Frühjahr, Sommer, Freischießen! Für die Kronacher ist in den vergangenen beiden Jahren quasi eine gesamte Jahreszeit weggebrochen. Dabei geht es nicht nur um die Partylaune, sondern auch um die soziale Bedeutung des Schützenfestes.
Das Freischießen ist der Ort, an dem sich in jedem August daheim verwurzelte Landkreisbürger mit alten, schon lange weggezogenen Bekannten treffen. Es sind die Tage, an denen Stammgäste von auswärts und interessierte Erstbesucher die Cranach-Stadt erleben, in vollen Zügen genießen – und sich oft genug auch in sie verlieben können. Das Freischießen ist über Jahrhunderte zu einem Schmelztiegel geworden, zu einem Aushängeschild für Kronach. Bis Corona kam!
Lieber warten auf das „richtige“ Fest
Zwei Jahre lang war nun schon nicht mehr an einen Festbetrieb auf der Hofwiese zu denken. Und die Schützen haben gut daran getan, die Finger von riskanten Experimenten oder halbseidenen Pseudofesten zu lassen. Beides hätte dem Image der Veranstaltung vermutlich nur geschadet. Und dem ganz besonderen Charakter des Freischießens als familiäres Fest für alle Bevölkerungsgruppen und Altersklassen wäre es vermutlich nie gerecht geworden.
Erst jetzt den Vorstoß zu wagen – und sich auch für diese Entscheidung Zeit gelassen zu haben –, spricht für die Vernunft der Organisatoren. Eine Vernunft, die hoffentlich auch die Besucher auf dem Festplatz walten lassen werden, denn Corona ist noch nicht vorüber. Doch dann kann das Freischießen zu einem dringend nötigen Signal für eine weitere Normalisierung unseres Lebens werden. Und die braucht es. Denn wer will schon im dritten Jahr in Folge nach Frühjahr und Sommer gleich in den Herbst gehen?