend an der Kunsthochschule Weissensee, Berlin. Arnskötter lebt und arbeitet in Lentzke (Brandenburg). Ihr bevorzugtes Material ist Ton bzw. Keramik.
Ton reagiert als weiches formbares Material auf jede eingreifende Bewegung und speichert sie als Spur, als Körperarbeit. Er lässt sich aber auch zu regelmäßigen, architektonischen Gebilden formen und härten.
Bemalung sparsam eingesetzt
Anna Arnskötter nutzt diese Möglichkeiten des Materials in der Modellierung ihrer Wolkengebilde, der Türme und Turmbauten. Charakteristisch auch die sparsam eingesetzte Bemalung oder Engobierung bzw. Beschichtung der Oberfläche. Ihre Objekte sind Schutzbauten, Speicherorte, Andachtsräume, archaisch und avantgardistisch zugleich.
Bettina van Haaren, Jahrgang 1961, ist Malerin, Zeichnerin und Druckgrafikerin. Sie studierte Bildende Kunst an der Kunsthochschule Mainz. Seit 2000 ist sie Professorin für Zeichnung und Druckgrafik an der TU Dortmund. Sie lebt und arbeitet in Witten und Dortmund.
„Durch Striche etwas kenntlich machen - das ist seit 40 Jahren meine Ausdrucksform. Das sparsame Mittel des Strichs hilft mir, meine Welt zu sichten, zu ordnen und in eine bildnerische Logik zu überführen. Die komprimierten Zeichen erzeugen Klarheit für meine Mitteilungen“, erläutert Bettina van Haaren.
„Ich entwerfe neue, irreale, innere Gebäude. Wie bei Skizzen eines Ausgrabungsfeldes umreiße ich Überreste einer explodierten Welt. Ich versuche, die verstreuten Bruchstücke genau zu erfassen. Ich stelle fest, friere Bewegungen ein. Die Welt erscheint zerrissen oder zerfranst, entsprechend sind die Graphiken gekennzeichnet von Labilität und Sprüngen.“
In der Galerie des Kronacher Kunstvereins treffen die gegenständlichen, räumlichen Plastiken von Anna Arnskötter auf die vorwiegend am menschlichen Körper orientierten Zeichnungen und Grafiken von Bettina van Haaren. Gemeinsam ist den Arbeiten beider Künstlerinnen das Tektonische, das Arbeiten in bzw. mit geordneten Systemen.
So sind die Figuren von Bettina van Haaren wiederum aus kleinen und kleinsten Figuren konstruiert. Es entstehen „Bedeutsamkeitsgeflechte“ und kompositorische Verknüpfungen. „Die Zeichen scheinen zu zerfliegen, auseinanderzustreben − doch kann der bewusst Schauende nach und nach Zusammenhänge erkennen. Gleichzeitig entsteht der Eindruck eines zentrifugalen Schleuderns, von aufsteigenden und abfallenden Bewegungen“, so die Künstlerin.
Auch die Arbeiten von Anna Arnskötter sind gegenständlich, wenn auch nicht figürlich. In ihren Skulpturen finden sich Ordnungsprinzipien, Netz- und zelluläre Strukturen, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen.
Gemeinsam ist beiden Künstlerinnen zudem das sinnliche Erkunden von Objekten, von Bildraum und Material. „Ich suche die Sinnlichkeit und das Unerwartete. Nichts passt zwischen mich und die Fülle der Objekte. Ich nehme das über das Sehen und Tasten, Riechen und Hören direkt wahr“, sagt Bettina van Haaren.
Energie des Materials Ton
Und Anna Arnskötter weiß um die Energie des Materials Ton, durch die das Modellieren ebenfalls eine eigene Qualität gewinnt. Eine eigene Faszination, bei der die unterschiedlichen Zustände des Materials, die Glätte des nassen Tons, die Sprödheit der getrockneten Erde, die Veränderung von Farbe, Klang und Festigkeit nach dem Brand im Endergebnis mitschwingen.
Anna Arnskötter: „Die Arbeiten von Bettina van Haaren und mir haben - trotz aller scheinbarer Gegensätzlichkeiten - viele Bezüge. Da gibt es starke Verbindungen.“
Die Ausstellung „Schichten und Tasten“ mit Arbeiten von Anna Arnskötter und Bettina van Haaren, ist vom 5. März bis 9. April 2023 in der Galerie des Kronacher Kunstvereins in der Siechenangerstraße 13 zu sehen. Öffnungszeiten: donnerstags bis sonntags, 15 bis 18 Uhr. Die Austellungseröffnung findet am Sonntag, 5. März, um 17 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.