Feldgeschworene
Hüter der Grenzen im Landkreis Bad Kissingen
Das sind die Siebener-Werkzeuge: Pickel, Schaufel, Erdlochspaten, Setzeisen und Senklot für das Zentimeter genaue Setzen der Grenzsteine.
Das sind die Siebener-Werkzeuge: Pickel, Schaufel, Erdlochspaten, Setzeisen und Senklot für das Zentimeter genaue Setzen der Grenzsteine.
Klaus Werner
Die neuen Feldgeschworenen wurden in der Pfarrkirche „St. Antonius“ vereidigt.
Die neuen Feldgeschworenen wurden in der Pfarrkirche „St. Antonius“ vereidigt.
Klaus Werner
In der Jahrestagung der Feldgeschworenen standen Ehrungen an. Unser Bild zeigt (von links) Steffen Frankenberger, Harald Voll, Ralf Schubert, Bruno Albert, Richard Metz, Ewald Wehner, Otto Funck und Landrat Thomas Bold
In der Jahrestagung der Feldgeschworenen standen Ehrungen an. Unser Bild zeigt (von links) Steffen Frankenberger, Harald Voll, Ralf Schubert, Bruno Albert, Richard Metz, Ewald Wehner, Otto Funck und Landrat Thomas Bold
Klaus Werner
Die Totenehrung bei der Jahrestagung der Feldgeschworenenvereinigung Bad Kissingen-West in Gefäll
Die Totenehrung bei der Jahrestagung der Feldgeschworenenvereinigung Bad Kissingen-West in Gefäll
Klaus Werner
F-Signet von Klaus Werner Fränkischer Tag
Gefäll – Die Feldgeschworenen sind stolz darauf, dass sie trotz Digitalisierung die Grenzen vor Ort vermessen, auch wenn sie inzwischen etwa vom satelliten-gestützte Flächenmonitoring unterstützt werden.

Maiglöckchen sind nicht nur Frühlingsboten, sondern als kleiner Strauß am Revers getragen auch ein Symbol für die Feldgeschworenen, den „Hütern der kommunalen Grenzen“ sagt Kreisobmann Otto Funck. Zu bewundern waren diese kleinen Symbole bei der Jahrestagung der Feldgeschworenenvereinigung Bad Kissingen-West mit fast 200 Teilnehmern. Bei dem Treffen vereidigte Landrat Thomas Bold 20 neue „Siebener“ auf dieses lebenslange Ehrenamt, das mit besonderer Verantwortung für das sogenannte „Siebener-Geheimnis“ verknüpft ist.

 

Als Feldgeschworene setzen sie Grenzsteine höher oder tiefer, entfernen diese oder ersetzen beschädigte Vermessungspunkte und agieren so als Hüter der Grenzen, als Mittler bei Grenzstreitigkeiten und nehmen Abmarkungen in Gemeindegebieten in enger Zusammenarbeit mit den kommunalen und Landesbehörden vor.

Das ist das Siebener-Geheimnis

Die dabei verwendeten „Siebenerzeichen“ sind meist besonders geformte und beschriftete Zeichen aus dauerhaftem Material. Sie werden im Bereich des Grenzsteins in einer bestimmten, nur den Feldgeschworenen bekannten Anordnung ausgelegt und als „Siebener-Geheimnis“ nur mündlich weitergegeben werden.

Feldgeschworener ist eines der ältesten Ehrenämter Bayerns und hat auch nach über 600 Jahren nichts von seiner Bedeutung verloren, sondern wird laut Landrat Thomas Bold „im Rahmen der Revitalisierung von Ortskernen oder Grundstücksangelegenheiten bei Infrastrukturmaßnahmen immer wichtiger“. Von daher ist es ein besonderes Ereignis für einen Ort, wenn Feldgeschworene aus dem Landkreis zu Gast sind, und Gefäll feierte dieses Ereignis mit Kirchenparade, Festgottesdienst und Totenehrung, bevor sich die Jahrestagung mit fachlichen Informationen, Regularien und Ehrungen anschloss. Dekan Stephan Hartmann zelebrierte den, von Kirchenchor und dem Männergesangverein Harmonie ausgeschmückten Festgottesdienst und stellte in der Predigt den Bezug zum Amt der Feldgeschworenen her: „Grenzen achten vermeidet Streit, schafft Frieden und ist deshalb auch im Alltag wichtig.“ Von daher seien Grenzen „nicht lebensbeengend, sondern lebensfördernd“.

Guter Brauch sei die Vereidigung der neuen Feldgeschworenen im Festgottesdienst, sagte Landrat Thomas Bold bei der Jahrestagung der Feldgeschworenenvereinigung Bad Kissingen-West in Gefäll. Durch die fränkische Realteilung gebe es gerade in Unterfranken viele Grundstücksgrenzen und hier handelt der „Siebener“ gerecht, unparteilich und im Interesse des Gemeinwohls.

