Kultur
Theatergruppe lässt die Sau raus
Lotte (Katrin Frank), Selma (Christine Krapf) und Karin (Carmen Balling) bei der Premiere des Stücks „Lass die Sau raus!“
Lotte (Katrin Frank), Selma (Christine Krapf) und Karin (Carmen Balling) bei der Premiere des Stücks „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
Schlussapplaus für die Theatergruppe Burkardroth und das Stück „Lass die Sau raus!“
Schlussapplaus für die Theatergruppe Burkardroth und das Stück „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
Schlussapplaus für die Theatergruppe Burkardroth und das Stück „Lass die Sau raus!“
Schlussapplaus für die Theatergruppe Burkardroth und das Stück „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Spielszene „Lass die Sau raus!“
Klaus Werner
F-Signet von Klaus Werner Fränkischer Tag
Burkardroth – Irrungen und Wirrungen des Alltags gab es bei der Premiere der Burkardrother Laienspieler. Sämtliche Auftritte sind bereits ausverkauft.

Die Irrungen und Wirrungen des Alltags stellen nicht nur eine Herausforderung dar. Sie sind – auf die Spitze getrieben und auf die Bühne gebraucht – Garanten für herzerfrischende Komödien. So war es auch bei dem Bühnenstück „Lass die Sau raus!“, das von der Theatergruppe Burkardroth im Dialekt, mit bodenständigem Wortwitz und authentischer Spielfreude präsentiert wurde.

„Humorvoll, mit einem Schuss Moral und nah am Zeitgeist“ – das sind für Spielleiter Anton Büchs die Kriterien, die die Theatergruppe Burkardroth an ein Bühnenstück legt. Letztes Kriterium fand man im Trend zum vegetarischen Essen, der den geliebten Schweinebraten aus den Küchen der Rhön vertreibt und der empfindlich den Familienfrieden stören kann.

Das richtige Personal

Auch im 39. Jahr ihres Bestehens hatte man bei der Theatergruppe das richtige Gespür für das passende Thema und für Andreas Wenings Komödie nicht nur die passenden Laien-Schauspieler, sondern auch die Personen für die Technik, für die Maske, für die Bühnengestaltung und auf dem Souffleusen-Stuhl. Sieben Vorstellungen sind geplant und – wie Anton Büchs stolz bestätigte – sowohl in der Edelweiß-Halle in Lauter als auch im Pfarrsaal von Bad Bocklet ausverkauft.

Für die 170 Gäste öffnete sich am Freitag bei der Premierenvorstellung der samt-rote Bühnenvorhang und es präsentierte sich die „gute Stube“ - liebevoll dekoriert mit Esstisch und Stühlen, mit Sideboard und Kachelofen sowie genügend Zu- und Abgängen für den Auftritt oder den Abgang der neun Akteure. Diese trafen sich seit November letzten Jahres zu 24 Proben, die auch nötig waren, um die verzwickte Geschichte in den drei Akten mit all ihren Facetten und Nuancen auf die Bühne zu bringen.

Eskalation am Mittagstisch

„Tiere sind unsere Freunde – aber nicht als Steaks“ – die vegetarische Ernährung war zwar das Leitmotiv für die Komödie, aber die humorvollen Szenen entwickelten sich rund um die Familie Heppner mit Karin (Carmen Balling), Ehemann Norbert (Mario Metz) und Sohn Mirco (Florian Hanft).

Während Karin als fürsorgende Ehefrau für eine Eskalation am Mittagstisch sorgt und Gemüseauflauf mit Salat präsentiert, outen sich Norbert und Mirco als „Spitze der Nahrungskette“ und halten den Gemüseauflauf schon mal für das „Tischgesteck“. Nachdem Proteste wenig nutzen, zieht Norbert mit „Schatzi, Mausi, Lämmlein“ die Kosenamen-Karte und kann Karin zur „Schweinehaltung“ als Nahrungsmittelergänzung überreden – ihre Reaktion: „Als Klügere gibt man nach bis man der Dumme ist.“

Mit Charme und Abgeklärtheit

Carmen Balling spielt die Rolle der fürsorglichen Hausfrau mit Charme und die langjährige Ehefrau mit Abgeklärtheit – auch gegenüber ihren „Busenfreundinnen“ Selma Sulzbach (Christine Krapf) und Lotte Reischel (Katrin Frank). Diese verkörpern auf lustig-bekannte Weise einerseits den Klatsch-und-Tratsch-Zirkel eines Dorfes und andererseits eine kräftige Portion Naivität, die Pariser Chic mit Burkardröther Füß` kombiniert.

Beide tauchen immer dann auf, wenn es etwas zu beobachten, zu belauschen und zu kommentieren gibt – falsche Rückschlüsse eingeschlossen.

Und diese ergeben sich aus einer missverständlich-humorvollen Kombination aus Riesenrammler Rüdiger, dem Mastschwein Anita, dem versehentlich für tot erklärten Großvater Erwin Heppner (Kurt Manger), dem Auftragskiller Hannes Wetzstein (Christoph Ehrenberg) und Riesenrammler-Rüdiger-Besitzer Georg Sulzbach (Tony May).

Zombie-Hase

Ein Mord, aber keine Leiche – ein „Zombie-Hase“ als Wiederkehrer – eine „Anita“ als Geliebte – ein Auftragskiller, der sich als Metzgermeister um „Anita“ kümmern soll. Und weil das noch nicht reicht, gibt es Dr. A. Amaryl (Diana Endres), die als Psychologin und Paartherapeutin im „maskulinen Irrenhaus Heppner“ für Klarheit sorgen soll, aber letztlich feststellt: „Man muss beide Augen zudrücken, damit das Elend nicht sehen muss.“

Alles in allem genügend Turbulenzen für das dreistündige Bühnenstück und einem Happy-End, in dem weniger der Kopf das Ziel der humorvollen Botschaften ist, sondern eher das Zwerchfell der begeisterten Gäste. Da geht es weniger um gendergerechte Sprache, emanzipatorische Bemühungen oder ausgewogene Inhalte, sondern gepunktet wird mit kleinen Anzüglichkeiten, körperbetontem Einsatz, rustikalen Macho-Sprüchen, geschlechterspezifischen Vorurteilen und einer direkten Sprache, die dank des Dialekts authentisch wirkt. „Man red` halt so!“ – und das Publikum versteht´s auch so, wie das Gelächter, der spontane Beifall und der begeisterte Schlussapplaus bewiesen haben.

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