Einzigartige Kunst
Was steckt „Hinter Cranachs Schleiern“?
Angelika Summa und Wolf-Dietrich Weissbach freuen sich auf die Ausstellung sowie die Kunst-Performance „Hinter Cranachs Schleiern“.
Angelika Summa und Wolf-Dietrich Weissbach freuen sich auf die Ausstellung sowie die Kunst-Performance „Hinter Cranachs Schleiern“.
Heike Schülein
F-Signet von Heike Schülein Fränkischer Tag
Kronach – Eine besondere Kunst-Performance bereichert am kommenden Sonntag die Ausstellung des Kronacher Kunstvereins.

Nackte, empfindliche Haut, ungeschützt, nur „bekleidet“ mit Metallblechen und -geweben, Kabeln und Drähten – die in Würzburg lebende Bildhauerin Angelika Summa ist vor allem durch ihre Draht- und Stahlskulpturen weit über die Region hinaus bekannt. Bevorzugte Materialien ihres Schaffens sind Metall, vorrangig Drähte aus Eisen, Messing, Kupfer oder Aluminium, die sie in traditioneller Handwerkskunst verarbeitet, indem sie die Werkstoffe zu Kunstobjekten wickelt oder verknotet, bevor sie zum Schweißbrenner greift. Eine eigene Werkfolge bilden ihre einzigartigen „Körperskulpturen“. Fünf von ihnen werden bei einer Kunst-Performance am Sonntag, 15. Mai, in den Cranach-Sälen der Fränkischen Galerie zu sehen sein.

„Ich war mit meiner Performance seit 1995 an den verschiedensten Orten, aber noch nie an einem solch wunderbaren Ort wie in der Fränkischen Galerie. Das wird ein Augenschmaus, ein echtes Highlight“, freut sich die Künstlerin auf diesen so ganz anderen Rahmen, von dem sie sich eine besondere Wechselwirkung mit den Kunstwerken von Lucas Cranach verspricht.

Großen Respekt zollt sie ihren fünf Models – Freundinnen und Kolleginnen, die in den von ihnen getragenen metallenen Hüllen gänzlich nackt, bis auf einen hautfarbenen Slip, ihre Verletzlichkeit und Zartheit preisgeben werden. „Die Hüllen haben sehr unbequeme Trageigenschaften. Sie sind alle aus Metall, sie sind schwer und können beim Tragen auch verletzen. Eigentlich sind sie untragbar“, beschreibt sie. Die Performance werde weitgehend regungslos vonstatten gehen mit eher meditativem Charakter, verstärkt durch eine Klangsimulation.

Die um 15 Uhr beginnende, rund einstündige Kunst-Performance ist gewissermaßen der Auftakt der an diesem Tag im Kronacher Kunstverein startenden Ausstellung „Hinter Cranachs Schleiern“, die auch Aktfotografien von Wolf-Dietrich Weissbach zeigt. „Meine Aufnahmen haben nichts Erotisches oder Anzügliches. Sie sind hintergründig und ironisch. Sie bergen eine Botschaft und haben eine besondere Art von Humor: Man muss und man soll auch dabei schmunzeln“, wünscht sich der Künstler, Journalist und Fotograf, dessen Models teilweise über 70 Jahre alt und zum Teil auch gut beleibt sind.

Gleichzeitig sollen seine Aufnahmen auch zeigen, wie sich der Zeitgeist verändert hat. „Vor 20 Jahren war Nacktheit kein Problem. Heute ist eine solche Schau eher mit Risiken und Nebenwirkungen zu betrachten“, meint er. Die Vernissage beginnt um 18 Uhr in den Kunstverein-Räumlichkeiten in der Siechenangerstraße.

Eingebettet sind die Aktivitäten in den Internationalen Museumstag am 15. Mai. Das ist ein seit rund 45 Jahren jährlich stattfindendes Ereignis, bei dem immer an einem Sonntag im Mai mit verschiedenen Aktionen auf die Vielfalt und Bedeutung der Museen aufmerksam gemacht wird. Eingeschlossen sind darin 6500 museale Einrichtungen, heuer auch Kronach. „Wir hatten diesen Termin eigentlich noch nie so richtig aufgenommen, weil er nie so richtig in unser Programm gepasst hat. Heuer passt er aber wie die Faust aufs Auge“, erklärt Tourismus-Chefin Kerstin Löw angesichts des Doppeljubiläums des großen Sohns der Stadt, der heuer 550 Jahre alt geworden wäre.

Darüber hinaus steht auch in dem mit einem vielfältigen Programm in Kronach groß gefeierten Cranach-Jahr das Jubiläum „500 Jahre Septembertestament“ im Fokus – in Erinnerung an die 1522 erschienene, von ihm verfasste erste deutsche Übersetzung des Neuen Testaments.

Seinen Auftakt findet der Museumstag bereits um 9.30 Uhr, wenn alle Besucher die Fränkische Galerie mit ihrer Dauerausstellung bis 14 Uhr kostenlos besuchen können. Danach wird die Galerie geschlossen, bevor ab 14.45 Uhr der Einlass zur Kunst-Performance gewährt wird. „Das ist für uns etwas vollkommen Neues. Wir hatten noch nie eine solche Performance, die Kunst alter Meister mit zeitgenössischer Kunst verbindet“, bekundet der Museologe Alexander Süß, der später um 18 Uhr auch die Einführung in die Ausstellung „Hinter Cranachs Schleiern“ im Kronacher Kunstverein halten wird.

„Unserem Kunstverein ist es seit seinem Bestehen seit über 40 Jahren sehr wichtig, zur herausragenden historischen Kunst ein Pendant mit wegweisender zeitgenössischer Kunst zu setzen“, betont die Vorsitzende Sabine Raithel. Diesen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart werde man über das komplette Jahr durch viele tolle Ausstellungen aufrechterhalten. Das Thema Nacktheit oder auch der Umgang mit dem Körper an sich sei dabei von größter Aktualität, verdeutlicht Karol Hurec. Noch immer seien Frauen in ihrer Freiheit beschränkt; noch immer würden Unterschiede in der Beurteilung von Frauen und Männern gemacht. Gerade die Gegenüberstellung der Kunst von Lucas Cranach und der Gegenwart biete Raum für viele spannende Assoziationen und Interpretationen.

„Heute würde man Lucas Cranach wohl einen Superstar nennen“, würdigt Bürgermeisterin Angela Hofmann den berühmten Renaissance-Maler von internationalem Rang, der die damalige Gesellschaft revolutioniert habe und seiner Zeit weit voraus gewesen sei. Die Stadt Kronach sei schon immer sehr darauf bedacht gewesen, Lucas Cranach und sein Lebenswerk zu würdigen. hs

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