„Kölsch ist nicht so meins“, gab der Einberger Fußballprofi Marius Wolf im Interview mit dieser Zeitung vor einigen Monaten zu. Am frühen Samstagabend nahm er trotzdem ein überdimensioniertes Glas in beide Hände – und übergoss damit den Kölner Coach Friedhelm Funkel. Der 67-Jährige hat es zum Abschluss seiner Trainerlaufbahn geschafft, den 1. FC Köln doch noch zum Bundesliga-Klassenerhalt zu führen. Nach der 0:1-Heimniederlage im Relegations-Hinspiel gegen Holstein Kiel explodierten die Rheinländer im hohen Norden völlig überraschend und gewannen mit 5:1. Und der Kölner Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können.
Dass die Geißböcke im Endspurt eine insgesamt verkorkste Saison noch zu einem versöhnlichen Ende bringen konnten, liegt auch an Mentalitätsspielern wie dem gebürtigen Kronacher Marius Wolf. Der 26-Jährige hatte sich am Mittwoch nach einem Zusammenprall mit dem eigenen Mitspieler Sebastiaan Bornauw einen Nasenbeinbruch zugezogen. Jammern war aber deswegen nicht angesagt. „Es hilft ja nichts, irgendwie musste es gehen. Atmen durch die Nase ist nicht, aber was soll’s“, sagt Wolf vor dem Rückspiel dem Kölner „Express“. Auf eine Maske während der 90 Minuten in Kiel verzichtete er. „Für ein Spiel geht das. Schiefer kann sie ja nicht mehr werden“, erklärte er grinsend.
Der 1. FC Köln postete nach dem geschafften Klassenerhalt ein Foto des jubelnden Einbergers auf dem Rasen mit der Botschaft: „Playing through the pain barrier“. Sprich: bis zur Schmerzgrenze spielen. Es war nicht das erste Mal in der abgelaufenen Saison, dass sich Wolf für seine Mannschaft aufopferte. Im DFB-Pokal-Achtelfinale im Februar in Regensburg erlitt er einen doppelten Bänderriss, ließ es sich aber einige Tage später nicht nehmen, gegen seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt aufzulaufen.
Eingeschränkt durch seinen Nasenbruch wirkte Wolf auch am Samstagnachmittag nicht. Der rechte Angreifer ging keinem Zweikampf aus dem Weg und legte seinen Offensivkollegen einige tolle Bälle auf, die leider aus der Sicht des Einbergs zu keinem Torerfolg führten. Geschafft, aber glücklich verließ Wolf nach 72 Minuten das Spielfeld. Um kurz vor Mitternacht landeten die FC-Helden am Flughafen und feierten anschließend den Triumph auf dem Stadiongelände am Geißbockheim – natürlich mit Kölsch.