Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen wird das Sommerfest am 1./2. Juli auf der Trimburg sein. Am vergangenen Freitag wurde im Rahmen dieser Jubiläumsaktionen auf der Streuobstwiese nahe dem Wanderparkplatz in Großenbrach ein vier Meter hoher Maulbeerbaum gepflanzt.
Ob es genau der 250. Obstbaum war, konnte Kreisvorsitzender Franz Zang nicht sagen. Aber etwa so viele stehen heute auf der insgesamt fünf Hektar großen Streuobstfläche, von der 3,8 Hektar dem Bund Naturschutz (BN) gehören und die restliche Fläche sich der Landesbund für Vogel- und Naturschutz und private Eigentümer teilen.
Mit zehn Bäumen fing es an
Im Februar 1992 begann der Naturschutzbund dort mit dem Kauf einer knapp ein Hektar großen Fläche, auf der zehn alte Bäume mit seltenen, vom Aussterben bedrohten regionaltypischen Obstsorten standen. Dank der großzügigen Spende des Bad Kissinger Ehepaars Johannes und Barbara Köhler wurden im Oktober weitere Obstbäume gepflanzt. Im Laufe der folgenden drei Jahrzehnte wurden bis 2019 weitere Flächen hinzugekauft, deren Obstbaumbestand durch Neupflanzungen ergänzt wurde. „Von heute 250 Obstbäumen haben wir etwa 200 selbst gepflanzt“, schätzt der Kreisvorsitzende.
Der Beginn 1992 in Großenbrach fiel in jene Zeit, als Eigentümer ihre alten Streuobstwiesen aufgaben. Gründe gab es einige: Für Neubaugebiete an den Ortsrändern wurden Flächen gebraucht. Dafür wurden die Wiesen gern geopfert, machten sie den Besitzern doch viel Arbeit und brachten nichts mehr ein, da das Obst in den modernen Supermärkten viel preiswerter zu kaufen war. Zang: „Noch heute kommen 70 Prozent des in Deutschland verkauften Obstes aus dem Ausland.“ Mit Aufgabe der Streuobstwiesen verschwanden aber auch wichtige Lebensräume für die heimische Tierwelt. Deshalb übernahm der Bund Naturschutz die Aufgabe, solche Lebensräume zu bewahren.
Mehrere Förderprojekte
Inzwischen gibt es verschiedene Förderprojekte zur Pflege alter Streuobstwiesen, die vor Verbuschung geschützt und deren Bäume regelmäßig beschnitten und Tothölzer gegen Sturm gesichert werden müssen. Finanziert wird die Pflege hiesiger Flächen durch Sponsoren wie den Ostheimer Getränkehersteller Bionade oder staatliche Programme wie „Grüngitter“. Streuobstbestände gehören in Mitteleuropa mit etwa 5000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen. Mit vielen sogar seltenen und gefährdeten Arten gelten sie inzwischen als Merkmal für Biodiversität.
Zur Erhaltung dieser Naturlandschaft schloss die bayerische Landesregierung vor drei Jahren den „Streuobstpakt“ mit dem Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz, den bayerischen Landschaftspflegeverbänden, dem Bayerischen Bauernverband, der Landesvereinigung für ökologischen Landbau, dem Verband der Bayerischen Fruchtsaftindustrie, dem Bund deutscher Baumschulen und dem Landesverband für Gartenbau und Landespflege.
Streuobstbestände mehren
Gemeinsames Ziel ist die Erhaltung und Mehrung der bayerischen Streuobstbestände. Bestehende Streuobstwiesen sollen erhalten und bis 2035 zusätzlich eine Million Bäume gepflanzt werden. Nicht nur das politische Bewusstsein zur Förderung der Streuobstwiesen hat in vergangenen Jahren zugenommen, betonte der BN-Kreisvorsitzende, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung: „Seit Beginn der Corona-Zeit wurde wieder viel mehr Fallobst aufgesammelt. Die Selbstversorgung hat zugenommen.“
Die jetzt am Großenbracher Wanderparkplatz gepflanzte Schwarze Maulbeere ist „die erste weit und breit in diesem Gebiet“, glaubt Zang. „Der Baum kommt gut mit Trockenheit zurecht.“ Bewässert werden soll das unterhalb der Hügelkuppe stehende Bäumchen über einen hierfür flach angelegten Graben, in dem sich das herabfließende Regenwasser sammeln kann. Die schwarzen Beeren des Maulbeerbaumes lassen sich zu schmackhafter Marmelade oder in Kuchen verarbeiten. Vielleicht erweitern sie in wenigen Jahren das vielfältige Obstsortiment seiner Streuobstwiesen, das der Kreisverband inzwischen als Bioware zertifiziert in der Region verkauft.
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