Geschmückt mit Siebener-Krone

Mit der Totenehrung am Ehrendenkmal der Gefallenen erinnerte Kreisobmann Otto Funck die verstorbenen Feldgeschworenen seit dem letzten Treffen im Jahre 2019. Geschmückt war der Bereich mit der „Siebener-Krone“ und den Werkzeugen der Feldgeschworenen: Pickel, Schaufel, Erdlochspaten, Setzeisen und Senklot für das Zentimeter genaue Setzen der Grenzsteine.

Viele Ehrengäste begrüßte Otto Funck im Sportheim des DJK Gefäll als Versammlungsraum. Den Reigen der Grußworte eröffnete Bürgermeister Daniel Wehner, der allen dankte, die an der Gestaltung des Tages mitwirken. Das bayrische Feldgeschworenenwesen sei bundesweit als „immaterielles Kulturerbe“ anerkannt und 25.000 Feldgeschworene überwachen vor allem im fränkischen Raum 80 Millionen Grenzpunkte.

Anfänge im 19. Jahrhundert

Für Staatssekretär Sandro Kirchner sind die Feldgeschworenen fest in der heimatlichen Gesellschaft verwurzelt. Er dankte den Neuen für die Übernahme des Amtes, das dank seiner lebenslangen Funktion mit „großer Erfahrung und großem Wissen“ verbunden ist“. Er erinnerte an die Anfänge des 19. Jahrhunderts als Franken zu Bayern kam und unter Max I. die Kartierung der Grundstücke eingeführt wurde.

Für Bezirksrätin Karin Renner sind die Feldgeschworenen trotz Laptop und Digitalisierung immer noch wichtig und ein Symbol für Vertrauen und Gerechtigkeit. Das Amt lebe vom Amtsinhaber, „von seiner Persönlichkeit, von seiner Integrität“. Wertschätzung gegenüber den Feldgeschworenen drückte auch Manfred Stadler vom Amt für ländliche Entwicklung aus, denn: „Grenzsteine können wandern, obwohl sie in der Erde liegen.“ Ursachen hierfür seien Baumaschinen oder auch mutwilliges Verändern. Stefan Fella vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten betonte die Tradition der Siebener und erweiterte den Horizont um das satelliten-gestützte Flächenmonitoring, das die Arbeit der Siebener unterstütze.

Für Steffen Frankenberger vom Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bad Kissingen sind die Feldgeschworenen aufgrund ihrer „persönlichen Kontakte in der Kommune wichtig“. Er sprach unter anderem die Grundsteuerreform an, wofür das Amt wichtige Daten zur Verfügung stellte, sowie weitere kostenlose Angebote wie Katasterauszüge, Luftbildaufnahmen und topografische Karten.

Ernennungsurkunden und Ehrenzeichen

Landrat Thomas Bold lobte die Zivilcourage, die man braucht, um Recht zu sprechen, denn „häufig sei man Schiedsrichter bei Grenzstreitigkeiten“. Als besondere Ehre betrachtete er einerseits die Aushändigung der Ernennungsurkunden an die neuen Feldgeschworenen und andererseits die Übergabe von Urkunden, Präsenten und dem Ehrenzeichen „Goldener Senkel“ für die langjährige Tätigkeit als Feldgeschworener. Seit 55 Jahren im Dienst ist Bruno Albert (Waldfenster), die 40-jährige Dienstzeit haben Ewald Wehner (Stralsbach), Richard Metz (Waldfenster), Arno Wehner (Gefäll) und Edwin Voll (Katzenbach) erreicht. Seit 25 Jahren im Dienst sind Ralf Schubert (Garitz), Helmuth Zehe (Stangenroth) und Harald Voll (Gefäll).

Wald- und Flurwege anlegen

„Wir werden noch gebraucht“, so begann Kreisobmann Otto Funck die Regularien bei der Jahrestagung. Trotz der Digitalisierung „sind wir es, die die Grenzsteine genau vermessen und einsetzen“. Er berichtete vom jährlichen Treffen der 25 Ortsobmänner, die im Kreisverband Bad Kissingen-West zusammengeschlossen sind, von den Schulungen für die Feldgeschworenen, von der Zusammenarbeit beim Anlegen von Wald- und Flurwegen, „damit keine Autobahnen entstehen“, und von den Erhöhungen der Entschädigungen und der Tagespauschale.

Nach einem Kassenbericht durch Franz-Peter Uhlmann bestätigten die Kassenprüfer die Ordnungsmäßigkeit aller Vorgänge. Die beantragte Entlastung erfolgte einstimmig. Bei den Neuwahlen wurden für die nächsten sechs Jahre folgende Personen per Akklamation gewählt: Kreisobmann wurde Otto Funck, sein Stellvertreter wurde Thomas Kirchner und als Schriftführer sowie als Kassier fungiert weiterhin Franz-Peter Uhlmann. Kassenprüfer wurden Alwin Mahlmeister und Friedmar Metz.

Abschließend wies Otto Funck auf den nächsten Feldgeschworenentag hin, der 2025 in Bad Bocklet stattfinden wird.

 

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