Die „Leive-Show“ ist vorbei, eine Ära geht zu Ende. Wenn das Kronacher Kaspar-Zeuß-Gymnasium im neuen Schuljahr seine Türen öffnet, dann wird eine Person nicht mehr hindurchgehen, nämlich Renate Leive, die diese Schule zwölfeinhalb Jahre geleitet hat. Sie wurde in den Ruhestand verabschiedet, aber natürlich nicht ohne die entsprechende Würdigung ihrer Verdienste.
Und die kam von zahlreichen Seiten. In „Wohnzimmeratmosphäre“ auf der Studiobühne saßen unter anderem Wegbegleiter, Schüler, Bewunderer, Kollegen und Vorgesetzte. Vorher jedoch wollte Moderator und Studiendirektor Ulrich Schwiete gemeinsam mit ihr zurückkehren zu den Anfängen und fragte konkret: „Warum bist du Lehrerin geworden?“ Diese Frage reichte, um Renate Leive schmunzeln zu lassen. „Ich verspürte nicht immer einen pädagogischen Drang und fühlte mich nicht zur Schülererziehung hingezogen. Was aber macht man, wenn die Studienmöglichkeiten begrenzt sind? Ich für meinen Teil war etwas fantasielos. Was also konnte ich werden? Lehrerin!“ Und weil das jetzt nicht so wirklich euphorisch geklungen habe, schob Schwiete noch eine Frage hinterher: „Wann hast du denn Feuer gefangen?“ Leive: „Erst nach dem Referendariat. Und weil ich nicht die geborene Lehrerin war, habe ich mich schwergetan.“
Die Chance genutzt
Doch nach einem holprigen Start habe sie die Chance genutzt, als Seminarlehrerin in Kronach am KZG zu arbeiten. „Davon war ich anfangs auch nicht begeistert. Und auch als ich darauf angesprochen wurde, im Direktorat mitzuarbeiten, habe ich erst einmal abgelehnt. Meine damalige Schulleiterin fragte dann: „Was wollen Sie denn noch alles....nicht?“
Ihr Weg habe sie dann trotzdem 2009 endgültig ans KZG nach Kronach geführt, wo sie als Schulleiterin eingesetzt wurde. Der erste Gast auf der Couch war Ministerialbeauftragter (MB) Harald Vorleuter, Leitender Oberstudiendirektor aus Hof. Er charakterisierte Renate Leive so: „Sie zeichnet sich durch ,Nichtbotschaften’ aus.“ „Zwei linke Hände“ hätten wahrscheinlich dazu geführt, dass sie nicht im Handwerk gelandet sei, sondern die schulische Laufbahn eingeschlagen habe. An ihr habe sogar mal sein Ministerium Interesse gezeigt, aber auch das sei eine Sache gewesen, die sie nicht gewollt habe. Leive: „Ich konnte mir nicht vorstellen, Reden zu schreiben für andere Menschen.“ Eine große Leidenschaft habe es dann aber doch gegeben in ihrem Leben, nämlich das Theater. Und auch wenn sie bestätigte, dass sie eher eine Affinität zum Drama gehabt habe, sei sie doch eine pädagogische Schulspielerin geworden.
Das Gespräch streifte auch das Thema Inklusion und Leive outete sich nicht zum ersten Mal als Befürworterin. Allerdings schränkte sie ein: „Es wird hier immer sehr viel Idealismus der Lehrkräfte vorausgesetzt. Aber der sollte sich eben auch in Anrechnungsstunde auszahlen. Vorleuter kam darauf hin mit einer brandaktuellen Nachricht aus dem Ministerium: „Die Budgetstunden werden in Kürze von den MBs verteilt und sie werden die Schulen unmittelbar betreuen und an bestimmte Schulen auch das Etikett der Inklusionsschule vergeben.“ Diese Maßnahme habe wesentlich kürzere und unkompliziertere Wege zur Folge. Alles laufe künftig näher an den Schulen.
„Natürliche Autorität“
Dank für „großartige Arbeit“ sagte Bürgermeisterin Angela Hofmann, die Leive als „tolle Führungskraft mit einer natürlichen Autorität“ bezeichnete, die ihren Schülern durch Liebe verbunden sei. Genau das mache sie so einzigartig. Landrat Klaus Löffler sprach über die Entwicklungen, Veränderungen und Herausforderungen, denen sich Leive in ihrer Laufbahn habe stellen müssen. Vor allem die Generalsanierung des KZG zähle dazu, meinte er. „Renate Leive ist eine Frau, der Weiterentwicklung sehr am Herzen lag. Sie steht für ein großes Herz und für einen starken Anker.“
Die Schülersprecher Fritz Nebatz und Daniel Swetlitschni sprachen von einer prägenden Zeit und davon, dass ihnen Renate Leive dabei immer zur Seite gestanden habe. Das mit dem „Dönerautomat“ habe zwar nicht geklappt, aber es könnten eben nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen. In Erinnerungen schwelgten aber auch Elternbeiratsvorsitzende Eva Ament und ihr Stellvertreter Klaus Schneider vom Freundeskreis. Amend erinnerte sich dabei an viele Gremien und an Veränderungen. Schneider lobte den ehrlichen Umgang untereinander. „Sie waren eine hervorragende Führerin dieser Schule.“
35 Elternbriefe sind Rekord
Einen Rekord habe Leive dann aber während ihres letzten Schuljahres dann doch noch gebrochen: Es habe nämlich ganze 35 Elternbriefe gegeben, das sei Allzeitrekkord, wie Schwiete bestätigen konnte. Personalrat Ralf Rüger sprach ebenfalls über die gemeinsame Zeit, als man von der „Siezfraktion zur Duzfraktion“ übergewechselt sei. Wörtlich meinte er: „Es war immer ein unkomplizierter Umgang. Eine der Grundtugenden von Renate Leive ist ihr unbändiger Fleiß.“
Am Ende war es Leive, die anderen Frauen Mut machte, eine berufliche Laufbahn einzuschlagen: „Wir Frauen haben es verdient, dass wir auch höhere Positionen erreichen können, auch wenn es für uns schwieriger ist, weil wir ja meist eine Familie haben.“