Psychotherapie
Mit der Naturkunst zu einem besseren Leben
Kunst- und Gestaltungstherapeutin Katja Reith zeigt Chefarzt Arpad Grec ein farbenfrohes Bild eines Patienten.
Kunst- und Gestaltungstherapeutin Katja Reith zeigt Chefarzt Arpad Grec ein farbenfrohes Bild eines Patienten.
Kathrin Kupka-Hahn
F-Signet von Redaktion Fränkischer Tag
Bad Bocklet – Katja Reith hat eine Ausbildung zur Kunst- und Gestaltungstherapeutin absolviert. Was motiviert sie und wie hilft sie Patientinnen und Patienten?

Seit 15 Jahren ist Katja Reith als Ergotherapeutin in der Psychosomatischen Abteilung der Hescuro Kliniken Bad Bocklet tätig. Nun hat sie erfolgreich eine dreijährige Ausbildung zur Kunst- und Gestaltungstherapeutin absolviert. Ihr Steckenpferd ist die Naturkunst.

Das Gehirn stimulieren

Chefarzt Arpad Grec ist begeistert. Weniger von den bunten Farben auf dem Bild, sondern vielmehr von Katja Reith und ihrer Arbeit, heißt es in einer Pressemitteilung der Klinik. „Psychotherapie ist nicht, im dunklen Raum zu sitzen und zu reden. Vielmehr geht es darum, das Gehirn zu stimulieren“, ist der Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Suchtmedizin überzeugt.

Das kann auf vielfältige Weise geschehen, unter anderem mit künstlerischem, gestalterischem Tun. Umso mehr freut es den Chefarzt der Psychosomatischen Abteilung, dass seine Mitarbeiterin Katja Reith nun die Ausbildung absolviert hat. „Das ist für unsere Arbeit hier sehr wertvoll“, fügt er hinzu.

Mehr Hintergrundwissen

Die Ergotherapeutin gehört schon seit 15 Jahren zum Team. Das gestaltende Arbeiten mit den Patientinnen und Patienten war bereits Teil ihres Aufgabengebietes. „Doch ich wollte mehr Hintergrundwissen“, erklärt Reith.

Schließlich reifte das Vorhaben, berufsbegleitend eine Ausbildung zur Kunst- und Gestaltungstherapeutin zu absolvieren.

Vor drei Jahren startete der Kurs an der Akademie Heiligenfeld Bad Kissingen. Doch dann kam die Corona-Pandemie und brachte so einiges durcheinander. So fanden die theoretischen Ausbildungsabschnitte teilweise hybrid oder als Online-Seminare statt.

Leibtherapie und Kreativtechniken

Dennoch ist Katja Reith überzeugt, es war eine gute und trotz der Begleitumstände eine sehr praxisbezogene Ausbildung. „Ich konnte viele Selbsterfahrungen sammeln und war in der aktiven Macherrolle“, blickt sie zurück.

Zudem eignete sie sich viel neues Wissen und Können an, wie etwa im Bereich der sogenannten Leibtherapie. „Dabei geht es in erster Linie um die eigene Körperwahrnehmung und die Selbstfürsorge.“ Parallel dazu hat Katja Reith auch neue Kreativtechniken gelernt.

Nebenberufliche Kräuterführerin

„Ich fühle mich jetzt sicherer, kann jetzt noch freier reagieren. Außerdem habe ich viele Anregungen und Projektideen mitgenommen“, fasst sie die Ausbildung zusammen. Zu dieser gehörte es auch, eine Facharbeit zu schreiben. „Mein Thema war Naturkunst, denn es gibt immer einen Bezug zwischen der Natur und der Kunst“, erzählt die frisch gebackene Kunsttherapeutin, die nebenberuflich ihre Leidenschaft als Kräuterführerin pflegt.

Mit welchem Baum identifizieren

Denn für sie ist die Natur ein wichtiger Therapiepfeiler. Schon oft hat sie mit den Patientinnen und Patienten Mandalas im Freien gestaltet.

„Ich schaue beispielsweise, welche Blätter sie im Wald suchen und verwenden, oder mit welchem Baum sie sich identifizieren können“, verrät sie. Letzteres wendet sie vor allem zum Einstieg in der Gestaltungstherapie an, um herausfinden, wie sich der Patient, die Patientin im Moment selbst sieht.

„Ich als Baum ist eine hervorragende Metapher. Manch einer zeichnet den Baum bis ins kleinste Detail, andere wiederum mit einer weit ausladenden Krone oder auch dürr, ganz ohne Blätter.“

Der Kopf soll mal Pause machen

Katja Reith geht es bei ihrer Arbeit mit den Patientinnen und Patienten nicht um das Schaffen von Kunstwerken, sondern vielmehr darum, dass sie sich über das künstlerische Medium ausdrücken können. Viele seien auf das Funktionieren konditioniert und blockiert. „Der Kopf soll mal Pause machen“, sagt sie und zeigt verschiedene Kunstobjekte.

Aktuell flechten einige Körbe, andere versuchen sich in der Bearbeitung von Speckstein oder in Seidenmalerei. Nebenan befindet sich eine Werkstatt, in der verschiedene Holzarbeiten möglich sind. „Der Patient soll bei uns spüren, es geht um ihn. Er soll seine eigene Situation wahrnehmen und einen Denkanstoß bekommen.“ Das gelingt vor allem dadurch, dass es von ihr keine Vorgaben gibt, sondern die Aufforderung: „Schaut mal, was euch für eine Idee kommt.“

Kreativität blitzt hier aus jeder Ecke

Was für tolle Ideen die Patienten und Patientinnen umgesetzt haben, wird beim Gang durch den Raum deutlich: Zahlreiche Bilder und Collagen zieren die Wände. Handgefertigte Skulpturen aus Speckstein stehen in einer Vitrine. Kreativität blitzt hier aus jeder Ecke. Reith lässt stolz ihren Blick schweifen und sagt: „Ich liebe meine Arbeit.“

Das könnte auch Sie interessieren:

 

Inhalt teilen

Oder kopieren Sie den Link: