Lothar Haake stammt aus dem Sauerland – eine Heimat, die er ökologisch sterben sah. Sein Herz schlägt seit vielen Jahren für den Frankenwald. 1982 bezog er einen ehemaligen Bauernhof zwischen Grössau und Neukenroth, zu dem landwirtschaftliche Flächen gehörten. Mit Beharrlichkeit, Geduld und in unzähligen Arbeitsstunden hat er gemeinsam mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und vielen Freunden und Helfern in den vergangenen 40 Jahren in der Gemarkung Grössau Außergewöhnliches erreicht.
Beim Spaziergang durch seine in den letzten vier Jahrzehnten geschaffenen Biotope rund um Grössau zeigten sich Dietrich Förster, Leiter des Schutzprojektes für den Fadenmolch an der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken in Mitwitz, sowie Bürgermeister Stefan Heinlein beeindruckt von der Willens- und Schaffenskraft des 74- jährigen. Seit er dieses Domizil bezog, ist seine Intention der Erhalt und der Ausbau eines Biotopverbundsystems rund um das idyllisch gelegene Frankenwalddorf. Wasser, Wald und Wiesen sind sein Metier.
Lesen Sie auch:
Die große Herausforderung, die die Anordnung zur Flurzusammenlegung 1988 mit sich brachte, ging Haake beherzt an. Kurzerhand ließ er sich fast alle ökologisch wertvollen Feuchtflächen im Austausch für von ihm eingebrachte Flächen zuteilen. Damit kam er sowohl der Direktion des Amtes für ländliche Entwicklung (ALE) in Bamberg als auch den örtlichen Landwirten sehr entgegen, denn: „Wer tauscht schon freiwillig guten Boden und Waldflächen gegen sumpfige Wiesen?“ Für die Artenvielfalt war es ein unbezahlbarer Gewinn. Auf mehreren Hektar Land hat die Familie Haake über die letzten Jahre ein Biotopparadies nach dem anderen angelegt.
Natur atmet auf
Zahlreiche Tümpel und Teiche bieten ein artenreiches Refugium und einzigartiges Reservat für Fauna und Flora. Seltene Tierarten wie Schwarzstorch, Neuntöter und Fadenmolch hielten Einzug. Nahezu alle Flächen wurden im Sinne einer ökologischen Bewirtschaftung verbessert. So wurden zum Beispiel vorher als Fischteiche ausgewiesene Teiche umgestaltet und eine initiale Bepflanzung mit Rohrkolben, Schilf, Iris, Seerosen und Weidenstecklingen vorgenommen.
Die Bewirtschaftung der Wiesenflächen erfolgt zu einem großen Teil nach den Richtlinien des Vertragsnaturschutzes, das heißt späte Mahd und keine Düngung. Fichtenmonokulturen wurden gefällt, eine Naturverjüngung durch Birke, Eberesche, Erle, Ahorn, vereinzelt Tanne und Eiche findet seit vielen Jahren statt. Erst vor wenigen Monaten wurde ein kleiner Erlenbruchwald entlang des Grössau-Baches für besonders schützenswert und förderfähig erklärt. Im von der Fichte geprägten Frankenwald ist das eine absolute Seltenheit.
Die Liste, der von Haake durchgeführten Maßnahmen ist enorm, wobei ein Teil mit Unterstützung des ALE erfolgte. Einige Beispiele: 3500 Meter Neuanlage von Hecken, dazu etliche hundert Einzelbüsche und Bäume. Zur Anlage von Baumreihen und Alleen wurden 2000 Meter mit verschiedenen Laubbäumen und Obstgehölzen bepflanzt. 400 Meter Waldsäume wurden neu gepflanzt. Drei Streuobstwiesen mit circa 70 Obstbäumen und dazu eine weitere Wiese mit circa 30 Obstbäumen direkt an die Grössauer Flur angrenzend, entstanden neu. Drei Teiche mit einer Wasserfläche von 4000 Quadratmetern und circa 50 Kleingewässer unterschiedlicher Größe in elf Anlagen wurden hergestellt. Eine Augenweide ergeben die Blüh- und Wildkrautflächen, die auf etwa drei Hektar angelegt wurden.
Neues Projekt
„Jetzt zeigt sich der Erfolg“, erzählt der Naturfreund. „Dieses Jahr habe ich auf den Blühäckern ein Schmetterlingsleben erlebt, wie ich es seit meiner Kindheit nicht mehr kannte.“ Als weitere Erfolge dieser Maßnahmen nennt Haake, dass seit vielen Jahren wieder der Schwarzstorch zu Gast ist. Die Knabenkrautbestände (Orchideen) breiten sich aus Restpopulationen wieder stark aus.
Aber sich auf Erfolgen auszuruhen ist keine Option für ihn. Es gibt immer etwas zu tun. Gefördert und unterstützt von Engelbert Singhartinger (Untere Naturschutzbehörde Kronach) laufen aktuell verschiedene Projekte, unter anderem eines zur Beweidung.
Wird Haake nach der von investierten Zeit gefragt, winkt er ab. Fest steht, es sind mittlerweile Zigtausende Stunden für die ganze Familie angefallen. Trotz aller düsterer Prognosen blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Seine Tochter Maria Haake ist seit einigen Jahren wieder verstärkt in die Verwaltung des Biotopverbundes eingestiegen und wird das Geschaffene in nächster Generation.