Straßenränder, Verkehrsinseln oder Parkanlagen – Kommunen haben einen gewichtigen Hebel, um Maßnahmen zum Insektenschutz umzusetzen. Alleine die Grünstreifen am Straßenrand summieren sich auf viele Millionen Quadratmeter und bieten viel Platz für naturnahe Bepflanzungen.
Wo ein Wille ist, …
Oft ist der Wille da, dieses Potenzial zu nutzen. Woran es häufig fehlt, sind das naturschutzfachliche Wissen und das praktische Knowhow, dieses anzuwenden. Hier setzt der 2018 von der Staatsregierung ins Leben gerufene „Blühpakt Bayern“ an.
„Wir möchten Bauhofmitarbeitern die erforderlichen Kenntnisse an die Hand geben, wie eine insektenfreundliche Pflege gelingen kann“, erklärt Anna Bergmann. Die Gebietsbetreuerin im Naturpark Frankenwald hatte im Vorfeld mit den Kommunen entsprechende Flächen ausgewählt. Diese sollen nunmehr in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Bauhöfen Schritt für Schritt in eine ökologische Pflege überführt werden.
Nachdem Anna Bergmann zunächst eine Schulung für die Mitarbeiter der Bauhöfe Teuschnitz, Steinbach am Wald und Kronach gehalten hatte, schulte sie nunmehr auch die Männer in Orange aus Pressig und Mitwitz.
Neue Lebensräume schaffen
„Durch eine angepasste Pflege der kommunalen Flächen sollen ehemals artenreiche Wiesen, Wegränder, Böschungen und Gewässerbegleitgrün wieder hergestellt und neue Lebensräume für Insekten geschaffen werden“, so die Gebietsbetreuerin. Integriert in das ökologische Pflegekonzept würden die Straßen- und Wegränder, die auch als wichtige Verbundsysteme zwischen unterschiedlichen Biotopen dienten.
Die Steigerung der Biodiversität stelle eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar, wobei den Kommunen eine wichtige Rolle und Vorbildfunktion zukomme. Es bestehe dringender Handlungsbedarf.
Kritische Stimmen aus der Bevölkerung
„Ich bin sehr dankbar für die Offenheit und das Interesse, das die Bauhofmitarbeiter der Thematik entgegenbringen“, würdigte Bergmann. Dabei verhehlt sie nicht, dass es durchaus kritische Stimmen aus der Bevölkerung zum veränderten und vermeintlich „unordentlichen“ Erscheinungsbild der Grünanlagen gebe und das Nichtmähen für Diskussionen sorgen werde. Da Kommunikation dabei alles sei, gelte es, die Bürger frühzeitig zu informieren und einzubinden.
Um schon die Jüngsten für die Thematik zu sensibilisieren, initiiere sie in einigen Landkreisgemeinden ein Umweltbildungsprogramm in Kindergärten und Schulen. Die Umweltpädagogin Dorothea Kurtz begleite dies mit ihrem Unterricht.
Starterkit gewonnen
Bereits 2021 wurde in Mitwitz abschnittsweise eine Mahd mit Überwinterungsstrukturen für Insekten samt einer Beschilderung umgesetzt. Mit dem Pflegekonzept für den Markt Pressig hat man sich bereits erfolgreich um das Blühpak-Starterkit „100 blühende Kommunen“ beworben. Die Berücksichtigung sei verbunden mit einer finanziellen Starthilfe von 5000 Euro sowie einer Beratungsleistung.